bergbau
: Finster wie nie

Wo bleiben die rußverschmierten Bergleute auf Autobahnbrücken, vorm Wirtschaftsministerium oder dem Berliner Kanzleramt? Eigentlich müsste ein Aufschrei durchs Revier gehen, denn seit gestern ist klar: Der Steinkohlenbergbau wird zu den Akten gelegt. Die von Bund und Land beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hat heraus gefunden, dass das Tiefbuddeln in neun Jahren ohne betriebsbedingte Kündigungen beendet werden könnte. Und auch die Altlasten, die durch die jahrhundertelange Ausbeutung des rheinisch-westfälischen Steinkohlereviers anfallen, seien finanziell beherrschbar.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Wenig überraschend hat die KPMG – auch sonst schon mal Geschäftspartner der RAG – also heraus gefunden, was Politik und ehemalige Ruhrkohle AG gerne hören wollten. Die RAG darf sich weißwaschen und mit Kraftwerken, Degussa und Immobilien im kommenden Jahr an die Börse. Umgekehrt soll die dann verstaatlichten Erlöse aus dem Börsengang dazu ausreichen, den Bergbau endgültig abzuwickeln. Und das freut die Politiker, die aus der Subventionsspirale aussteigen wollen. Es ist also finster wie nie vor der Hacke. Doch anstatt zu trommeln, wie einst vorm Untergang einer Region zu warnen und der Verelendung der Bergbauabhängigen, freut sich sogar die Gewerkschaft.

In einem Flugblatt von gestern spricht die IGBCE vom RAG-Börsengang als „guter Weichenstellung“. Wie ohnmächtig muss eine Gewerkschaft sein, die das eigene Todesurteil beklatscht? Doch die IGBCE ist nicht ohnmächtig, sondern wie immer unternehmerfreundlich und opportunistisch. Denn die bald ausgebleichte RAG schickt sich schließlich an, ein DAX-Unternehmen zu werden. Ein Dax-Unternehmen mit ganz vielen Gewerkschaftern. Oder, wie schreibt es die IGBCE: „Es geht um die Zukunft eines mitbestimmten deutschen Großunternehmens.“ Na dann, Glück Auf!