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„Fetter Streit“ unter HausbesetzerInnen

■ Behörde sauer / Vulkan droht mit Räumung

„Ich frage mich allmählich, welchen Sinn die Besetzung überhaupt noch hat.“ Vegesacks Ortsamtsleiter Reiner Kammeyer machte gestern aus seiner Verwunderung über die Hausbesetzer, die seit 14 Tagen im Nawatzki-Haus in Bremen Nord wohnen, kein Hehl. Seit Anfang der Woche wartet der Verein „Wohnungshilfe e.V.“ auf eine Namensliste all der Hausbesetzer, die am dringendsten ein Dach über dem Kopf brauchen. Bislang vergebens. Kammeyer: „Die Besetzer reagieren auf unsere Angebote gar nicht.“

Ende letzter Woche hatten Ortsamtsleiter, Sozialbehörde und „Wohnungshilfe e.V.“ den HausbesetzerInnen zwei Häuser angeboten: Platz für 10 Jugendliche, die das besetzte Haus räumen und einen ordentlichen Mietvertrag bekommen sollten. Die BesetzerInnen akzeptierten zwar, die versprochene Mieterliste ließ gestern bei Ablauf der vereinbarten Frist um 10.30 Uhr immer noch auf sich warten.

Dabei drängt die Zeit. Regina Brieske von der „Wohnungshilfe“: „Die Option für die Hausbesetzer ist zeitlich begrenzt. Wenn sich nichts ergibt, bemühen wir uns um eine andere Nutzung.“

Unter den Jugendlichen im Nwatzkihaus ist inzwischen der „fette Streit“ - so eine Beset

zerin - über die Vergabe der 10 zur Verfügung stehenden Zimmer ausgebrochen. Inzwischen gibt es zwei Listen. Auf der ersten standen „Leute, die wirklich 'ne Wohnung brauchen“. Nach endlosem Krach wurde dann eine zweite erstellt: Auf ihr standen Leute, die sich praktisch „ins gemachte Nest“ gesetzt hätten, Von den ursprünglichen Namen tauchten dagegen nur zwei bis drei auf.

Inzwischen ist ein Teil der BesetzerInnen ziemlich sauer, vor allem auf die politisch Verantwortlichen. „Das ist doch genau das, was die gewollt haben. Die Gruppe soll sich spalten und dadurch soll die Hausbesetzung beendet werden.“ Doch an Aufgabe denkt niemand. „Wir wollen das Nawatzki-Haus und die anderen Häuser. Hier kann man wohnen und Kultur machen.“ Die anderen Häuser betrachten die BesetzerInnen dann auch nur als Scheinangebote, die viele wegen ihrer Lage nicht ablehnen konnten.

Unterdessen wird eine Räumung des Nawatzki-Hauses bis Mitte nächster Wochen immer wahrscheinlicher. Seit dem 12. Juli hat der Bremer Vulkan als Hauseigentümer eine einstweilige Verfügung vom Landgericht in der Tasche. Den BesetzerInnen teilte er jetzt mit: Am Sonntag läuft die „Schonfrist“ ab.

ubu

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