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Farce um PräsidentschaftswahlZählen in Simbabwe

Die Wahlkommission hat erneut ausgezählt. Ergebnis: Oppositionskandidat Tsvangirai soll mit 47 Prozent vorne liegen. Die Regierung hält eine Stichwahl für nötig.

Ob die Opposition trotz staatlicher Einschüchterung die zweite Wahlrunde gewinnen kann? Bild: dpa

HARARE/BERLIN rtr/taz In Simbabwe zeichnet sich auch nach der Neuauszählung der Präsidentschaftswahl vom 29. März eine Stichwahl zwischen Amtsinhaber Robert Mugabe und Oppositionsführer Morgan Tsvangirai ab. Simbabwes Wahlkommission hat das neue Ergebnis zwar noch nicht veröffentlicht, aber aus Regierungskreisen wurde am Donnerstag gestreut, Tsvangirai habe die erste Runde gegen Mugabe mit 47 zu 43 Prozent gewonnen.

Schon am Morgen des 2. April hatte die Regierungszeitung The Herald ein Ergebnis von 48,3 Prozent für Tsvangirai gegen 43 Prozent für Mugabe verkündet und damit eine Stichwahl wahrscheinlich erscheinen lassen. Wenige Stunden später hatte Tsvangirais Partei MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) allerdings auf Grundlage ihrer eigenen Auswertung der öffentlich vor den Wahllokalen des Landes ausgehängten Ergebnisse den Sieg in der ersten Runde beansprucht, mit 50,3 Prozent für ihren Kandidaten Tsvangirai gegen 43,8 Prozent für Mugabe. Weit abgeschlagen in allen Auszählungen liegt der als Unabhängiger angetretene Ex-Finzanzminister Simba Makoni.

Somit bleibt eine Lösung der Krise um Simbabwes Wahl weiterhin offen. Den Sieg der Opposition in der Parlamentswahl hat die Wahlkommission bereits bestätigt. Die MDC hat sich zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich dazu geäußert, ob sie sich an einer eventuellen Stichwahl beteiligen würde oder nicht. Oppositionelle gehen davon aus, dass die Mugabe-Regierung ihren Sicherheitsapparat und radikale Milizen dazu benutzen will, bis zu einer Stichwahl die MDC zu zerschlagen und ihre Wähler so weit einzuschüchtern, dass Mugabe in der zweiten Runde gewinnt. In den letzten Wochen sind zahlreiche Menschen in ländlichen Gebieten misshandelt, gefoltert oder erschlagen worden, weil sie am 29. März für die Opposition gestimmt hatten.

Die Wahlkommission hat die verfeindeten Lager aufgefordert, die Ergebnisse der Neuauszählung einzusehen, bevor sie veröffentlicht werden. Tsvangirai, der sich im Ausland aufhält, sagte gestern: "Ich bin sicher, dass die Überprüfung nicht schwierig sein wird. Dann wissen wir, wer die Wahl gewonnen hat, und ich kann die nötigen Schritte zu meiner Rückkehr treffen." D.J.

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