■ Filmstarts à la carte: Psychedelischer Weltraumtrip
„Jeder sieht heute fliegende Untertassen“, sagt ein Wissenschaftler in dem Film „This Island Earth – Metaluna IV antwortet nicht“ einmal zu seinem Chef und entschuldigt sich fast für die Beobachtung einer recht merkwürdigen Himmelserscheinung. Doch man weiß sofort: Dieser Mann hat recht. Denn schließlich befinden wir uns in den fünfziger Jahren, als die Außerirdischen nicht nur massenhaft in den Köpfen der Zeitgenossen herumspukten, sondern auch die Leinwände dieser Welt bevölkerten. Heute erzählen uns diese intergalaktischen Invasionsszenarien mehr über Kommunistenfurcht und Endzeitparanoia im Atombombenzeitalter als die „realistischeren“ Filme anderer Genres. „This Island Earth“ gehörte zu den ambitioniertesten Science-fiction- Filmen, die das Studio Universal- International in den Fünfzigern produzierte: mit aufwendigen Dekors und Modellen und einer selbst heute noch überzeugenden Trickfotografie in Technicolor. Zumal der Film auch inhaltlich gar nicht so simpel gestrickt war: Als sympathischste Figur tritt der außerirdische „Expeditionsleiter“ in Erscheinung – ein innerlich zerrissener Mann, dessen Verständnis für die Menschen ihn immer wieder in Konflikt zu seinen Vorgesetzten bringt. Vor allem aber hat der Regisseur Joseph Newman einen wunderschönen, fast psychedelisch anmutenden Multicolor-Trip durchs Weltall inszeniert. Rot glüht das Raumschiff beim Verlassen der blauen Erdatmosphäre, bevor es in die grüne Ionisationsschicht des Planeten Metaluna eintaucht, der schließlich in einem Bombenhagel aller erdenklichen Farben untergeht.
Er war ein deutscher Filmpionier, brachte seinem Freund Bert Brecht etwas über den Verfremdungseffekt bei und lebte als sein eigenes Gesamtkunstwerk in München: der Komiker Karl Valentin. Mit zwingender Logik („Wie kann ich von der Braut ein Brustbild machen, wenn sie keine hat?“), aberwitziger Umständlichkeit und scharfen Worten (da muß der Herr Scharfrichter für eine Fotografie erst einmal „hingerichtet“ werden) hinterfragten Valentin und seine Gattin Liesl Karlstadt die biedere Spießigkeit der kleinbürgerlichen Existenz und brachten Unordnung in eine auf Reibungslosigkeit ausgerichtete Gesellschaft. Wer sich selbst überzeugen möchte: Aus Anlaß von Valentins 50. Todestag am 9.2. widmen gleich mehrere Kinos ihr Programm dem Meister.
5.2. (I); 6./9.2. (IV); 7.2. (II); 8.2. (III) im Zeughauskino; weitere Filme mit Karl Valentin am 9.2. im Arsenal und 11.2. im Babylon Mitte
Radikaler Genrewechsel: Die Filmbühne am Steinplatz hat mit Unterstützung der taz jetzt einen „Jour fixe“ des Dokumentarfilms (jeder zweite Montag im Monat) eingerichtet. Am kommenden Montag eröffnet sich einem interessierten Publikum die Möglichkeit, mit dem Regisseur Jens Meurer über seine Produktion „Egoli – ein Heimatfilm aus Südafrika“ zu diskutieren. Darin begibt sich Meurer – der erst kürzlich mit einem Film über deutsche Juden in Israel: „Jeckes – die entfernten Verwandten“ reüssierte – auf die Suche nach dem ehemaligen schwarzen Hausmädchen seiner Familie...
9.2. in der Filmbühne am Steinplatz
Lars Penning
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