Finanzkrie erreicht Allianz und Co: Versicherungen sind verunsichert
Die Allianz meldet einen Quartalsverlust von zwei Milliarden Euro und wagt keine Prognosen für die Zukunft. Auch Konkurrent Ergo verdient deutlich weniger.
BERLIN taz Nach den Banken nun die Versicherungen: Die Finanzkrise sorgt für Verluste und rote Zahlen bei der deutschen Assekuranz. So meldete der Allianz-Konzern am Freitagabend einen Quartalsverlust von gut 2 Milliarden Euro.
Dafür verantwortlich waren vor allem schlechte Zahlen bei der an die Commerzbank verkaufte Tochter Dresdner Bank, die von Juli bis Ende September einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro verbuchte. Hinzu kamen weitere nicht näher beschriebene Abschreibungen aus dem Deal in Höhe von 1,4 Milliarden Euro.
Doch auch im Kerngeschäft, den Versicherungen, gibt es Probleme. Denn wenn man die Dresdner Bank herausrechnet, bleibt zwar noch ein Gewinn von 545 Millionen Euro, das sind aber über 73 Prozent weniger als 2007. Ursprünglich sollten die Zahlen erst an diesem Montag veröffentlicht werden, offenbar wollte die Allianz den Finanzmärkten aber einen Schock zu Wochenbeginn ersparen. Genauer erklären will der Konzernvorstand die Zahlen erst heute. In der Presseerklärung vom Freitag weist die Allianz bereits darauf hin, dass vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise das ursprünglich ausgegebene Ziel - ein operativer Gewinn von 9 Milliarden Euro ohne das Bankgeschäft - wohl nicht mehr zu halten ist.
Vorstand Helmut Perlet setzte noch eins drauf und erklärte: "Zuverlässige Aussagen über künftige Erträge sind in diesem Umfeld kaum möglich." Und diese Unsicherheit schlägt sich auch bei den Kunden der Allianz nieder. So gingen die Einnahmen aus dem Verkauf von fondsgebundenden Lebensversicherungen um 1,3 Milliarden Euro zurück, während die Prämieneinnahmen aus den klassischen Lebensversicherungen um 10 Prozent oder 400 Millionen Euro zulegten. Das half aber nichts: Insgesamt rutschte die Allianz mit ihren Lebens- und Krankenversicherungen, die nur gemeinsam in der Bilanz auftauchen, im dritten Quartal mit 5 Millionen Euro ins Minus, im Vorjahr stand hier ein Plus von 563 Millionen.
Ebenfalls am Freitag hatte der Allianz-Konkurrent Ergo, der zur Münchener-Rück-Gruppe gehört, seine aktuellen Quartalszahlen vorgelegt. Auch hier schrumpfte der Quartalsgewinn von 342 auf 46 Millionen Euro zusammen. Und das lag vor allem an Verlusten auf den Kapitalmärkten. Denn der Gewinn, den das Unternehmen mit dem ihm anvertrauten Feld auf den Finanzmärkten erwirtschafte, sank um 57,5 Prozent auf 500 Millionen Euro, 1,9 Milliarden Euro mussten abgeschrieben werden.
Dennoch rettete Ergo die Münchener Rück insgesamt vor dem Abrutschen in die roten Zahlen. Denn der Gewinn des weltgrößten Rückversicherers brach um 99 Prozent auf gerade mal noch 12 Millionen Euro ein. Und wieder einmal waren es die Stürme auf den Finanzmärkten, die dafür verantwortlich waren. Die allein sorgten für Wertverluste in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Da fallen die echten Wirbelstürme "Ike" und "Gustav" in den USA kaum noch ins Gewicht. Sie sorgten für einen Schaden von 390 Millionen Euro. STEP
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!