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SÜDAFRIKAS FÜHRUNG FÜHRT EINEN IDEOLOGISCHEN KAMPF GEGEN AIDSFatale Wirkung

Es war eine schöne und bunte Feier, die Südafrika seinen Besuchern aus aller Welt am Sonntagabend in Durban bot – bis der Präsident das Wort ergriff. Nun ist es Thabo Mbekis Sache nie, auf Großveranstaltungen sich der allgemeinen Stimmung anzuschließen oder gar zu tanzen, wie Nelson Mandela das getan hätte. Doch wer erwartet hatte, dass der intellektuelle Mbeki die Gelegenheit wenigstens genutzt hätte, ein paar deutliche Worte zu seiner Aids-Politik zu sagen, sah sich getäuscht. Erneut lavierte Mbeki um ein klares Bekenntnis herum und verteidigte sich fast beleidigt.

Gewiss ist es nicht falsch, kritische Fragen zu stellen, erst recht an die westliche Pharmaindustrie, die bislang keinerlei Interesse daran hat, billige Medikamente oder gar einen Impfstoff für das bettelarme Afrika zu entwickeln. Angesichts der Katastrophe, die auf das gesamte südliche Afrika zukommt, reicht es aber für einen Politiker nicht, kritische Fragen zu stellen. Oder anders gesagt: Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen. Es wäre ein Leichtes gewesen, Südafrikas besonders gefährdete Jugendliche dazu aufzufordern, Kondome zu verwenden, dem einzig bekannten wirksamen Mittel, um eine Übertragung des Virus zu vermeiden. Mbeki aber schwadronierte erneut darüber, dass das Benutzen von Kondomen nicht das einzige Präventionsmittel sein könne. Die Wirkung ist fatal, international wie im eigenen Land. Gewiss, Südafrika hat Programme zur Aids-Aufklärung und -Bekämpfung, doch solange die politische Führung nicht endlich einmal deutliche Worte in der Öffentlichkeit findet, braucht niemand überrascht zu sein, wenn sich das Verhalten der Menschen nicht einfach ändert.

Das ist umso schwerwiegender, als Mbeki durchaus eine wichtige Debatte forciert: nämlich den Blick des Westens dafür zu schärfen, dass Aids in Afrika anders gelagert ist als in den Industrienationen und Armut, Unterernährung und schlechte sanitäre Verhältnisse zur rapiden Ausbreitung beitragen. Nur: Neu ist das alles nicht, und den Schluss zu ziehen, dass Aids durch Armut ausgelöst wird, ist eine gefährliche Ideologisierung der Debatte, die niemandem hilft – am wenigsten der ganzen Generation von Afrikanern, die in den nächsten zehn Jahren an der Immunschwäche sterben wird. Viel wichtiger wäre es, sich auf das Machbare zu beschränken und zugleich den Westen in die Pflicht zu nehmen, sein gesamtes Entwicklungskonzept für Afrika zu überdenken. Welchen Sinn hat es, Jugendliche auszubilden, wenn sie in ein paar Jahren tot sind? Solange der politische Wille nicht vorhanden ist, bleibt Afrika bei der Aids-Bekämpfung sich selbst überlassen und droht zum verlorenen Kontinent zu werden. KORDULA DOERFLER

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