Flüchtlinge in Calais: Vom „Dschungel“ auf die Fähre
Tausende Flüchtlinge sitzen in der französischen Hafenstadt fest. Während einer Kundgebung gelingt es einigen, aus Protest eine Fähre zu stürmen.
CALAIS afp | Am Rande einer Kundgebung gegen die Zustände im berüchtigten „Dschungel“-Lager im nordfranzösischen Calais ist es rund 50 Flüchtlingen am Samstag gelungen, auf eine Fähre vorzudringen. Der Hafenbetrieb wurde daraufhin vorübergehend eingestellt, wie die Behörden mitteilten. Zuvor hatten hunderte Menschen friedlich demonstriert.
Die Flüchtlinge hofften offensichtlich, mit der Fähre „Spirit of Britain“ nach Großbritannien zu gelangen. Sie wurden in einem mehrstündigen Polizeieinsatz alle von Bord geholt. 24 von ihnen wurden nach Behördenangaben festgenommen.
Der Hafenbetrieb in Calais wurde wegen des Vorfalls zunächst eingestellt, am Abend jedoch wieder aufgenommen. Die Polizei war nach offiziellen Angaben mit etwa 80 Beamten im Einsatz und brauchte etwa drei Stunden, um der Lage Herr zu werden.
Rund 2000 Menschen hatten am Nachmittag friedlich gegen die Zustände in dem Flüchtlingslager protestiert. Sie forderten „einen würdigen Aufenthalt“ für die Flüchtlinge. Aus der Menge drangen bis zu 150 Menschen auf das Hafengelände vor.
In dem Lager sitzen unter erbärmlichsten Bedingungen tausende Flüchtlinge fest, die nach Großbritannien wollen. Sie versuchen immer wieder, auf Fähren oder in Züge zu gelangen, was aber nur äußerst selten gelingt.
Leser*innenkommentare
Trabantus
Flüchtlinge?
das waren sie möglicherweise, bis sie Frankreich erreichten.
Seither sind sie migrationswillige Menschen, die sich das Ziel Großbritannien auswählten.
GB muss sie nicht hereinlassen. Das ist das gute Recht eines jeden Staates, Einwanderung zu kontrollieren. Frankreich kümmert sich, wie alle anderen europäischen Staaten auch, um Flüchtlinge. Den Aufenthalt von Menschen, welche sich sozusagen auf der Durchreise befinden und das zum großen Teil auch noch ohne Registrierung, also illegal, zu gestalten, liegt nicht in der Verpflichtung des französischen Staates. Sicher, die Zustände in Calais´s Dschungel sind menschenunwürdig. Doch den französischen Staat dafür verantwortlich zu machen, halte ich für zu kurz gegriffen.
Und bald werden sich solche "Dschungel" auch noch an anderen innereuropäischen Grenzen bilden, wenn die europäischen Staaten endlich mit Konsequenz beginnen (und der Prozess ist bereits ibn vollem Gange), eine Unterscheidung zwischen Flüchtlingen nach der Genfer Konvention und (Wirtschafts-) Migranten zu vorzunehmen.
Wenn sich dann, wie in Calais, Menschen finden, die sich um die auf ihrer Fahrt Gestrandeten kümmern, ehrenamtlich oder seitens der betroffenen Kommunen, so ist das aller Ehren und Unterstützung wert. Doch besteht kein Anspruch darauf. Also ist der pauschalierend anklagende Ton in der Berichterstattung über solche Zustände wenig hilfreich und schon gar nicht objektiv.
mrf
Na ja wenn ein Staat solche Zustände zulässt und alles sich selbst überlässt, dann kommt man aus der Nummer nur schwer wieder raus.
Mal davon abgesehen gibt es solche Lager nicht nur eins in Frankreich.