Finanzlöcher im Frauenfußball: Branding mit Hindernissen
Die Frauenbundesligavereine könnten sich vom Deutschen Fußball-Bund lösen. Aber dann stünde ein harter Prozess der Konsolidierung an.
H and aufs Herz, liebe Sportfans, haben Sie schon einmal etwas von der FFBL gehört? Das ist eine starke Marke, sagt der Deutsche Fußball-Bund, DFB, von dem Sie bestimmt schon etwas gehört haben. Die Marke FFBL müsse nachhaltig gestärkt werden, und bevor die Spannung unerträglich wird, lösen wir das Rätsel auf: FFBL ist das Kürzel für die Frauenfußball-Bundesliga. Weil die größeren Vereine der FFBL in der Champions League nun in schöner Einmütigkeit früh ausgeschieden sind und der deutsche Frauenfußball, einst Pionier auf dem Kontinent, ins Hintertreffen gerät, wird über eine Scheidung der FFBL vom DFB nachgedacht.
Eine Profiliga müsste her nach dem Vorbild der Deutschen Fußball-Liga (DFL) oder auch den US-Sportligen. Ein Blick über den Ozean lohnt sich, um die Aussichten der Loslösung vom doch recht trägen Dachverband zu analysieren: Die Basketball-Frauenliga WNBA gibt es seit 1996, und nach gut zwanzig Jahren ist endlich ein Prozess der Konsolidierung zu beobachten.
Die Vereine schreiben zwar in Summe immer noch ein Minus, aber der Umsatz steigt ebenso wie Sponsoren- und TV-Einnahmen. Ähnlich sieht es in der National Women’s Soccer League aus. Sie wurde 2013 gegründet, ein Wachstum ist sichtbar, doch die Vereinsbosse schreiben keine schwarzen Zahlen, obwohl die Fußballverbände aus Kanada, den USA und zuletzt auch Mexiko die Gehälter der jeweiligen Nationalspielerinnen übernommen haben.
Deutsche Transformation
Dass sich die WNBA immer noch schwer tut, Geld überzuhaben, ist umso bemerkenswerter, als sie einen zauberhaften Magnetismus auf die besten Spielerinnen der Welt ausübt. Die Topstars spielen dort, während die Soccer-Liga die doppelte Konkurrenz zum Männerfußball – und zu Europas Frauenligen aushalten muss.
Der deutsche Frauenfußballmarkt ist aktuell in einem Transformationsprozess. Die altehrwürdigen Frauenfußballvereine verlieren ihre Relevanz und zunehmend Spiele gegen die Profiklubteams, also Eintracht Frankfurt, VfL Wolfsburg oder Bayern München. Letztere sind etabliert, längst nicht mehr nur Appendix der Männerabteilungen.
Aber trotz eines verfestigten Images bleibt die schnöde Erkenntnis: Auch sie sind auf Quersubventionierungen angewiesen. Die kommen einerseits vom Profiverein – oder eben vom Deutschen Fußball-Bund. Allein im Jahr 2020 machte der DFB mit den Frauen, also allen Nationalteams, dem DFB-Pokal und dem Spielbetrieb, ein Minus von 4,7 Millionen Euro. Das ist in etwa die jährliche Benchmark in den Bilanzen.
Wenn sich die Frauenliga also vom DFB verabschiedet, was der Verband 2022 schon einmal zu verhindern wusste, muss eines stehen: Finanzierung und Vermarktung. Man bräuchte einen guten Fernsehvertrag, reichlich zahlungskräftige Sponsoren – und nicht nur gute Aussichten auf Expansion und Wachstum. Man bräuchte auch einen verdammt langen Atem, weil abzusehen ist, dass man eine mindestens zehnjährige Durststrecke überwinden müsste mit Defiziten im mittleren zweistelligen Millionenbereich.
Die Eigenständigkeit einer FFBL kann nur auf dem Sockel von Solidität stehen. Eine Basis aus sozialer Erwünschtheit und einem Das-muss-jetzt-aber-Aktivismus reicht nicht, sie wäre zu brüchig, zumal die Protagonistinnen das Selbstbewusstsein haben sollten, nicht auf Geld aus dem Männerfußball angewiesen zu sein.
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