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Farbwelten

■ Der Weltmusiker Carlinhos Brown befriedigt Erstweltler

Was haben Norwegen, Malaysia und Argentinien miteinander gemeinsam? Genau, die genannten drei Länder befinden sich alle auf der Welt. Deswegen findet sich Musik aus diesen und fast allen anderen Ländern im Plattenhandel im Fach „Weltmusik“. Zum Leidwesen der Musikindustrie klingt diese Musik jedoch immer noch sehr unterschiedlich. Es fehlt das, was man die „Musikfarbe“und „Musikwelt“nennen könnte.

Doch jetzt gibt es Carlinhos Brown. Und wenn sich irgendwo Plattenindustrie-Vertreter zusammengesetzt hätten, um sich eine überall auf der Erde auf die gleiche Weise zu vermarktende „Weltmusik“auszudenken, das Ergebnis hätte nicht anders aussehen und klingen können als Carlinhos Brown, der Freitag den „Brasilianischen Sommer“in der Fabrik beschließen wird. Natürlich wird ganz viel getrommelt, dann ist da ein wenig Reggae, ein paar zackige Bläser, damit hat man dann schon fast ganz Lateinamerika abgedeckt. Ein paar exotische Instrumente (egal, welche), und dann werden ein wenig Funk, Rap und Rock-Gitarren mit fernsehwerbungskompatiblem Distortion und eventuell auch Chorus-effekten hinzugefügt – denn natürlich muß diese Musik modern sein, sie muß heutige Tendenzen aufgreifen usw.

Der Sänger trägt natürlich Dreadlocks und zappelt auf der Bühne viel herum, denn diese Drittweltler sind lebhafte Burschen, und Musik, die man nicht mit dem Wort „Power“beschreiben kann, will eh keiner hören. Schließlich gilt es noch jene Teile des Publikums zu befriedigen, die ihre Drittweltler gerne ein wenig zornig auf die Erstweltler haben wegen den Ungerechtigkeiten in dieser Welt, plus diejenigen, die gerne das natürliche, unverkrampfte Verhältnis zum eigenen Körper bei Exoten aller Couleur bewundern. Wo der Kerl dann am Ende tatsächlich herkommt – im Fall von Carlinhos Brown aus Salvador da Bahia, Brasilien – sollte nicht ohne weiteres festzustellen sein.

Nur bei der Wahl des Namens hätte man mit mehr Sorgfalt vorgehen können: Carlinhos Brown bezieht sich auf James Brown. Carlinhos Mandela, Carlinhos Marley, Carlinhos Luther King oder Carlinhos Gandhi wären sicherlich eine bessere Wahl gewesen.

Detlef Diederichsen Fr, 25. Juli, 21 Uhr, Fabrik

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