: Flächendeckender Streik?
■ Tarifkonflikt spitzt sich zu
Frankfurt/Main (dpa) – Der Tarifkonflikt in der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie spitzte sich gestern zu. Wenn sich bis zum Auslaufen der Friedenspflicht am 28. Januar keine Lösungswege abzeichnen, droht nach Ansicht von IG-Metall-Chef Klaus Zwickel im Superwahljahr 1994 ein flächendeckender Streik mit kaum kontrollierbaren politischen Folgen. Er zeigte gleichzeitig Lösungsvarianten auf – und zwar auf der Grundlage des VW-Modells.
Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Gesamtmetall, Dieter Kirchner, befürchtet, daß durch einen Streik zehn Prozent der Unternehmen der Branche mit etwa 300.000 Arbeitsplätzen Konkurs anmelden müßten. Die Große Tarifkommission der IG Metall Baden-Württemberg rief die rund eine Million Beschäftigten der Branche im Südwesten zu Warnstreiks nach dem Ende der Friedenspflicht auf. In einer in Leinfelden bei Stuttgart verabschiedeten Entschließung wurde die „Blockadepolitik“ der Unternehmer in den Tarifverhandlungen verurteilt. Die dritte Verhandlungsrunde im Tarifgebiet Nordwürttemberg/Nordbaden war am Dienstag ergebnislos vertagt worden.
Zwickel betonte, auf alle bislang unterbreiteten Vorschläge der Gewerkschaft, über eine Verkürzung oder Neugestaltung der Arbeitszeit die Beschäftigungslage zu stabilisieren, hätten die Arbeitgeber mit einer „totalen Verweigerung“ reagiert. Nach Darstellung Zwickels hat die IG Metall eine Fülle von Vorschlägen unterbreitet, die auch dem neuen Flächentarifvertrag eine neue Zukunft eröffneten. Angelehnt an das VW-Modell, könnten bestehende Manteltarifverträge durch zusätzliche Rahmenbedingungen ergänzt werden, aus denen sich einzelne Unternehmen dann ein Modell zusammenstellen.
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