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Fischer mit Gedächtnislücke

Entgegen der Aussage des Bundesaußenministers im Klein-Prozess lebte RAF-Frau Margrit Schiller 1973 kurzzeitig in Joschka Fischers Frankfurter Wohngemeinschaft

BERLIN taz ■ Das Erinnerungsvermögen von Außenministers Joschka Fischer ist nicht nur löchrig, sondern offenbar auch als falsch. Wie der Focus vorab meldete, hat die Frankfurter Wohngemeinschaft Fischers in den 70er-Jahren die RAF-Terroristin Margrit Schiller beherbergt – entgegen Fischers Angaben.

Fischer hatte bei seiner Vernehmung als Zeuge im Frankfurter Mordprozess gegen Hans-Joachim Klein ausgesagt, Schiller habe nie bei ihm gewohnt. Er sein kein „Herbergsvater“ für Terroristen gewesen. Focus zitiert jedoch aus der 1999 erschienenen Autobiografie Schillers, dass sie im April 1973 einige Tage in derselben Wohngemeinschaft wie Fischer gewohnt habe. In einem Interview mit der taz im April 2000 hatte sie diese Version noch einmal bestätigt und erklärt, Joschka Fischer sei damals „genauso wie heute“ gewesen: „Ein Typ, dem es immer schon vorrangig um Macht ging“, sagte sie der taz.

Schiller war am 5. Februar 1972 wegen versuchten Polizistenmordes zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Bis zur Rechtskraft des Urteils, so Focus, sei sie jedoch auf freien Fuß gesetzt worden und habe in der Folgezeit ein paar Tage in Fischers Wohngemeinschaft gelebt.

Die Opposition zeigte sich gewillt, die Affäre auf kleiner Flamme weiterzuköcheln. Seinen Rücktritt forderte am Wochenende nur der Historiker Michael Wolffsohn: In der BZ erklärte er, Fischer sei „lebenslang! – kein Vorbild“ mehr. Der CDU-Generalsekretär Laurenz Mayer dagegen betonte, die Diskussion sei „längst nicht am Ende, sondern mittendrin“ und forderte das Offenlegen aller Fakten.

Aus den Regierungsparteien stellten sich verschiedene Politiker hinter Fischer: Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Rezzo Schlauch, erklärte, es gehe der Opposition „einzig und allein um eine Kampagne“, um die Regierung zu Fall bringen. Die CDU wolle von eigenen Rechtverstößen ablenken, sekundierte SPD-Generalsekretär Franz Müntefering. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sagte der Frankfurter Rundschau, dass die Bundesrepublik auch Nazis wie Werner Höfer zugestanden habe, sie könnten aus der Geschichte lernen. Es sei auch vorstellbar, so der Bundestagspräsident, dass die heutigen Skinheads in 20 Jahren Minister würden.

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