Flixbus schluckt Postbus: Die Fernbuskrake
So war das nicht gemeint: Seit der Marktöffnung 2013 gibt es günstige Fernbusse. Jetzt wird Flixbus zum Monopolisten. Droht ein Preisdiktat?
Was Janisch so in Rage versetzt: Der bisherige Marktführer bei Fernbussen, Flixbus, schluckt den Konkurrenten Postbus. Die Post hatte mit ihrer Bustochter kein Geld verdient, sagt deren Finanzchef Larry Rosen. Jetzt gibt sie das Geschäft auf. Das ist allerdings keine normale Übernahme, sondern rein nach Zahlen eine de-facto Monopolisierung im Fernbusbereich.
Denn mit 80 Prozent Marktanteil hat Flixbus nun kaum noch Konkurrenten in Deutschland. „Das kann langfristig nur zu höheren Fahrpreisen und einem reduzierten Angebot führen“, sagt Marion Jungbluth von der Verbraucherzentrale Bundesverband der taz. Vermutlich würden weniger ausgelastete Strecken geschlossen werden, kleinere Städte also seltener angefahren.
Ähnlich sieht es Anja Smetanin, Sprecherin des Verkehrsclubs Deutschland: „Eigentlich müsste allmählich das Kartellamt eingreifen“, sagt sie. Doch das Kartellamt, eigentlich dafür zuständig Monopole zu verhindern, winkt ab: „Wir haben weder die betroffenen Märkte noch die möglichen Auswirkungen auf den Wettbewerb im vorliegenden Fall näher analysiert“, sagt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes.
Dem Kartellamt sind die Hände gebunden
Ihm sind schlicht die Hände gebunden, weil seine Prüfer erst eingreifen dürfen, wenn die beteiligten Unternehmen weltweit Umsatzerlöse von mehr als 500 Millionen Euro erzielt haben. Das gilt weder für Flixbus noch für die Bustochter der Post.
Thomas Lutze sitzt für die Partei Die Linke im Verkehrsausschuss des Bundestages und sieht durch die neue Übernahme die Liberalisierung des Fernbusmarktes als gescheitert an. Die Linksfraktion hatte als einzige Fraktion 2013 im Bundestag gegen diese Liberalisierung gestimmt. Damals versprachen sich Union, SPD und Grüne auch mehr Konkurrenz für die Bahn. „Aus ‚mehr Wettbewerb‘ zu Gunsten der Fahrgäste ist spätestens heute ein zweites Verkehrsmonopol entstanden“, sagt Lutze. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis die Fahrpreise deutlich ansteigen.
Die Expansion von Flixbus vollzog sich in mehreren Etappen. Anfang 2015 schloss sich das Unternehmen mit MeinFernbus zusammen, Ende Juni schluckte das fusionierte Unternehmen dann Magebus.com. Möglich machte das auch das Geld der New Yorker Investmentfirma General Atlantic, die oft in Startups wie Airbnb, Uber oder BuzzFeed investiert, die durch schnelles Wachstum einen Markt dominieren wollen.
Wenig Konkurrenz
An Konkurrenten in Deutschland bleibt jetzt noch ausgerechnet die Bahn mit Berlinlinienbus und dem IC Bus. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Nicht nur, weil die Bahn mit ihren Zügen im Fernverkehr wegen der billigeren Bussen mit 250 Millionen Euro weniger Umsatz pro Jahr rechnet. Bahnchef Rüdiger Grube hält das Fernbusgeschäft, mit dem sich die Bahn quasi selbst Konkurrenz macht, für „Blödsinn“. Dann wäre Christian Janisch mit seinem Unternehmen DeinBus, das sich 2014 nach einer Insolvenz neu aufgestellt hat, der letzte Konkurrent.
Nicht alles sehen die Fusion so kritisch, am wenigsten natürlich Flixbus selbst. „Wir möchten jetzt ein Produkt für alle Alters- und Zielgruppen bieten“, teilte André Schwämmlein, FlixBus-Gründer und Geschäftsführer mit – die Post hatte sich eher auf Komfort für ältere Kunden spezialisiert.
„Der Fernbus steht im Wettbewerb mit allen Verkehrsträgern“, sagt Kai Neumann, Referent Fernbus beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer. Rechne man PKW raus, entfallen 75 Prozent des Fernverkehrs in Deutschland auf die Bahn, 13 auf das Flugzeug und nur 11,5 Prozent auf Fernbusse (Werte gerundet). Außerdem wagten sich schon wieder neue Unternehmen nach Deutschland: Seit einigen Wochen gibt es Hellö, eine Tochter der Österreichischen Bundesbahnen, die mit ihren Bussen nach Deutschland und zwischen deutschen Städten verkehrt.
Für die Post war das Fernbusgeschäft übrigens nicht zentral. Der Verkauf schlägt sich kaum in den Zahlen nieder. Die sind so gut wie nie zuvor: So viel Gewinn wie zwischen April und Juni, 752 Millionen Euro, konnte der Bonner Konzern noch nie in einem zweiten Quartal verbuchen.
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