Festnahme im Mordfall Politkowskaja: Nach jahrelanger Flucht ins Gefängnis
Für weltweite Empörung sorgte der Fall Politkowskaja – nach viereinhalb Jahren könnte nun der Mörder der russischen Journalistin gefasst worden sein.
![](https://taz.de/picture/265093/14/politowskaja.20110531-18.jpg)
MOSKAU afp | Rund viereinhalb Jahre nach der Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja ist ihr mutmaßlicher Mörder gefasst worden. Die tschetschenischen Behörden bestätigten am Dienstag die Festnahme des seit Jahren flüchtigen Rustam Machmudow. Die Ermordung der regierungskritischen Journalistin am 7. Oktober 2006 in Moskau hatte weltweit für Empörung gesorgt.
Der Anwalt von Ibrahim Machmudow, dem Bruder und mutmaßlichen Komplizen des nun festgenommenen Tatverdächtigen, sagte der Nachrichtenagentur afp in Moskau, Rustam Machmudow sei in der Nacht zum Dienstag in Atschchoi-Martan westlich der tschetschenischen Hauptstadt Grosny im Haus seiner Eltern festgenommen worden. "Wir gehen davon aus, dass er nun nach Moskau gebracht wird", sagte Anwalt Saidachmet Arsamersajew. Die tschetschenischen Ermittler bestätigten die Festnahme durch Einheiten des Innenministeriums, ohne aber weitere Details zum Ort oder Hergang der Festnahme zu machen.
Politkowskaja war 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden. Die Journalistin der Tageszeitung "Nowaja Gaseta" war eine Kritikerin des damaligen Präsidenten und heutigen Regierungschefs Wladimir Putin. In ihren Berichten prangerte sie als eine der wenigen öffentlich Menschenrechtsverletzungen im Tschetschenien-Krieg an.
Der Chefredakteur der "Nowaja Gaseta", Dmitri Muratow, sagte zu afp, die Festnahme Machmudows werde helfen, die Wahrheit im Mordfall ans Licht zu bringen. Er hoffe, dass die Geschworenen in einem Prozess Machmudows Schuld als erwiesen ansehen. Politkowskajas Sohn Ilja sagte zu afp, auch wenn Machmudow als Mörder verurteilt werde, bleibe die Frage nach den Auftraggebern offen.
Bislang ist ungeklärt, wer den Mord an Politkowskaja in Auftrag gab. Wegen des Mordes waren Machmudows Brüder Ibrahim und Schabrail sowie ein früherer Polizist der Komplizenschaft angeklagt worden. Sie wurden 2009 jedoch aus Mangel an Beweisen in einem ersten Prozess freigesprochen.
Der Oberste Gerichtshof Russlands hob das Urteil aber auf, nun wird neu ermittelt. Die Arbeit der Ermittlungsbehörden wurde international immer wieder scharf kritisiert. Ihnen wurde ein mangelnder Aufklärungswille vorgeworfen.
Im November 2010 verlautete aus Ermittlerkreisen, bei der Fahndung Machmudows führe die Spur ins ostbelgische Lüttich. Medienberichten zufolge reisten russische Ermittler nach Belgien, um die Jagd nach dem mutmaßlichen Mörder anzuleiten.
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