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Feuer in KalifornienWälder brennen, Schwarzenegger redet

Wahrend in seinem Bundesstaat verheerende Buschfeuer toben, trifft Gouverneur Schwarzenegger Vertreter der EU, Australien und China, um über Klimawandel zu diskutieren.

Jedes Jahr aufs Neue: Feuerwehrmann bekämpft ein Buschfeuer in Kalifornien. Bild: dpa

Aktueller könnte das zweitägige Treffen kaum sein. Gouverneur Arnold Schwarzenegger will am Dienstag zu Hause bei sich in Kalifornien Gäste der Europäischen Union, Australiens und Chinas empfangen. Zwei Tage lang wollen die Gipfelteilnehmer Strategien gegen den Klimawandel diskutieren, während nur wenige hundert Meilen weiter südlich die Feuerwehr wieder einmal mit den glühenden Resten eines verheerenden Buschfeuers ringt.

Vier Tage lang kämpfte die Feuerwehr gegen insgesamt drei Waldbrände. Über 800 Häuser und rund 140 Quadratkilometer Land seien von den Flammen verzehrt worden, meldeten die kalifornischen Behörden. Schwarzenegger sah sich am Montag gezwungen, in Washington finanzielle Unterstützung für die Betroffenen zu beantragen. Zwar seien die Feuer nahe Santa Barbara sowie am Nord- und Ostrand von Los Angeles zu größten Teilen unter Kontrolle, meldeten US-Medien am Montag Abend, doch noch immer seien tausende Menschen, die vor den Flammen fliehen mussten, unterwegs.

In dem Sonnenstaat sind großflächige Feuer leider keine Seltenheit. Erst vor einem Jahr hatten dutzende Brände zwischen San Diego und Malibu den Süden Kaliforniens in einen Flammenteppich verwandelt. Eine Million Kalifornier waren damals auf der Flucht vor dem Feuer, dass mindestens 1500 Häuser zerstörte und dabei 12 Menschen tötete. Wie sich später zeigte, hatte ein spielendes Kind den Großbrand ausgelöst. Auch diesmal vermuten Feuerexperten Brandstiftung oder menschliche Unachtsamkeit als Grund für das Santa Barbara-Feuer. Die beiden anderen Brände, glauben die Behörden, seien ausgelöst worden durch ungewöhnlich hohe November-Temperaturen um 30 Grad Celsius in Kombination mit langer Dürre. Das führe dazu, dass die Vegetation, vor allem die Palmen, regelrecht explodieren.

Es wäre eine unzulässige Übertreibung, wollte man die jüngste Brandserie direkt dem Klimawandel zuschreiben, auch wenn seit Hurrikan "Katrina" gerne jede neue Wetterkatastrophe in den USA als Zeichen des drohenden Klimawandels gesehen wird. Dennoch ist es nicht wegzudiskutieren, dass sich im Süden der US-Westküste die Zahl der Waldbrände seit 1986 vervierfacht hat. Das belegt eine Studie des Journals Science aus dem Jahr 2006. Die Flächen, die dabei verwüstet werden, sollen sich dabei im Vergleich zu den 70er Jahren versechsfacht haben. Das sei eine direkte Folge von längeren, trockeneren Sommern. So soll sich die Waldbrandsaison laut Science um insgesamt 78 Tage verlängert haben, wobei sich die einzelne Branddauer von sieben auf 37 Tage ausgedehnt haben soll.

Auch die US-Forstbehörde geht von einem unaufhaltsamen Trend steigender Temperaturen und daraus resultierenden, heftigeren Fallwinden aus - welche die Feuer zusätzlich anfachen - und veröffentlichte kürzlich entsprechende Richtlinien. Es mag in der Erdgeschichte schon viele Perioden zunehmender Buschfeuer gegeben haben. Zumindest ist die Flora und Fauna Kaliforniens ganz gut darauf eingestellt.

Was nicht ins Bild passt, ist der Wildwuchs der Städte hinein in die potenziellen Brandregionen. Da in den USA jährlich mehr und mehr Menschen in attraktive Küstenregion ziehen, wird dies nicht die letzte Katastrophe bleiben, warnen Experten. Kalifornien, dessen Gouverneur Arnold Schwarzenegger zu den US-Vorreitern in Sachen Klimaschutz gehört, ist sich der Gefahr durch Zersiedelung, CO2 -Emissionen und Absenkung des Grundwasserspiegels wegen Überbevölkerung mehr als bewusst. Mit den US-weit strengsten Gesetzen versuchen die Kalifornier das zu regulieren.

