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Fehlgeburten in Wassereimer versenkt

Erfurt (dpa) — Fehlgeburten ohne Atmung oder Pulsschlag kamen in der Erfurter Frauenklinik zur DDR- Zeit in Wassereimer. Das bestätigte Chefarzt Fritz Wagner am Wochenende vor Journalisten. Er wies damit einen Bericht des 'Spiegel‘ zurück, wonach in seiner Klinik Frühgeborene ohne Atmung in Wassereimer versenkt wurden. Bei lebensfähigen Frühgeburten sei dies nie der Fall gewesen. Der Chefarzt berief sich auf das DDR-Personenstandsrecht, das lebensfähige Wesen definiert habe.

Laut 'Spiegel‘ sollte mit dem Vorgehen die offiziellen Statistiken über die Säuglingssterblichkeit entlastet werden, mit denen die DDR im internationalen Vergleich zu renommieren gedachte. Wenn die Winzlinge lediglich eines von zwei Lebenszeichen — Herzschlag oder Atmung — aufwiesen, hätten sie nicht einmal als menschliche Leiche, sondern als Abortus gegolten. Wogen „Frühchen“ mit nur einem Lebenszeichen hingegen mehr als 1.000 Gramm, seien sie als Totgeburt registriert worden. Im Westen Deutschlands habe in jedem Fall ein einziges Lebenszeichen genügt, um Frühgeburten als Lebendgeburten einzustufen.

Die Erfurter Kriminalpolizei hat unterdessen Ermittlungen aufgenommen. Der Thüringer Wissenschaftsminister Fickel erwartet für heute einen Bericht der Medizinischen Akademie Erfurt.

'Der Spiegel‘ berichtete, in der Erfurter Klinik seien Frühgeburten, die weniger als 1.000 Gramm wogen, über Jahre hinweg ertränkt worden. Das Nachrichtenmagazin bezieht sich auf eine Hebamme, die in der Frauenklinik in den 60er Jahren beobachtet habe, wie Frühgeborene direkt nach der Entbindung in einen Wassereimer getaucht worden seien. Noch 1982 sei dies dort praktiziert worden.

Ein Oberarzt der Frauenklinik Dresden erklärte, auch „Frühchen“ mit einem Gewicht von weit unter 1.000 Gramm seien dort durchgebracht worden. In der Elbestadt hätten auch Kinder überlebt, die bei ihrer Geburt nur 400 Gramm wogen.

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