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■ VorschlagFast XCT: Die spleenigen Creams im Roten Salon der Volksbühne

Die Produktionsbedingungen sind überschaubar Foto: Promo

Es gibt Pop. Und es gibt Pop. Es gibt Oasis und es gibt Blur. Und es gibt Spinner. In Britannien blühen die Exzentriker wie die Rosensträucher, die dann nach Prinzessinnen benannt werden. Nur werden sie weniger gepflegt. Auf der Insel ist es möglich, jahrzehntelang ganz im stillen vor sich hinzuwerkeln, einen genialischen Moment nach dem anderen abzuliefern und doch unbemerkt zu bleiben. Seit fast zwanzig Jahren macht Alan Jenkins unter wechselnden Bandbezeichnungen Musik, doch seine Platten kommen inzwischen auf einem Kleinstlabel in Lüchow heraus, das zu arm ist, um richtig pleite zu gehen.

Alles begann mit den Deep Freeze Mice, dann gab es Chrysanthemums und Ruths Refrigerator. Seit einiger Zeit nun heißen Jenkins, seine Lebensgefährtin Blodwyn P. Teabag an den Tasten, Robyn Gibson, der auch schon für Ruths Kühlschrank trommelte, und Howard Fairey am Bass schlicht The Creams.

Die Produktionsbedingungen sind kleinteilig und überschaubar. Und so ist dann auch die Musik eine Mischung aus therapeutischem Tagebuch und Cliquen-Chronik, Briefe aus einer kleinen Welt, deren Spielregeln und Codes nicht immer ganz durchschaubar sind. Mal setzt sich Jenkins mitten in die Popgeschichte („I Wish Marvin Gayes Father Had Shot Me Instead“), dann träumt er sich in die Rolle von „Marlene Dietrichs Make-up Man“ oder beschließt „Nothings Gonna Change My Clothes“. Die Platten in Miniauflagen leben von dem, was im Rock Authentizität heißt, sparen aber nicht an Glamour. Es gibt großartige Melodien und freundlich schunkelnde Rhythmen, ständig verwoben mit einer Spleenigkeit, die nicht Millionen Hörern, sondern dem engsten Freundeskreis verpflichtet ist. So entstehen unbelastet von Marktmechanismen, Erwartungen und öffentlichem Druck kleine Schatzkästlein voller kleiner, glitzender Perlen mit Texten um Joghurt und Paranoia, Sonnencreme und Selbstzweifel. Wenn man die aufpolieren würde, könnten The Creams zu XTC werden. Aber wer wird denn so was ernsthaft wollen? So, wie es ist, ist es gut. Thomas Winkler

9.9., 22 Uhr, Roter Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg- Platz, Mitte

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