Flüchtlinge bereiten sich auf Studium vor: Hochmotiviert an die Uni
Berlins Hochschulen bieten spezielle Kurse für Flüchtlinge an, um sie fürs reguläre Studium fit zu machen – und haben Erfolg damit.
Für ein reguläres Studium müssen Flüchtlinge – wie andere ausländische Studenten auch – sehr gute Deutschkenntnisse in einem Test nachweisen. Voraussetzung sind auch ein Abi-Zeugnis oder vergleichbare Leitungsnachweise. Bei der Finanzierung haben bisher nur anerkannte Asylbewerber Anspruch auf BAföG. Geduldete können diese Unterstützung seit Januar 15 Monate nach dem Start ihres Asylverfahrens beantragen. Menschen mit Aufenthaltsgestattung haben keinen Anspruch. „Durch die sehr langen Asylverfahren gibt es da manchmal ein Lücke, und Nachbesserungen wären gut“, sagt Abraham van Veen, Leiter des TU-Studierendenservice. „Jedoch nicht grundsätzlich. Nach unseren Erfahrungen ist nicht jeder Geflüchtete arm.“
Mit finanzieller Hilfe des Senats hatten die großen Unis bereits 2015 spezielle Förderangebote für Flüchtlinge aufgelegt. Bis Mitte April hätten sich 373 geflüchtete Menschen zu Studienmöglichkeiten an der TU beraten lassen, sagt Sprecherin Susanne Cholodnicki, darunter rund zehn Prozent Frauen. Rund 90 Prozent kamen aus Syrien, acht Prozent aus Afghanistan, dem Irak und Iran. Nicht alle sind junge Abiturienten. Manche hatten in ihrer Heimat bereits ein Studium begonnen. Ein Syrer habe bereits einen Master in Physik und wolle nun an der TU promovieren, berichtet Cholodnicki.
172 Flüchtlinge nehmen nun an dem TU-Studienkolleg teil, das Flüchtlinge auf ein reguläres Studium vorbereitet. Für einen Platz im Kurs müssen sie zuerst einen Mathematiktest bestehen. Die TU will sich damit von der fachlichen Eignung der Bewerber für ein technisches Studium überzeugen.
Die größte Hürde aber bleibt die Sprache. „Die erste Flüchtlingsklasse ist im November gestartet“, berichtet van Veen. „Die Erfahrungen sind bisher extrem positiv, die Studierenden sind hochmotiviert.“ In elf Monaten will die Uni die Gruppe mit mehreren Stunden Sprachunterricht am Tag auf ein Deutsch-Niveau von C1 bringen. C2 steht bereits für Kenntnisse wie ein Muttersprachler.
Van Veen geht davon aus, dass viele Teilnehmer im Wintersemester den Sprung in ein reguläres Studium schaffen. Die meisten Flüchtlinge interessieren sich für Elektrotechnik, Informatik, Bauingenieurwesen, Architektur und Maschinenbau. Die TU will ihr Integrationsprogramm in den kommenden vier Jahren mit Bundesmitteln in Höhe von 1,2 Millionen Euro ausbauen.
Auch an der FU ist das Interesse am „Welcome“-Programm groß. Bis Februar meldeten sich über 200 interessierte Flüchtlinge. Zur Infoveranstaltung im März kamen nochmals 180, heißt es aus der Pressestelle. Insgesamt 130 Menschen nehmen bisher an dem Programm teil, 70 büffeln in Sprachkursen. Auch die FU rechnet für das Wintersemester mit den ersten regulären Studenten, die als Flüchtlinge kamen. Im vergangenen Wintersemester waren Syrer und Afghanen unter den Eingeschriebenen aus dem Ausland noch eine Ausnahme – gerade mal 66 von mehr als 36 000. Der Flüchtlings-Status wird dabei nicht gesondert erfasst.
An der Humboldt-Universität lernen 50 Flüchtlinge in Intensivkursen Deutsch. 106 haben sich als Gasthörer eingeschrieben, berichtet Pressereferent Ibou Diop. Es seien 21 Frauen und 85 Männer aus Syrien, Iran und Afghanistan, die sich vor allem für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften interessierten. Einige Lehrveranstaltungen würden von Dolmetschern auch in Farsi und Arabisch übersetzt.
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