Flensburgs Oberbürgermeisterin: Simone Lange abgewählt
Sie wollte mal SPD-Chefin werden. Jetzt hat Simone Lange ihr Amt im Flensburger Rathaus verloren.

Es begann als knappes Rennen. Aber je mehr Wahlkreise am Sonntagabend ausgezählt wurden, desto klarer setzte sich Fabian Geyer bei der Stichwahl um den Oberbürgermeisterposten in Flensburg gegen Amtsinhaberin Simone Lange durch. Schließlich verlor die Sozialdemokratin mit 44 zu 56 Prozent gegen den parteilosen Geschäftsführer des regionalen Arbeitgeberverbands. Es ist nach der verlorenen Landtagswahl eine weitere Schlappe für die SPD Schleswig-Holstein – und für die 45-jährige Lange persönlich.
Ein Bündnis aus SPD, CDU und Grünen hatte bei der Wahl 2016 die Wahl-Schleswig-Holsteinerin unterstützt, die in Flensburg als Kriminalpolizistin gearbeitet hatte, bevor sie 2012 für die SPD in den Landtag einzog. Als im Herbst 2015 Tausende Geflüchtete am Flensburger Bahnhof festsaßen, weil Dänemark ihnen die Einreise verweigerte, gehörte Lange zu den bekanntesten Helfer*innen.
Damals entstand die Idee, für das Spitzenamt im Rathaus zu kandidieren. Lange gewann im ersten Wahlgang. Dabei ist Flensburg keine SPD-Hochburg, auch weil die Minderheitenpartei SSW in der Grenzstadt stark ist. Eine effektive, soziale und bürgernahe Politik erhofften sich die Parteien von Lange. Doch der Vorschusslorbeer welkte.
Dabei wollte Lange von Flensburg aus ganz hoch hinaus: Sie bewarb sich 2018 und 2019 um den Bundesvorsitz der SPD, unterlag aber beide Male. Neben Achtung gab es dafür auch Kritik angesichts vieler ungelöster Probleme in der 90.000-Einwohner*innen-Stadt: Es fehlt an Wohnungen, es herrscht Verkehrschaos.
Der Begriff „investorenfeindlich“ ging um
Doch als die Stadt eine Straße sperrte, um Lärm, Smog und Autos zu reduzieren, folgten Wut und Prozesse. Immer noch unbeantwortet ist, wo ungewollt Schwangere abtreiben lassen können, wenn die christlich geführte Klinik den Eingriff nicht mehr anbietet. Bei der Debatte um den Bahnhofswald steckte Lange zwischen Baum und Borke: Die Besetzer*innen sahen es als Verrat, als entgegen Langes Zusagen geräumt wurde. Gleichzeitig sahen sich die Investoren, die in dem Mini-Wäldchen ein Hotel errichten wollen, von der Stadt nicht unterstützt. Der Begriff „investorenfeindlich“ ging um.
Als Konsequenz unterstützte die CDU nun den jetzigen Wahlsieger Geyer, während SPD und Grüne – etwas zögerlich – bei Lange blieben. Doch es reichte nicht: Sie muss im Januar das Rathaus räumen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?