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Flensburger Grüne über Plastiktüten„Einfach weglassen“

Die Stadt Flensburg möchte den Verbrauch von Einwegtüten um 90 Prozent reduzieren. Neue Ideen oder eine Umweltgebühr gibt es nicht – dafür viel Idealismus.

Sollen aus Flensburg verschwinden: herumwehende Einwegplastiktüten. Bild: dpa
Andrea Maestro
Interview von Andrea Maestro

taz: Frau Kittel-Wegner, Sie wollen in Flensburg 90 Prozent der Plastiktüten reduzieren. Wie soll das funktionieren?

Ellen Kittel-Wegner: Das klingt erst mal riesig viel. Es geht uns dabei um Einwegplastiktüten. Die meisten Plastiktüten werden verbraucht, ohne dass sie wirklich gebraucht werden. Einen großen Anteil der Plastiktüten kann man also schon reduzieren, indem man sie einfach weglässt. Da, wo es sinnvoll ist, eine Verpackung zu nehmen, heißt für uns die Alternative Mehrweg – also Tragetaschen aus Stoff oder Papier. Die Menschen sollen einfach dreimal darüber nachdenken, ob sie für die Paprika wirklich eine Einmaltüte brauchen.

Eine Verhaltensänderung bei den Konsumenten? Klingt schwierig.

Das ist uns bewusst, aber genau deshalb setzen wir nicht auf Verbote, sondern auf Kreativität und Vorbildaktionen. Wir wollen dahin kommen, dass die Leute sagen, Mehrweg ist cool, die Taschen gefallen uns besser. Ein Verbot würde nur Widerstand erzeugen.

In Ihrem Antrag schreiben Sie, dass das Problem mit den Plastiktüten jeder kennt. Warum setzen Sie dann trotzdem auf eine Informationskampagne?

Wir setzen ja nicht nur auf Information, sondern auch auf Aktionen zum Mitmachen. Informationen reichen tatsächlich nicht, sonst würde auch kein Mensch mehr Autofahren und nur noch wenig Fleisch essen. Es kommt auf den Dreiklang an: Wissen, Einsicht und der Wille zur Umsetzung.

Haben Sie schon konkrete Ideen für die Umsetzung?

Mit dem Beschluss des Antrags, der von allen Fraktionen unterstützt wurde, haben wir diese Aufgabe an die Stadtverwaltung weitergegeben. Innerhalb unserer Fraktion gab es aber schon viele Ideen. Mit Einzelhändlern als Sponsoren könnten Wettbewerbe mit Schulklassen veranstaltet werden. Nach dem Motto: Wer kreiert die schönste Tasche oder hat das beste Konzept für eine Stadt ohne Plastiktüten. Auch Infostände auf dem Wochenmarkt bei denen es besondere Taschen zu günstigen Preisen gäbe, könnte ich mir vorstellen.

Im Interview: Ellen Kittel-Wegner

49, die gebürtige Westfälin ist Pädagogin und Handelsfachwirtin und Fraktionsvorsitzende der Grünen in Flensburg.

Warum wollen Sie keine Umweltabgabe einführen?

Das ist von Seiten der Stadt nur schwer umzusetzen. Vielleicht wird das bald aber auf EU-Ebene eingeführt. Deshalb sagen wir den Einzelhändlern auch: Macht euch jetzt Gedanken, bevor es in Brüssel beschlossen ist.

Was soll sich bei den Einzelhändlern verändern?

Einige müssen verstehen, dass viele Einwegtüten nicht automatisch viel Service bedeuten. Viele Kunden wissen Umweltbewusstsein der Händler zu schätzen. Die Einzelhändler könnten ihre Mehrwegtaschen viel stärker bewerben oder zum gleichen Preis anbieten, wie eine einfache Plastiktüte.

Aber Stofftaschen gibt es doch auch jetzt schon. Glauben Sie wirklich, dass diese Aktionen den Verbrauch um 90 Prozent reduzieren?

Ja, wir halten diese Zahl für realistisch. Aber uns ist klar, dass wir einen langen Atem brauchen.

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2 Kommentare

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  • Mehrmals verwenden und wieder mitbringen geht auch.

  • vor ein paar Tagen "Kalifornien verbietet die Plastiktüte", geht also ganz einfach ; )