Flüchtlinge auf Lampedusa: Nackt zur Desinfektionsdusche
Das italienische Fernsehen zeigt erschreckende Bilder von Flüchtlingen auf Lampedusa. Die Bürgermeisterin gibt Rom die Schuld an der „KZ-ähnlichen“ Behandlung.
ROM dpa/afp | Eine offensichtlich erniedrigende Behandlung von Flüchtlingen in dem Aufnahmezentrum der Insel Lampedusa schockiert Italien. Bilder des RAI-Fernsehens zeigen, wie sich Migranten in dem Zentrum reihenweise im Freien nackt an einer Wand aufstellen müssen, um dann in der winterlichen Kälte aus hygienischen Gründen mit einem Mittel gegen Krätze abgespritzt zu werden.
Missstände in dem zumeist überfüllten Aufnahmelager auf der kleinen Insel zwischen Tunesien und Italien hatten bereits mehrfach für negative Schlagzeilen gesorgt.
In Rom prangerte Italiens Regierungschef Enrico Letta am Dienstagabend diese „schlimmen Bilder“ von Lampedusa an. Er will klären lassen, wer für das Vorgehen verantwortlich ist. Er versprach „gründliche“ Ermittlungen zu dem Fall, um „die Verantwortlichen zu bestrafen“.
Auch die EU hat reagiert. „Wir haben eine Untersuchung zur entsetzlichen Behandlung in zahlreichen Auffanglagern eröffnet“, erklärte Innenkommissarin Cecilia Malmström am Mittwoch über Twitter. Ihre Behörde werde auch „nicht zögern, ein Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten“, warnte sie.
Behandelt wie ein „Tier“
„Ihre 'Schuld' besteht darin, sich die Krätze zugezogen zu haben“, kritisierte am Mittwoch der rechtsliberale Mailänder Corriere della Sera. Diese respektlose Behandlung der Flüchtlinge sei erniedrigend wie in einem der berüchtigten „Lager“.
Die permanente Überfüllung des Zentrums sei unhaltbar, das Personal könne trotz aller Bemühungen nur unzulänglich helfen, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Seit Jahren sei Rom gebeten, Migranten rascher von Lampedusa zu verlegen.
In dem TV-Bericht beklagte sich ein namentlich nicht genannter Flüchtling, wie ein „Tier“ behandelt zu werden. Er habe mindestens 65 Tage in dem Zentrum verbracht, wobei Migranten doch innerhalb von 48 Stunden in einem anderen Zentrum untergebracht werden sollten, hielt das UNHCR fest. Die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini, hat das Innenministerium in Rom für die Situation verantwortlich gemacht und von „KZ-ähnlicher“ Behandlung gesprochen.
Massive Flüchtlingswellen aus Afrika und dem Nahen Osten sorgen immer wieder für Chaos auf der Insel, oft sind dann 1000 oder mehr Migranten in dem Zentrum untergebracht, das nur für 250 gebaut ist.
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