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■ Finden Sie längere Ladenschlußzeiten gut?Mit dem Gewehr hinter der Kasse

Wolfgang Harzke, 55 Jahre, Kranführer

Das ist eine Frage des Geldes. Wenn einer genug Geld hat, dann geht er abends noch einkaufen. An einem Arbeitslosen geht das vorbei. Der geht am Vormittag einkaufen, wo es günstig ist. Für die Verkäufer ist es schlecht. Aber heute ist kein Sozialismus mehr. Da hat man nach acht Stunden den Hammer fallengelassen, und die Sache war erledigt. 10 oder 12 Stunden Arbeit sind heute normal.

Katarina Svansin (Oslo), 17 Jahre, Schülerin

Ich finde es gut, wenn die Geschäfte künftig länger offen sind. Dann können wir abends noch einkaufen gehen, ohne zu hetzen. Wir haben dann einfach mehr Zeit. Die Beschäftigten können sich ja aufteilen. Die einen arbeiten morgens, die anderen abends. Mehr Leute kriegen dann Arbeit. Ja, stimmt, Leute mit Kindern sind benachteiligt, aber es gibt ja noch genug ohne Kinder.

Bettina Seeger, 67 Jahre, Rentnerin

Mein Sohn ist Verkäufer und jammert ganz schön. Er befürchtet, daß er irgendwann gar keinen freien Tag mehr hat. Die Geschäfte stellen nur noch Leute ein, die auch bereit sind, abends zu arbeiten. Dann sind sie genervt, und davon haben die Kunden ja auch nichts. Ich selber bin Rentnerin. Ich gehe lieber vormittags einkaufen. Von mir aus kann alles bleiben, wie es ist.

Klaus Moser, 48 Jahre, Arzt

Irgendwann haben wir hier amerikanische Verhältnisse. In zehn Jahren hängt jeder Kleinhändler mit einem Gewehr hinter der Kasse. Die großen Monopole profitieren natürlich. Am besten wäre es, wenn es ein paar kleine Läden mit Sonderlizenzen wie für Nachtclubs gibt, in denen man noch abends gut einkaufen kann. Von mir aus könnten die auch ein bißchen teurer sein.

Olaf Schülker, 30 Jahre, Diplomkaufmann

Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Ich arbeite nur fünf Tage die Woche, da bleibt mir einer zum Einkaufen. Durch längere Öffnungszeiten haben die Leute ja nicht mehr Geld. Ist doch widersinnig. Die Geschäfte steigern damit sicher nicht ihre Umsätze. Aber auf die Verkäuferinnen darf man in dieser Frage keine Rücksicht nehmen. Jeder sucht sich seinen Beruf aus.

Jeannette Jaeckel, 28 J., Verkaufsstellenleiterin

Wir als Kleinhändler müssen natürlich mitziehen. Ab 1. November sind wir von 9 bis 20 Uhr da. Am langen Donnerstag ist jetzt schon immer viel Betrieb. Das Problem ist, daß viele Leute, die früher morgens einkaufen gingen, das jetzt einfach auf den Abend verschieben. Morgens ist es hier in der Friedrichstraße total leer. Unter dem Strich haben wir letztlich nicht mehr Umsatz.

Umfrage: Tim Köhler

Fotos: Annette Kisch

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