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Fernbusse dürfen deutschlandweit fahrenEin Hoch auf unseren Busfahrer

Der Buslinien-Fernverkehr wird bundesweit freigegeben. Bisher gab es Beschränkungen um Konkurrenz zur Bahn zu vermeiden. Die Busse sollen zudem barrierefrei sein.

Mit Bus statt Bahn: Ab 2013 soll es mehr Wettbewerb geben. Bild: dpa

BERLIN dpa | Die schwarz-gelbe Koalition und die Opposition haben sich auf die Einführung eines Fernbussystems ab 2013 geeinigt. „Der Buslinienfernverkehr wird freigegeben. Zukünftig sind überall in Deutschland Fernbuslinien möglich, die untereinander und auch mit dem Eisenbahnfernverkehr konkurrieren dürfen“, heißt es in dem am Freitag beschlossenen Kompromiss der Fraktionen von Union, FDP, SPD und Grünen.

Bereits im August 2011 hatte das Kabinett die Einführung eines Fernbussystems beschlossen, das Vorhaben war aber auf den Widerstand der Länder gestoßen. Für den innerdeutschen Linienverkehr gibt es seit mehr als 70 Jahren Beschränkungen, damit es keine Konkurrenz zur Bahn gibt.

Dieses Monopol bei Fernlinien soll nun aufgebrochen werden, um preisgünstige Alternativen zur Bahn zu ermöglichen. Auf Drängen der Grünen und der SPD wurde verfügt, dass Fernbusse bis Ende 2019 barrierefrei sein müssen. Eine Einigung in Bundestag und Bundesrat gilt als sicher. Die Neuregelung könnte schon im nächsten Jahr in Kraft treten.

Zum Schutz des von den Ländern mitbezahlten regionalen Zugverkehrs wurde vereinbart, dass Fahrtstrecken unter 50 Kilometern Länge und mit weniger als einer Stunde Reisezeit nicht angeboten werden dürfen.

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12 Kommentare

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  • W
    Waage

    Ich finde es immer lustig, dass meist die "Autofraktion" aus Prinzip die Busse toll findet (romantisierte amerikanische "Greyhoundfreiheit" vs. böse "staatssozialistische" Bahnmonopole). Dabei wäre ich froh über jeden Bus der NICHT zusätzlich auf den vollen Überlandstraßen vor meinem PKW hereiern würde!

     

    Ich bin aber nicht grundsätzlich gegen Fernbusse. Es könnte sich ein sinnvoller Nischenmarkt bilden auf Strecken, welche die Eisenbahn nicht (mehr) direkt (also ohne Umsteigen) bedienen kann.

    So wie die Schnellbusse des ÖPNV unter 50km entstandene Lücken durch BEREITS stillgelegte Nebenstrecken bedienen.

     

    Wichtig ist aber, dass bei den Löhnen der BusfahrerInnen keine Dumping zugelassen wird und die Busunternehmer an den Kosten der nötigen Infrastruktur (z.B. Bussteige) beteiligt werden und nur mit gut gewartetem Fuhrpark arbeiten.

     

    @D.J. (P.S)

     

    Zur Effizienz: eine ordentlich ausgelastete Bahnlinie ist in punkto Effizienz nicht zu schlagen. Das braucht nicht extra belegt zu werden. Dieses hat mit geringen Rollwiderständen (Stahl auf Stahl), einer im Verhältnis zur Zuglänge geringeren Stirnfläche, verlustärmeren Elekrotroantrieben (wobei auch ein Dieselmotor in der Bahn effizienter eingesetzt werden kann als in Bus&LKW!) und weniger Stop and Go (meist max. 3 Bahnhofsstopps bei einer Stadtdurchfahrt statt unzählige Ampelstopps) auch gleichmäßigeren Geschwindigkeiten und dosierteren Beschleunigungen und Verzögerungen zu tun.

     

    Das ist Physik und keine Propaganda. Ich beziehe mich aber wie weiter oben gesagt auf gut ausgelastete Bahnen und die sollten, Schnell- und Fernbusse hin oder her, auch weiterhin das Ziel einer pfiffigen Verkehrspolitik zur Entlastung von Umwelt und Straßenverkehr sein!

  • Y
    yberg

    zuallererst gibt dies einen wachstumsschub für bushersteller

     

    desweiteren werden stark die osteuropäische unternehmen in den markt einsteigen.

     

    so wie heute schon im speditionsbereich rechnen sich im schnitt weniger als halbausgelastete fahrzeuge nicht

    bei deutschen mindest- und tariflöhnen und den im gegensatz zum osteuropäischen wettbewerb viel gründlicher und nachhaltig eingeforderter sicherheitsbestimmungen und kontrollierten gesetzlichen bestimmungen,was ziemlich teuer wird.

     

    wir werden nun noch öfter von busunglücken lesen.

     

    andrerseits wird die im personenverkehr stark ausgelastete bahn kein schaden nehmen ,da sich viele bürger kein auto mehr leisten können und auch auf grund geringer kaufkraft auf billigstmobilität angewiesen sind,was die nachfrage weiter steigert.

