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Flüchtlinge für Boykott

■ Argumente gegen die Demo am 8.11./ Aufforderung zur Teilnahme am 4.11.

Die „Vereinigte Flüchtlingsbewegung“ (VFB) hat zum Boykott der bundesweiten Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit am 8. November aufgerufen. Die VFB, nach eigenen Angaben die einzige selbstorganisierte Berliner Gruppe von Asylbewerbern, will sich mit dem Boykott von der Politik der Bundesregierung distanzieren. Gleichzeitig fordert die Vereinigung dazu auf, an der Demo am 4. November teilzunehmen. Nach Meinung der VFB-Mitarbeiter beabsichtigen die deutschen Politiker, die zu der Demonstration am 8. November aufrufen, mit der Kundgebung über die Existenz rassistischer Ausschreitungen hinwegzutäuschen. Die Ursachen der Aggressionen gegen Ausländer würden dort nicht angesprochen, kritisierte Achmed Ali aus Marokko.

Nach Meinung des VFB müßte die Demonstration am 9. November stattfinden, um so auf die Pogromnacht von 1938 zu verweisen. Bezeichnend, gerade für die Haltung der Linken in der BRD, sei auch, daß die AL ihr Vorbereitungstreffen für die Demo am 8. November genau auf den 4. November, 18 Uhr, gelegt habe, auf den Starttermin der Demonstration gegen die Regierungspolitik.

Die VFB, erst vor einem Monat von 15 Asylbewerbern aus sechs Berliner Heimen gegründet, möchte vor allem praktische Hilfe leisten. „Wenn die Flüchtlinge hierherkommen, wissen sie nichts, deshalb übersetzen wir die deutschen Asylbestimmungen in viele Sprachen, erklären, wie man sich einen Anwalt nimmt“, beschrieb Emmanuel Kwesi aus Ghana die Aufgabe der Vereinigung. Auch eine Zeitung solle bald erscheinen, die Asylbewerbern Rechtshilfe gibt. Kwesi denkt außerdem daran, mit Schülern zu diskutieren. Der Spielraum für die VFB sei jedoch eng begrenzt. Auf Schwierigkeiten mit den Heimleitungen in Berlin stieß die Gruppe bereits, als sie Flublätter verteilte, die zur Demo aufriefen. Allen Asylbewerbern ist die politische Betätigung untersagt. ste

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