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Finanzhilfen für GriechenlandBanken kommen gut dabei weg

Statt 21 Prozent tragen die Banken nur acht Prozent der Griechenland-Ausfälle, sagen die Grünen. Die Bundesregierung dementiert diesen Bericht.

Noch ist fraglich, wie tief die Banken zur Rettung von Hellas in die eigenen Taschen greifen müssen. Bild: ap

BERLIN dpa/dapd | Die internationalen Banken werden sich womöglich weit geringer an der Rettung Griechenlands beteiligen als erwartet. Das geht aus Berechnungen der Grünen hervor, über die die Süddeutsche Zeitung am Freitag berichtete. Statt eines Forderungsverzichts von 21 Prozent, wie ursprünglich angekündigt, müssten die Institute danach letztlich nur einen Wertverlust von 8,3 Prozent schultern, bestätigte der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, auf Anfrage.

Das seien bis zu 21 Milliarden Euro weniger als vereinbart. Grund sei der Kursanstieg europäisch abgesicherter Schuldtitel auf dem Kapitalmarkt in den vergangenen zwei Monaten, also der Papiere des Rettungsfonds EFSF. Papiere gleicher Qualität sollen auch Banken im Tausch für ihre Griechenland-Anleihen erhalten.

Sie bekommen für ihre alten Schuldtitel also neue, die weit mehr wert sind als zum Zeitpunkt der Vereinbarung zur Gläubigerbeteiligung gedacht. Für Banken lohne sich das Angebot damit noch mehr, sagte Schick. Zumal die Rückzahlung der Anleihen vom EFSF garantiert ist - es gibt damit künftig also kein Ausfallrisiko mehr.

Hinzu komme, dass eine wirkliche Umschuldung Griechenlands auch von der Bundesregierung offenbar für zunehmend wahrscheinlich gehalten werde, erklärte der Grünen-Experte weiter. Bei einer Beteiligung von 90 Prozent der Gläubiger würde eine solche Umschuldung fast nur zu Lasten der Steuerzahler gehen.

"Der europäische Steuerzahler übernimmt also das komplette Griechenlandrisiko von den Banken für eine lächerliche Beteiligung der Institute von nur gut 8 Prozent", kritisierte Schick. Es sei besser, die vorgesehene Gläubigerbeteiligung zu stoppen. Sinnvoller sei ein Anleiherückkauf der griechischen Staatsschuld am Markt, um dort die deutlich niedrigeren Marktkurse für eine stärkere Beteiligung der Gläubiger zu nutzen.

Die Bundesregierung wies den Bericht zurück. Ein Sprecher des Finanzministeriums bekräftigte am Freitag in Berlin, dass die Wertverluste von Banken und Versicherungen am Ende 21 Prozent betragen sollen.

Die genaue Ausgestaltung werde zum Zeitpunkt des Umtauschs der Anleihen von den Vertragsparteien und den Privatinvestoren "vor dem Hintergrund der dann gelten Marktbedingungen" festgelegt. Entscheidend seien das Umtauschverhältnis von Griechenland-Anleihen zu europäisch gesicherten Schuldverschreibungen sowie der Zinscoupon.

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9 Kommentare

 / 
  • PS
    Paul Stubenruss (Südtirol)

    Warum kommt das nie zur Sprache?

    Laut einer Meldung des Österreichischen Rundfunkes vor nicht all zu langer Zeit haben Reiche aus Griechenland allein in der Schweiz über 200 Milliarden € eingebunkert. Annehmen kann man, wenn man dazu zählt, was in London und anderen Finanzmetropolen als Fluchtgeld gehortet wird, dass das gesamte Griechische Barvermögen im Ausland über den Staatsschulden des Landes liegt. Vorwiegend dürfte es wohl Schwarzgeld sein, im Grunde gestohlenes Geld. Könnte man dieses Geld einfrieren und dem Staat zurückgeben? Griechenland wäre nicht nur seiner Schulden los, sondern es wäre für Investitionen noch Geld übrig. Auch wenn diese Einschätzung nicht zutrifft, ein Teil der Schulden wäre sicher abgebaut und die ganze Diskussion über die Rettung Griechenlands wäre überfällig, und auch Italiens, wo auch große Beträge ins Ausland verschoben wurden. Dass bei guten Willen die Beschlagnahmung aller Auslandskonten der Griechen möglich wäre, zeigt das weltweite Einfrieren der Gelder von Gaddafi und da ist wohl an zu nehmen, dass es dafür eine weltweite Gesetzesgrundlage gibt. Dabei hat Gaddafi die Gelder nicht gestohlen, sondern durch regulären Ölverkauf, vorwiegend nach Europa, bekommen.

