■ Filmhaus etc.: Der Schatz am Platz
Potsdamer Straße 2, das hört sich im neuen Berlin nach einer ziemlich guten Adresse an. Dort soll ab dem Sommer 2000 das Filmhaus zu finden sein. Es wird die Stiftung Deutsche Kinemathek mit Bibliothek, Sammlung und künftigem Filmmuseum beherbergen; dazu zwei Kinos der Freunde der Deutschen Kinemathek und die Büros des „Internationalen Forums des jungen Films“, das eine eigene Reihe innerhalb der Berlinale organisiert; schließlich wird die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) dort residieren – sowie, falls neuere Sponsorenmeldungen nicht trügen, die Deutsche Mediathek.
Um dies zu verkünden, hatte die Stiftung Deutsche Kinemathek am Dienstag vormittag in den benachbarten Office Tower des Sony Center am Potsdamer Platz eingeladen, in den 24. Stock. Von dort oben hat man einen wirklich unglaublichen Blick über Berlin; und wenn dazu die Sonne so scheint wie eben am Dienstag, dann kann man in solcher Umgebung schon dazu neigen, sich als Herr der Dinge zu betrachten. So sah denn auch Lutz von Pfufendorf, Staatssekretär im Berliner Senat, in den 10 Millionen Mark, die aus dem Hauptstadtfonds in Aussicht gestellt sind, nur noch ein „Mosaiksteinchen“, das in die richtige Lücke fallen müsse, damit das Projekt termingerecht fertiggestellt wird. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Filmhaus sprechen freilich eher gegen einen solch reibungslosen Ablauf, ist es doch ein Projekt noch aus den 80er Jahren. Ein Architekturwettbewerb für das Filmhaus, das den Restbestand des alten Grandhotel Esplanade miteinbeziehen sollte, wurde 1984 von Hermann Herzberger, Amsterdam, gewonnen. Doch dann zogen sich die Dinge hin, und am Ende erbte Sony nicht nur das Esplanade, sondern eben auch das Filmhausprojekt, als die Firma nach dem Mauerfall und der Neuplanung des Potsdamer Platzes dort ihren europäischen Hauptsitz anvisierte.
Herzstück des Filmhauses wird das Filmmuseum sein, und dessen Herzstück ist wiederum der 1993 mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie angekaufte Nachlaß von Marlene Dietrich. Alle ihre Koffer sind nun in Berlin. Und schon lange ausgeräumt, der Inhalt kann also aufbereitet ausgestellt werden. Die Dauerausstellung, die, wie der Direktor der Kinemathek, Hans Helmut Prinzler, sagte, „keine Vitrinenausstellung“ sein soll, und die der Architekt Hans Dieter Schaal daher räumlich inszeniert, wird durch Wechselausstellungen ergänzt. Dazu kommt eine Filmbibliothek, die unter anderem 220 in- und ausländische Fachzeitschriften bereithält. Die kinemathekeigenen Zelluloidschätze und weitere Filmreihen wird man schon ab dem Februar 2000 in den Arsenal-Kinos (250 und 90 Plätze) der Freunde der Kinemathek unter optimalen Projektions- und Rezeptionsbedingungen sehen können. bw
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen