Feuer auf dem Oranienplatz in Berlin: Flüchtlings-Pavillon ist abgebrannt
In der Nacht zum Dienstag ist das „Haus der 28 Türen“ in Kreuzberg von Flammen zerstört worden. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.
BERLIN taz/dpa | Ein paar verkohlte Holzstangen ragen als Gerippe aus den Trümmern: Das „Haus der 28 Türen“ am Kreuzberger Oranienplatz wurde in der Nacht zum Dienstag abgefackelt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus, die Ermittlungen dauern weiter an.
Wie die Polizei am Dienstagmorgen bekanntgab, hörte ein Passant gegen 0:50 Uhr einen Knall und sah Flammen am Kunstobjekt. Gleichzeitig habe er einen Mann weglaufen sehen, der aufgrund der Personenbeschreibung kurz darauf festgenommen worden sei. „Da der Zeuge den Festgenommenen jedoch als Täter nicht wiedererkannte, wurde der 25-Jährige wieder entlassen“, teilte die Polizei weiter mit.
Das in Leichtbauweise erstellte „Haus der 28 Türen“ hatte eine Künstlergruppe im September den Flüchtlingen vom Oranienplatz als Ersatz für das zuvor abgebrannte Versammlungszelt zur Verfügung gestellt. Der Pavillon, der zuvor zwei Monate auf dem Tempelhofer Feld ausgestellt worden war, ist eine krititische Auseinandersetzung mit der restriktiven EU-Asylpolitik. Die Türen stehen für die 28 EU-Staaten.
Im Zuge der Räumung des Protestcamps im April vergangenen Jahres hatten die Flüchtlinge mit dem Senat vereinbart, dass ein Versammlungszelt und ein Infopoint am Platz bestehen bleiben können. Doch die Jurte, die für Versammlungen diente, wurde im Juni 2014 ebenfalls Opfer eines Brandanschlages. Zeugen sahen damals zwei wegrennende Jugendliche. Die Ermittlungen gegen Unbekannt wurden im November eingestellt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der taz.
Harald Glöde von der Menschenrechtsorganisation „Borderline Europe – Menschenrechte ohne Grenzen“, die mit den Künstlern zusammenarbeitet, sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass der Pavillon vorraussichtlich nicht wieder aufgebau werde. Was bleibt, ist dann nur noch der Infopoint – als verbleibendes Symbol des einstigen Flüchtlingsprotestcamps auf dem Oranienplatz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Sensationsfund Säbelzahntiger-Baby
Tiefkühlkatze aufgetaut