     

    die mitfahrzentralen,mit ihren start ziel destinationen ohne zwischenhalt,sind oft zu unflexibel

     

    is doch schön,daß unsre neoliberalen grünen und die spd,die teilhabe enteigner,nun die betroffenen mit billigsttransporten versorgen.

     

    das nennt man sozial

  • S
    Sabine

    endlich!

  • C
    claudia

    @systemix:

    >>Da reisten die Leute, die kein Geld für eine Bahnfahrkarte hatten.>Die Fernbuslinie ist Billigverkehr für Autofetischisten.

  • S
    systemix

    Wahrscheinlich werden nun mal wieder die jubeln, welche auf einen solchen Linienbus nicht angewiesen sind. Ich kenne diese Fernbusse noch aus meiner Kind- und Jugendzeit. Sie sind eine Bestrafung für Menschen ab einer Körpergröße von 1,70m. Die Bewegungsmöglichkeiten sind auf einen halben Quadratmeter beschränkt und so sitzt man dann Stunden um Stunden einpfercht - das ist die Realität. Wer erinnert sich noch an den Busbahnhof am Stuttgarter Platz in Berlin? Da reisten die Leute, die kein Geld für eine Bahnfahrkarte hatten. Die Fahrzeiten nach Hamburg, Frankfurt und München waren ätzend lang und werden heute nicht kürzer sein. Was an den erlaubten 100 km/h gewonnen wird, zerrinnt in den Staus auf der Autobahn, die es damals nicht gab.

     

    Die Fernbuslinie ist Billigverkehr für Autofetischisten. Da mag man dann zu deutscher Volksmusik und einem Witze erzählenden Busfahrer sich in die weite Welt des Westen in die USA hinträumen, wo der Greyhound-Bus die Personenbeförderung auf der Schiene ablöste. Weder eine geringere Belastung der Umwelt noch eine Verbesserung des öffentlichen Personenverkehrs werden dadurch erzielt.

     

    Der Hinweis auf das Nazi-Gesetz ist ein Scheinmanöver der Systempresse. Bereits in den Fünfziger Jahren gab es in Deutschland ein festes Fernbusnetz, welches teilweise in Konkurrenz zur Bundesbahn fuhr. Aber wegen des lausigen Reisekomforts wurden die Linen der Deutschen-Touring-Gesellschaft nach und nach eingestellt. Übrig blieben nur noch wenige Verbindungen mit europäischen Zielen.

     

    Diese Gesetzesänderung ist auch nur ein Täuschungsmanöver, um der Bevölkerung vorzuspiegeln, es würde im Parlament gearbeitet. Doch um den Herrn Stoiber zu zitieren - das Stimmvieh sucht sich gern den eigenen Schlachter aus und anscheinend lässt es sich zum Schlachthof auch noch gern im Viehtransporter alias Fernreisebus hinkarren.

  • D
    D.J. (P.S.)

    @gustav,

     

    "Die Bahn ist wesentlich umweltfreundlicher und sicherer als der Busverkehr."

     

    Das ist falsch. Im Fernverkehr sind Busse eindeutig ressourcenschonender. Auf Bahnpropaganda hereingefallen? Hinsichtlich Sicherheit fehlen mir die Zahlen.

  • B
    Bussibär

    @Paul

     

    "Eines Tages werden die Schnäppchenjäger, pardon, die mündigen Kunden gar nichts mehr bezahlen wollen für die Mobilität."

     

    Das wollen die auch heute schon nicht mehr. Da es jedoch ein Markt ist und vermutlich niemand Lust hat, kostenlosen Personentransport anzubieten, müssen sie es wohl - und das ist auch gut so. Nur in Zukunft nicht mehr ganz so viel wie bei der überteuerten Bahn, und eventuell auch bequemer (z.B. je nach Nähe von Zug-/Busbahnhof) - auch das ist gut so.

     

    Ökologisch gesehen sind Reisebusse mind. so gut wie die Bahn, selber recherchieren.

     

    Ja, Busfahrer werden auch in Zukunft nicht zu den Spitzenverdienern gehören, allerdings auch nicht auf 400€-Basis abgespeist werden, wie hier befürchtet wird, da die Zulassung auch erstmal erworben werden muss und wohl nicht vollkommen anspruchslos ist. Mehr JobMÖGLICHKEITEN für Busfahrer bedeuten tendentiell (wieder: ein Markt) höhere Gehälter. Nichts arbeiten und den ganzen Tag in der Kastanienallee Milchkaffee, pardon Macchiato trinken ist kein Grundrecht. Ok, ich schweife ab... kurz:

     

    Was passt Euch schon wieder nicht? Sonst verteidigt Ihr doch auch keine Nazi-Gesetze?

  • D
    D.J.

    War ja eine schwere Geburt, dieses idiotische Gesetz endlich auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen. Nun hat auch der Niedrigverdiener wieder mal die Chance, eine Fernreise zu machen. Mit der deutschen Bahn mit ihren Mondpreisen kein Mitleid, zumal Busse derzeit ökologisch weit sinnvoller sind (außer im Nahverkehr). Bedauerlich nur, dass Strecken unter 50 km - hier im Ruhrgebiet eine Tortur, die zu bestimmten Zeiten mit der Bahn zurückzulegen - nach wie vor antimarktwirtschaftlich gehandhabt werden.

