Filmstarts à la carte: Jugendrebellion auf den Bahamas
■ Populäre Musiker in Kinofilmen - eine Idee, die man Mitte der 60er-Jahre nicht unbedingt als neu hätte bezeichnen können. Die Musicals der vorangegangenen Dekaden waren übervölkert gewesen mit Stars verschiedendster Musikarten und -stile: von Lauritz Melchior, dem dänischen Startenor der New Yorker Metropolitan Opera, bis zum Swing-Jazz-Bandleader Tommy Dorsey. Auch den Rock `n‘ Roll hatte die Filmindustrie bereits als viel versprechende Einnahmequelle erkannt, doch die daraus resultierenden Teenager-Komödien hatten stets eines gemeinsam: Die Musiker traten allenfalls in Nebenrollen auf, sangen ihren Song und verschwanden wieder in der Versenkung. Und Elvis Presley, den einzigen Rock `n‘ Roller mit lang anhaltender Kinokarriere, hatte man derart glatt gebügelt, dass - mit Ausnahme von „Jailhouse Rock“ - in seinen Filmen von Spaß und Rebellion dieser Jugendkultur nichts mehr zu spüren war. So kamen die von Richard Lester inszenierten Beatles-Filme „A Hard Day s Night“ (1964) und „Help!“ (1965) als ein Schock. Die Pilzköpfe aus Liverpool spielten sich als Hauptdarsteller der Komödien in einer Serie von aberwitzigen Sketchen selbst, oder besser: Sie transportierten auf perfekte Weise das Image, das man sich von ihnen machte. Kreativ, witzig, knuddelig, intelligent und respektlos gegenüber Autoritäten - eine Projektionsfläche für die Wünsche rebellierender Jungs und die erotischen Träume pubertierender Mädchen gleichermaßen. Mit Handkamera, Reißschwenks und Jump-Cuts fand der ehemalige Werbefilmer Lester die filmische Entsprechung zum Enthusiasmus des Swinging London und der Hysterie der Beatlemania: Vieles, was uns heute aus Videoclips vertraut erscheint, nahm hier seinen Anfang. Nach dem enorm erfolgreichen Schwarzweißfilm „A Hard Days Night“ wandte man für die Produktion von „Help!“ sogar mehr Zeit und Geld auf. Das Resultat: Farbe, exotische Locations und eine etwas wirre Geschichte um eine orientalische Sekte, die es auf den Opferring an Ringos Finger abgesehen hat.
„Help“ 20.2. im Arsenal
■ George Sanders war dem Nervenzusammenbruch nahe, wenn er an Roberto Rossellinis Vorliebe für Improvisationen dachte, und Ingrid Bergman wähnte sich im falschen Film: Sie sei sich in „Viaggio in Italia“ (1953) wie eine Touristin vorgekommen, weil ihr Regie-Gatte sie über die Ausgrabungsflächen von Pompeji wandeln ließ. Doch das reale Unbehagen der Schauspieler kam der Geschichte einer Ehekrise, die ein englisches Ehepaar im fremden Italien zu durchleben hat, zupass. So wurde „Viaggio in Italia“ zu einer faszinierenden Studie über Entfremdung, die sowohl Antonionis neurotische Charakterstudien vorwegnimmt als auch auf Rossellinis spätere Kulturfilme verweist.
„Viaggio in Italia“ 20.2. im Arsenal
■ Eine vergnügliche Hommage an die Familienkomödien der 50er-Jahre schuf Regisseur Rob Minkoff mit „Stuart Little“: Geena Davis und Hugh Laurie mimen mit viel Augenzwinkern ein ganz enorm nettes Ehepaar, das einen Bruder für ihren Sohn adoptieren möchte. Aus dem Waisenhaus kommen sie allerdings mit Stuart zurück, einer computer-animierten Zeichentrickmaus. Der Witz besteht nun darin, dass dieser Umstand von jedermann als völlig normal betrachtet wird - nur Stuarts geringe Größe sorgt immer wieder für allerlei Ungemach. Jagende Katzen, unsensible Verwandte mit unpassenden Geschenken, versehentliche Karussellfahrten in der Waschmaschine und ein eifersüchtiger „Bruder“: Bis zum Happ End hat‘s Stuart nicht leicht.
„Stuart Little“ 18.2. Thalia Movie Magic
Lars Penning
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