  • G
    GWalter

    Es geht hier der CDU wie mit allen anderen großen Themen in der Vergangenheit.

     

     

    "Es gibt in Deutschland keine Einwanderung:" Dabei waren schon hunderttausende Menschen aus anderen Ländern eingewandert.

     

     

    "Es gibt keinen Krieg in Afghanistan:" Dabei war der Krieg schon in vollem Gange und es wurden fast täglich Opfer beklagt.

     

    "Der EURO ist die stabilste Währung die wir hatten:" Dabei haben wir bis dato schon einen Kaufkraftverlust von mindestens 50 % und Löhne und Renten können kaum noch ein gutes Leben sichern.

     

     

    "Griechenland geht nicht in Konkurs:" Dabei sind sie schon auf dem besten Weg dahin und es ist auch keinerlei Sparwille und keinerlei Möglichkeit der maroden Wirtschaft (sofern überhaupt vorhanden) zu erkennen.

     

     

    So wird das Volk weiterhin beruhigt, aber der Tag der Wahrheit, aber auch der Tag an dem DAS VOLK abrechnen wird ist nicht mehr allzu fern !!

  • A
    aurorua

    Die Bundesregierung dementiert diesen Bericht. Diese Feiglinge, als ob nicht jeder interessierte wüsste, dass Ackermann und Co. immer mit am Tisch sitzen und die Fäden ziehen wenn's um unser Geld geht.

  • V
    vic

    Banken kommen gut dabei weg.

    Tún sie das nicht immer?

  • G
    GWalter

    Hätten CDU/FDP/SPD/Grüne auf Lafontaine gehört, hätten hunderte Milliarden Euro gespart werden können, denn mit Lafontaine hätte es in Deutschland keine Finanzkrise gegeben.

    Und ob Lafontaine die halbe EU mit Geld unterstützt hätte, darf wohl stark bezweifelt werden. Mit ihm hätte die BRD jetzt nicht 2 Billionen Schulden.Man braucht Lafontaine nicht zu mögen, aber Wahrheit bleibt Wahrheit.

    Hätten die sogenannten etablierten mehr auf Lafontaine gehört anstatt ausgelacht und verhöhnt, wären wir heute finanziell in der Lage all die Aufgaben zu bewältigen die ein Staat zu bewältigen hat.

    Zur Zeit ist das nur mit massiver Neuverschuldung zu machen.

    Im übrigen hat Lafontaine keine Bank verstaatlicht, sondern diejenigen, die ihm immer vorgeworfen haben das zu wollen.

    Er hätte sich auch nicht von Ackermann und Co blenden lassen.

  • G
    GWalter

    Hätten CDU/FDP/SPD/Grüne auf Lafontaine gehört, hätten hunderte Milliarden Euro gespart werden können, denn mit Lafontaine hätte es in Deutschland keine Finanzkrise gegeben.

    Und ob Lafontaine die halbe EU mit Geld unterstützt hätte, darf wohl stark bezweifelt werden. Mit ihm hätte die BRD jetzt nicht 2 Billionen Schulden.Man braucht Lafontaine nicht zu mögen, aber Wahrheit bleibt Wahrheit.

    Hätten die sogenannten etablierten mehr auf Lafontaine gehört anstatt ausgelacht und verhöhnt, wären wir heute finanziell in der Lage all die Aufgaben zu bewältigen die ein Staat zu bewältigen hat.

    Zur Zeit ist das nur mit massiver Neuverschuldung zu machen.

    Im übrigen hat Lafontaine keine Bank verstaatlicht, sondern diejenigen, die ihm immer vorgeworfen haben das zu wollen.

    Er hätte sich auch nicht von Ackermann und Co blenden lassen.

  • TW
    Tom Winter

    Nun ja, wenn vor allem die größeren Banken nicht gut genug wegkämen sähen sich öffentliche Haushalte gezwungen, sie aufgrund ihrer (angenommenen) Systemrelevanz zu retten.

     

    Der Appell an die Beteiligung der Banken ist sowieso nur ein symbolischer, solange deren Handeln vom Markt nicht konsequent genug gerichtet werden darf, weil man die Schuldner der Banken stets zu retten bereit ist, was Eigentums- und Haftungsverhältnisse verwässert und deshalb nichts mit Kapitalismus zu tun hat.

  • M
    mimi-kri

    wen wundert's?

     

    wir leben im zeitalter des turbokapitalismus:

    die banken sind mitverursacher der sogenannten krise und reiben sich jetzt noch einmal die hände - dank korrupter politiker!

  • D
    Djibrila

    Banken kommen gut dabei weg. Wer hätte das gedacht..!