Felix Magath und der VfL Wolfsburg: Geld oder Liebe
Nach dem 4:0-Sieg über die TSG Hoffenheim will Trainer Felix Magath den VFL zur Meisterschaft führen. Über die eigene Zukunft schweigt er sich dagegen beharrlich aus.
Wolfsburgs Trainer Felix Magath sitzt nächste Saison möglicherweise auf der Bank des FC Schalke 04. Im ausverkauften Wolfsburger Stadion vor dem Heimspiel sorgt diese Aussicht für Aufregung. Als der Stadionsprecher rhetorisch fragt, wie Wolfsburgs Trainer heiße, wird nicht Magaths Name gerufen, sondern sehr laut und anhaltend gepfiffen.
Im Wolfsburger Stadion wird nicht nur gepfiffen, es werden auch Plakate hochgestreckt, kleine Plakate, weil in Wolfsburg alles ein bisschen kleiner ist, auf denen Liebeserklärungen stehen: "Felix - wir brauchen Dich"; und Gleichungen aufgemacht werden: "Wolfsburg minus Magath gleich Abstiegskampf"; und Behauptungen aufgestellt werden: "Lieber tot als Ruhrpottidiot"; und gefragt wird: "Geld oder Liebe?"
Der Sachverhalt ist wohl so, dass Magath, der angeblich einen Vertrag mit dem VfL bis 2010 hat, die Option, die Teil dieses Vertrags ist, nicht gezogen hat, und der Vertrag deshalb 2009 ausläuft. Heute will sich der VW-Konzern zur Causa Magath äußern. Magath selbst äußert sich "zu Vertragsinhalten und Vertragsverhandlungen nicht in der Öffentlichkeit".
Magath hat aufgrund der Debatte um seine Vertragssituation seine Strategie bezüglich des Themas "Wolfsburg wird Meister" geändert. Darüber wollte er sich erst auch nicht äußern, aber da er nun etwas Neues hat, über das er sich nicht äußern will, äußert er sich eben übers Alte. Nun, seit der Wechsel nach Gelsenkirchen im Raum steht, sagt Magath, der das Wort "Meisterschaft" bislang nicht in die Mund genommen hat: "Wir wollen den Titel nach Wolfsburg holen."
Magath erklärt auch, dass "wir nun die Tabellenführung in Stuttgart verteidigen wollen und damit einen weiteren Schritt in Richtung Meisterschaft tun wollen". Auf die Frage, warum er nun seine Taktik geändert hat, erklärt Magath, "dass sich die Situation geändert hat, wir haben uns unsere Niederlage in Cottbus abgeholt und können nun den Rest wieder gewinnen".
Nur die Spieler machen da nicht mit: Sie konzentrieren sich auf die Meisterschaft, aber reden nicht drüber. Wolfsburgs Stürmer Edin Dzeko, der mit einem Hattrick beim 4 : 0 (0 : 0)-Sieg gegen die TSG Hoffenheim glänzte, erklärt nach dem Spiel, etwas verlegen grinsend, dass "wir von Spiel zu Spiel schauen". Dann zählt Dzeko, der in dieser Saison 19 Tore erzielt hat, alle Gegner der Wolfsburger der Reihe nach auf. Es klingt ein bisschen wie der Rosenkranz, den zehnmal hersagen muss, wer gesündigt hat und ein gläubiger Katholik ist.
Vor Dzekos erstem Tor war es ein ausgeglichenes Spiel. Schön anzusehen, offensiv, viele Chancen und zwar für beide Mannschaften. In der zweiten Halbzeit wird Wolfsburgs Druck stärker und als eine unfreiwillige Vorlage des schwachen Boubacar Sanogo bei Dzeko landet, lässt der dem ausgezeichneten Timo Hildebrand keine Chance (66.). Und dann geht alles sehr schnell. Dzeko macht nach Vorarbeit von Grafite sein zweites (74.) und drittes Tor (78.).
Hoffenheim fällt nun auseinander, seit zwölf Spielen kein Sieg. "Das noch zu drehen war nach dem, was in den vergangen Wochen passiert ist, schwer", sagt Rangnick. Kurz vor Ende verliert die TSG ihren rechten Außenverteidiger Andreas Beck mit einer gelb-roten Karte, weil der Wolfsburgs linken Außenverteidiger Marcel Schäfer im Strafraum foult. Grafite nutzt den Elfmeter (89.) zu seinem 23. Treffer in dieser Saison.
Für die TSG gehe es, so Rangnick, nun nur noch darum, die Saison "anständig zu Ende zu spielen". Alle internationalen Ansprüche sind begraben und Rangnick droht mit Weggang aus der baden-württembergischen Provinz, sollte der Aufsteiger "nicht auf sechs bis sieben Positionen verstärkt werden".
Für Wolfsburg geht es um mehr, um alles: "Wir sind vorne, wir haben drei Punkte Vorsprung. Wenn wir nicht ausrutschen, kommt an uns keiner vorbei", sagt Magath. Das ist frech, das ist eine Ansage.
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