■ Filmstarts à la carte: Die Klugheit der Frauen
Die Bezeichnung „rosa Periode“ läßt den kunsthistorisch interessierten Zeitgenossen gemeinhin an einen Abschnitt im Schaffen Pablo Picassos denken. Doch nicht nur den spanischen Maler, sondern auch den schwedischen RegisseurIngmar Bergman ereilte eines Tages eine künstlerische Phase, die später unter ebendieser Bezeichnung berühmt werden sollte.
Mitte der fünfziger Jahre schuf Bergman, dessen Namen man doch eher mit düsteren, grüblerischen Dramen in Verbindung bringt, mit leichter Hand eine kleine Reihe ironischer Liebes- und Ehekomödien, die ihm prompt den internationalen Erfolg bescherten.
„Das Lächeln einer Sommernacht“ spiegelt Bergmans Liebe zum Theater wider: Konstruiert wie eine französische Komödie des 17. oder 18. Jahrhunderts, in eine Herrschaftsebene einer- und eine Dienstbotenebene andererseits geteilt, handelt der Film zunächst von Paaren, die nicht zusammenpassen. Der alternde Advokat Egerman (Gunnar Björnstrand) begehrt seine blutjunge, noch jungfräuliche Ehegattin Anne, wagt jedoch nicht, sie anzurühren.
Henrik, Egermans Sohn aus erster Ehe, liebt ebenfalls die Stiefmutter, macht seine ersten erotischen Erfahrungen jedoch mit dem Dienstmädchen, das seinerseits gesellschaftliche Aufstiegschancen wittert.
Egermans ehemalige Geliebte, die lebenskluge Schauspielerin Desirée Armfeldt (Eva Dahlbeck), ist nunmehr mit einem machohaften, zynischen Grafen liiert, dessen Gattin sich jedoch auch nicht gerade als Unschuldslamm erweist. Erst ein gemeinsames Wochenende auf dem Schloß von Desirées Mutter, bei dem die Schauspielerin die Rolle der Spielleiterin übernimmt, führt die „richtigen“ Paare (wieder) zusammen.
Bergman illustriert in „Das Lächeln einer Sommernacht“ verschiedene Konzeptionen und Phasen der Liebe: Anne und Henrik verkörpern die Romantik der Jugend, die ihre Gegenpole sowohl in der sexuellen Erfahrenheit und Ungebundenheit des Dienstmädchens als auch im Zynismus der Grafenpaares findet, das einander nurmehr in Haßliebe verbunden ist.
„Die Liebe ist ein ununterbrochenes Spiel mit drei Bällen, die den Namen tragen: Verstand, Herz und Schoß“, hat Desirée einmal in einer ihrer Theaterrollenzu zu sagen, und als einzige versteht sie es, mit allen Bällen gleichzeitig zu jonglieren. Den von allen gedemütigten Egerman kann sie auf diese Weise zurückgewinnen – überhaupt erweisen sich die Frauen bei Bergman als die Klügeren.
„Wie kann eine Frau überhaupt einen Mann lieben“, fragt sich Egerman einmal beim Blick in den Spiegel, nachdem Desirée ihn mit Rüschennachthemd und Nachtmütze des Grafen ausgestattet hat. „Eine Frau sieht die Sache selten vom ästhetischen Standpunkt aus“, lautet die weltgewandte Antwort. „Und schlimmstenfalls kann man das Licht ja ausmachen.“
Mit seiner Rolle als Stanley Kowalski in „Endstation Sehnsucht“ war Marlon Brando gerade zum Hollywood-Rebellen vom Dienst geworden – was also lag näher, als ihn in „Viva Zapata!“ als legendären mexikanischen Helden zu besetzen. Trotz des Interesses von Regisseur Elia Kazan für zeitgenössische Fotografie der Revolutionszeit, der er in seinen Bildkompositionen nacheiferte, geriet der Film zum typischen Hollywood-Produkt: rasante Actionszenen und glamouröser Sozialkitsch.Lars Penning
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