Finanzhilfe für den RBB: Radio Multikulti darf hoffen

Der RBB bekommt 20 Millionen Euro Finanzhilfe. Die SPD-Abgeordnete Ülker Radziwill fordert RBB-Intendantin Dagmar Reim deshalb auf, Radio Multikulti nicht einzustellen.

Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer haben am Donnerstag beschlossen, dem finanzschwachen Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) mit 20 Millionen Euro unter die Arme zu greifen. Mit diesem Geld solle Radio Multikulti fortgeführt werden, fordert nun die Abgeordnete Ülker Radziwill. Radziwill ist Vorsitzende der AG Migration der Berliner Sozialdemokraten und sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus.

54 Millionen Euro muss der RBB in der laufenden Gebührenperiode bis 2012 einsparen - bei einem Gesamtetat von knapp 350 Millionen Euro. Grund sind sinkende Gebühreneinnahmen in den armen Bundesländern Berlin und Brandenburg. Die aus diesem Grund getroffene Entscheidung, neben dem Fernsehmagazin "Polylux" auch die Hörfunkwelle Radio Multikulti einzustellen, hatte bundesweite Proteste ausgelöst - nicht nur, weil damit ausgerechnet zwei besonders avantgardistische und bundesweit Aufmerksamkeit findende Vorzeigeprojekte des ansonsten eher biederen Landessenders geopfert würden. Sondern auch deshalb, weil der RBB damit höchstens circa 16 Millionen Euro einzusparen hofft. Woher der Rest der 54 Millionen kommen soll, bleibt bislang unklar.

Mit der Entscheidung der "Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten" (KEF), dem Berlin-Brandenburger Landessender für die laufende Gebührenperiode 20 Millionen Euro Finanzhilfe zu gewähren, bestehe nun "keine aktuelle Notwendigkeit mehr, den Rundfunksender Radio Multikulti endgültig zum Ende 2008 einzustellen", meint die SPD-Abgeordnete Radziwill. Sie fordert RBB-Intendantin Dagmar Reim auf, Radio Multikulti bis Ende 2010 weiter zu finanzieren: Reim täte gut daran, so Radziwill, "endlich zu diesem einmaligen Programm zu stehen und es finanziell zu stärken".

Das Hörfunkprogramm Radio Multikulti richtet sich ausdrücklich an einheimische und eingewanderte HörerInnen. Es sendet in Deutsch und neunzehn weiteren Sprachen mit ebenso internationalem Musikprogramm. Die bundesweit einmalige Welle entstand vor vierzehn Jahren vor dem Hintergrund zunehmender fremdenfeindlicher Gewalttaten in Deutschland.

Proteste gegen die Schließung kommen von Migrantenorganisationen ebenso wie von anderen gesellschaftlichen Institutionen und von PolitikerInnen nahezu aller Parteien. HörerInnen der Welle haben sich zu einem "Freundeskreis Radiomultikulti" zusammengeschlossen und versuchen, mit Unterschriften, Sammlungen und Protestaktionen die zum Jahresende vorgesehene Einstellung des Programms zu verhindern. Der RBB plant, vom 1. Januar 2009 an das WDR-Programm "Funkhaus Europa" auf der Frequenz von Radio Multikulti auszustrahlen.

Nicolas Huss vom Freundeskreis freut sich auch deshalb über Radziwills Forderung: "Der Erhalt von Radio Multikulti als Berlin-Brandenburger Programm ist wichtig. Denn diese Region braucht ein solches Angebot zur Integration." Intendantin Reim solle dem öffentlichen Druck nachgeben und "den Schließungsbeschluss noch einmal politisch diskutieren", fordert Huss.

Derweil tourt der Freundeskreis mit der Puppe "Daggy" durch das multikulturelle Nachtleben Berlins. Als Stellvertreterin der RBB-Intendantin soll ihr die kulturelle Vielfalt Berlins und damit die große Bedeutung von Radio Multikulti gezeigt werden. Bis zur nächsten Rundfunkratssitzung am 6. November wollen die Freunde 25.000 Unterschriften für den Erhalt von Radiomultikulti gesammelt haben und den Rundfunkräten übergeben. AWI

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