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Fitte Frauen haben's schwer

■ Auch bei den Orientierungskursen Frauen-In-Technik regiert inzwischen der Rotstift / Dennoch: Mitmachen kann sich lohnen

„FIT macht wirklich Spaß. Hier können die Frauen kreativ arbeiten.“ Claudia Paetzel-Hank, Mitarbeiterin der Hamburger „Stiftung Berufliche Bildung“, macht sich Sorgen. Denn Frauen-In-Technik ,der Orientierungskurs für arbeitslose Frauen oder Berufsrückkehrerinnen leidet, wie so viele Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen, unter der Verschärfung des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG). „Die Sparmaßnahmen gefährden diese frauenspezifischen Kurse“, befürchtet die Sozialpädagogin.

Dabei ist das FIT-Konzept durchaus erfolgversprechend. Die Kurse sollen Frauen die Möglichkeit geben, Erfahrungen mit technischen Berufen zu sammeln. „Da können sie acht Wochen in Elektro- und Metallberufe hineinschnuppern und Versorgungstechnik kennenlernen“, schildert Claudia Paetzel-Hank. Die Frauen lernen schweißen, löten oder bohren und frischen ihre Rechenkenntnisse auf.

Doch seit Arbeitsminister Blüm Mitte des vergangenen Jahres durch seinen drastischen Sparkurs die förderungswürdigen Maßnahmen fast auf die Hälfte eingedampft hatte, weht auch den FIT-Frauen ein kälterer Wind um die Nase. So müssen Frauen, die an verschiedenen Vorkursen teilnehmen wollen, neuerdings ein Jahr Zwangspause einlegen. Eine Regelung, die besonders interessierte Ausländerinnen betrifft: „Die Frauen besuchen gewöhnlich den Deutschunterricht der Stiftung“, beschreibt Paetzel-Hank die Situation, „und müssen dann bis zum FIT-Kurs ein Jahr warten.“ Und wenn sie sich dann auch noch zur Facharbeiterin umschulen lassen wollen, geht ein weiteres Jahr ins Land. „Das ist verrückt“, seufzt die Betreuerin, „in dieser Zeit verlernen sie doch wieder alles.“ Weil keine alt und grau werden wolle, bevor sie endlich mit ihrer Umschulung beginnen kann, verzichte sie eben auf die FIT-Kurse. So werde es immer schwieriger, die Kurse voll zu bekommen. Und das, obwohl diese bereits von früher fünf auf ganze zwei zusammengestrichen wurden.

Trotzdem macht Claudia Paetzel-Hank den Frauen Mut, sich bei ihr zu melden. Denn wer bei den FIT-Kursen mitgemacht hat, hat einen Umschulungsplatz zur Facharbeiterin sicher. So qualifiziert, sind die Berufsaussichten, je nach Arbeitsfeld, recht gut. „Wenn sich aber eine Frau nach der achtwöchigen Fortbildung entscheidet, zum Beispiel Gärtnerin zu werden, sehen wir das auch als einen Erfolg.“ Die Aufgabe der Stiftung bestehe ja gerade darin, denen zu helfen, die sich beruflich neu orientieren wollten.

Wer sich angesprochen fühlt, kann sich erst einmal einen Schnuppertag lang in den Werkstätten der Stiftung Berufliche Bildung umsehen und mitarbeiten. Die Veranstalterinnen bieten dort Gespräche an, in denen die Voraussetzungen für die Teilnahme geklärt werden. Der nächste Schnuppertermin ist am 12. April, der FIT-Kurs beginnt am 3. Mai, Tel.: 211 12-132. Christoph Rosenmüller

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