Doch die unmittelbaren Folgen der Zersiedelung sind einstweilen nicht so schnell zu stoppen. So beschwerten sich die Feuerwehrtruppen im Norden von L.A., dass ihnen beim Löschen plötzlich das Wasser aus dem Grundwasserbrunnen ausging. Der heiße, hurrikaneartige Fallwind fachte den Brand dabei so aggressiv an, dass die Männer um ihr Leben rennen mussten. Eine nahe gelegene Siedlung von Wohnwagenhäusern, die meisten nicht feuerresistent, brannte auf dem noch nicht lange besiedelten Buschland wie eine Streichholzschachtel, meldeten US-Medien.

Ein vergangene Woche veröffentlichter Report der kalifornischen Universität Berkely schätzt die Kosten der kombinierten Effekte des Klimawandels, des Anstiegs des Meeresspiegels, der zunehmenden Waldbrände und anderer extremer Wettererscheinungen für die Region auf jährlich bis zu 3,9 Milliarden US-Dollar.

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3 Kommentare

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  • MB
    Marian Bichler

    Die Schlagzeile dieses Artikels ist irreführend und unangemessen. Sie legt die Assoziation nahe, im Zentrum des Berichts über die brennenden kalifornischen Wälder stünde eine Kritik an Schwarzeneggers (leerem) Gerede. Ganz anders dagegen das eigentliche Thema: Schwarzenegger ist der schnell vergessene prominente Aufhänger, um den Leser in den Text zu ziehen, die brennenden Wälder dienen als vordergründiger Gegenstand. Eigentlich aber geht es um die Ursachen und Folgen der Brände.

     

    Dabei wird die offensichtliche Rolle des Klimawandels als heißer Brei dargestellt, zu dem man am liebsten Abstand hält. Zwar kann Autor(In) die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien über die Zunahme von Waldbränden nicht leugnen, trotzdem lässt seine/ihre sprachlich geschickte Präsentation genug Raum für Zweifel. Die Waldbranddauer „soll“ sich laut Fachzeitschrift Science ausgedehnt haben, heißt es im Artikel. Aha. Hat sie nun oder hat sie nicht? Vor allem wird die Zersiedlung Kaliforniens als maßgeblicher, aber wissenschaftlich nicht belegter Auslöser der verheerenden Folgen der Brände argumentativ prominent in den Vordergrund gerückt. Hier warnen Experten direkt ohne „soll“ und aber – und ohne Quellenangabe. „Zersiedlung, CO2-Emissionen, Absenkung des Grundwasserspiegels durch Überbevölkerung“, lautet die angebliche Reihenfolge der Gefahren. Zwischen den Zeilen entwickelt Autor(In) damit eine subtil aufgebaute Klimaskeptikerstory, die bequem in die Schublade des ausgewogenen Journalismus passt. Aussage: nicht der Klimawandel muss an erster Stelle bekämpft werden, sondern das kalifornische Siedlungsverhalten.

     

    In diesem Licht gesehen generiert die Schlagzeile des Artikels Kopfschütteln: Wünscht sich Autor(In) etwa, Schwarzenegger möge statt Politik zur Bekämpfung des Klimawandels eine strengere Siedlungspolitik betreiben? Wird von Schwarzenegger statt leerem Gerede etwa der verstärkte Kampf gegen die grundwasserabsenkende Überbevölkerung erwartet? Ein-Kind-Politik nach chinesischem Vorbild? Fragen über Fragen. Statt Woltersdorfscher Verwirrung wünsche ich mir eine seriöse Neu-Analyse des für diesen Artikels verwendeten Datenmaterials.

  • A
    Anne

    Die Aussage "Es wäre eine unzulässige Übertreibung, wollte man die jüngste Brandserie direkt dem Klimawandel zuschreiben" wird eigentlich durch fast den gesamten folgenden Absatz und was an naturwissenschaftlichen Hintergrundinfos dazugehört widerlegt - außer in dem fast trivialen Sinn, dass natürlich immer auch andere Ursachen bei solchen Dingen dazu kommen, z.B. "Auslöser" wie etwa nicht gelöschte Lagerfeuer, herumliegende Flaschen, die wie Brennspiegel wirken u.s.w. Diese Verharmlosungen sind übrigens neben der Klimakatastrophe selbst ebenfalls eine Ursache dieser Dinge (extreme Dürren, Waldbrände etc.), auch insofern, als diese Art der jahrelangen und - wie zu sehen, sogar in der taz zu findenden - Verharmlosungen selbst eine der Ursachen für die Klimakatastrophe sind (zum Ausgleich spreche ich hier übrigens ganz bewusst nicht nur von "-wandel" sondern von "-katatsrophe", weil mir dies angesichts der globalen Auswirkungen angemessener erscheint).

  • SF
    Scwarzenegger Fan

    Wenn ich schon den Titel lese! Mein Gott was soll Schwarzenegger jetzt machen? Das Feuer auspusten? Hätte er das Treffen abgesagt, welchen Titel hätte man sich dann einfallen lassen?