  • G
    gustav

    Alle Schranken fallen zu lassen, ist das primitivste

    Wirtschaftsinstrument. Macht wenig Arbeit,

    man kommt wieder als besonders modern daher,

    steht wieder fälscherlicherweise als wirtschaftskompetent da.

     

    Wenn die Busanzahl dramatisch zunimmt, wird

    die Unfallgefahr mittelfristig nach oben gehen

    mit deutlich mehr Toten. Die Preise im Niedriglohnsektor verharren auf niedrigem Niveau,

    denn die Mobilität wird weiter dumpingreduziert.

    Der CO2-Ausstoss erhöht sich trotz Spritknappheit

    immens.

    Die Feinstaubbelastung nimmt noch einmal kräftig

    zu(Haben das wirklich die Grünen angeregt?).

    Wenn man wenigstens vorschreiben würde, dass

    jene Busse umweltfreundlich betrieben werden müssen,

    könnte man wenigstens eine Umweltwohltat und

    eine wohnortnahe Mobilitätsalternative für armes Arbeits-und Rentnerprekariat

    sehen. Sonst ermöglicht diese Entscheidung,

    aber noch mehr Verluste der mit staatsfinanzierten Bahn und macht noch mehr Armut erträglicher und

    damit durchsetzbarer!

    Die bestehenden Busse müssen natürlich ordentlich

    ausgelastet werden Wenn diese aufgrund des

    demografischen Wandels unausgelastet bleiben,

    werden Ressourcen verschwendet.

    Stark unausgelastete Busse begünstigen die

    Zahlungsunfähigkeit der Busunternehmen und

    damit den Wegfall von Arbeitsplätzen oder

    weitere Subventionierung.

    Nur fragt sich überhaupt jemand, wie die Fahrer

    auf diese Mehrbelastungen überhaupt eingestellt sind? Werden also zukünftig zwei Fahrer die

    Fernstrecken erledigen? Oder nimmt hier wieder

    ein Verhängnis seinen Lauf?

    Die Bahn ist wesentlich umweltfreundlicher und sicherer als der Busverkehr.

    Es wäre günstiger würde es für Fernstrecken

    mit dem Zug einen Busshuttleservice von

    dem Zuhause des Kunden zum Abfahrtsbahnhof und vom

    Zielbahnhof zum Zielort geben.

    Das wäre sicherer, umweltfreundlicher und vernünftiger und die Abwrackung der Bahnhöfe würde

    damit verhindert. Gut verzahntes Teamwork statt schrankenloser Wettbewerb!!!

    Das wäre auch für die Beschäftigten der Busunternehmen noch eine zumutbare Arbeit, wo

    sie ihre Kinder jeden Tag noch wieder sehen können.

    SPD und Grüne haben hier wieder kein optimales

    Paket geliefert, sondern nur den Neoliberalismusquatsch ein neues Anhängsel hinzugefügt.

  • P
    Paul

    Mal sehen, wann die Bahn kaputt gespielt sein wird. Wir schaffen das schon noch. Bin ich mir sicher.

     

    Einem billigen Busunternehmen wird ein noch billigeres folgen. Dann wird ein zeitarbeitnehmender 400,-Euro-Fahrer am Lenkrad sitzen und die Kosten nochmals senken. uswusf. Gleichzeitig werden die Straßen noch mehr genutzt werden. uswusf.

    Eines Tages werden die Schnäppchenjäger, pardon, die mündigen Kunden gar nichts mehr bezahlen wollen für die Mobilität. Auch das hat Folgen, die in anderen Schnäppchenjägerbereichen sehr gut zu beobachten sind. Sklavenarbeit bei der iphone-Produktion, die die Nutzer natürlich überhaupt nicht interessiert. Auch die Lebensmittelindustrie mit all ihren Skandalen zeigt sehr schön, wohin die Schnäppchenjägerreise geht. Wahrscheinlich sogar zwangsläufig gehen muß.

     

    Nun also die Bahn mal wieder.

  • JK
    Juergen K.

    Und wieder hat sich der staat einer Aufgabe teil-entledigt:

     

    ÖPNV ist privatisiert worden !

     

    Nein, nicht ÖPNV, sondern PNV.

     

    Privater Nahverkehr !

    Nicht mehr Öffentlicher Nahverkehr !

     

     

    Muss jetzt nicht noch folgerichtig kommen,

     

    daß Altersarme, Billiglöhner und Hartz4er

     

    aus ihrer Aufstockung, Grundsicherung den

    Verkehrsanteil in ihren Bedarfssätzen direkt an die Betreiber abführen,

     

    wie es auch bei Energie festgesetzt wurde ?

  • J
    Jakob

    Ich sehe das kritisch. Natürlich belebt Konkurrenz das Geschäft, aber die Leidtragenden werden wie immer die Mitarbeiter sein die dann für einen Hungerlohn schuften müssen.