Feinstaub durch Nutzfahrzeuge: Kaum Filter für Dieseltransporter

Während private Diesel immer sauberer werden, stauben Nutzfahrzeuge weiter vor sich hin. Für ihre Nachrüstung gibt es weder Förderung noch sind genügend Filter im Angebot.

Für Nutzfahrzeuge gibt es nur einen zugelassenen Filter - und keinen Anreiz, ihn einzubauen. Bild: ap

BERLIN taz Am Stuttgarter Neckartor ist es schon wieder so weit. Schon Anfang April ist hier mehr Feinstaub in der Luft gemessen worden, als die Europäische Union im ganzen Jahr erlaubt. Dumm dabei: Stuttgart gehört zu den wenigen Städten, die bereits eine Umweltzone eingerichtet haben. Diesel-Fahrzeuge, die zu viel Ruß ausstoßen, dürfen hier eigentlich gar nicht mehr fahren. Das Problem: Während 80 Prozent der privaten Dieselfahrzeuge inzwischen mit Filtersystemen ausgestattet sind, sieht es bei den Nutzfahrzeugen schlecht aus. "Wir haben bislang eine Genehmigung für einen solchen Filter erteilt", sagt Alexander Miese, Leiter der Abteilung Technik beim Kraftfahrtbundesamt (KBA). Fünf Fahrzeuge seien nachgerüstet worden.

Der Verkehr ist in den Städten Hauptverursacher der krebserregenden Partikel. "Dabei ist das Verhältnis Pkw und Nutzfahrzeuge eins zu eins", sagt Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

Rund 1,2 Millionen Transporter und kleine Lkw sind derzeit mit ungefilterten Dieselmotoren unterwegs. Zum Teil stoßen sie so viel Rußpartikel aus, dass sie nicht einmal eine rote Plakette erhalten - die Minimalanforderung für die Fahrt in eine Umweltzone. Vielen haben die Städtebefristete Ausnahmegenehmigungen erteilt. Andere haben es immerhin zu einer roten oder gelben Plakette gebracht. Aber auch sie müssen ab 2010 oder 2012, wenn die Bedingungen für die Umweltzonen verschärft werden, draußen bleiben.

Dass die Kommunen derzeit noch ein Auge zudrücken, liegt daran, dass Unternehmen, die auf die Nutzfahrzeuge angewiesen sind, derzeit kaum eine Wahl haben. Bei den Neuwagen gibt es inzwischen schon mehr Fahrzeuge, die mit Erdgas oder Benzin betrieben werden. Und erste Diesel wie der Fiat Scudo 10 SX, der Mercedes-Benz Vito oder denr Opel Vivaro haben serienmäßig Filter. "Viele kleine Handwerker können sich die aber nicht leisten", sagt Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Sie müssten ihre alten Wagen nachrüsten.

Dass die Nachrüstung trotzdem nicht vorankommt, hat vor allem zwei Gründe, glaubt DUH-Geschäftsführer Resch: Es gibt bislang nur den einen zugelassenen Filter - "und keinen Anreiz".

Das Problem mit der Zulassung lasse sich relativ leicht lösen, meint KBA-Experte Miese. Die Bundesministerien hatten bei den Vorgaben für die Genehmigung von Nachrüstfiltern die Angaben zum Lärmschutz vergessen. Deshalb stocken weitere weitere Zulassungsverfahren. "Wir sind aber dabei, das auf dem kurzen Weg zu klären", sagte Miese der taz.

Schwieriger ist es mit dem Förderanreiz. Die Nachrüstung von privaten Dieselfahrzeugen unterstützt die Bundesregierung mit 330 Euro. Für gewerbliche Fahrzeuge gibt es kein Angebot - selbst wenn es sich um die gleichen Fahrzeugtypen handelt.

Das muss sich ändern, meinen VCD und DUH. Sie schlagen eine gestaffelte Förderung für alle leichteren Nutzfahrzeuge vor - nach dem Vorbild Niederlanden. "Dort wird der Einbau eines Filtersystems je nach Reinigungsleistung mit ein paar Hundert bis ein paar Tausend Euro gefördert", so Müller-Görnert. Nachrüstfilter, wie es sie im Ausland schon gibt, sind ab 800 Euro für die kleinsten Wagen zu haben, bei einer Lkw-Zulassung werden mindestens 2.000 Euro fällig. Beim Umweltbundesamt schätzt man aber, dass sich die Preise bei größerer Nachfrage halbieren könnten.

Das Geld für die Förderung wäre da, meinen die Umweltverbände. 2006 und 2007 hätten die Bundesländer bei der Kfz-Steuer für die Diesel-Pkw ohne Filter rund 450 Millionen Euro mehr eingenommen, bis 2009 dürften es insgesamt 600 Millionen sein. Von denen seien aber bislang nur 89 Millionen für die privaten Nachrüstungen ausgegeben worden. "Den Rest sollte man für die Filter von Nutzfahrzeugen verwenden", meint Resch. Dazu könne man den Topf deckeln. "Wer schnell umrüstet, profitiert." BEATE WILLMS

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