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Fan wollte BVB-Grabmal„Taube, Kreuz und Fisch“

Jens Pascal starb mit neun Jahren. Er wollte ein Grabmal mit dem Logo eines Fußballvereins. Doch die Gemeinde lehnt das ab.

BVB-Trainer Jürgen Klopp besuchte im Dezember Jens. Bild: dapd

taz: Herr Bodin, warum darf kein Borussia-Dortmund-Grabmal für Jens Pascal aufgestellt werden?

Michael Bodin: Die Familie hat sich für die Beisetzung auf einem katholischen Friedhof entschieden. In der Satzung steht, dass nur christliche Symbole für die Gestaltung des Grabmals verwendet werden dürfen.

Der Entwurf für den Jungen sieht aber eine Stehle mit Fußball, BVB-Logo und dem Schriftzug „Echte Liebe“ vor. Damit kommt die Verehrung für den Fußball zum Ausdruck, nicht aber die Verehrung für den Glauben. Der Kirchenvorstand hat den Entwurf einstimmig abgelehnt.

Wenn wir über christliche Symbole sprechen: Mit welcher Begründung werden dann Kuscheltiere auf Grabmalen gestattet?

MICHAEL BODIN

45, arbeitet für die Pressestelle der katholischen Kirche in Dortmund.

Auf dem Friedhof der Gemeinde findet man keine Kuscheltiere auf den Grabmalen. Hier findet man typische Motive wie Taube, Kreuz und Fisch. Das soll aber nicht heißen, dass keine Kuscheltiere zu den Gräbern gelegt werden.

Bekommt Jens Pascal wegen des Konflikts etwa gar kein Grabmal?

Doch. Der Junge hat vorläufig eine Art Holzschild mit seinem Namen und Geburts- und Sterbedatum.

Die Familie hat inzwischen auch das Angebot des Kirchenvorstandes angenommen, sich zusammenzusetzen, um gemeinsam nach einem Kompromiss zu suchen. Wie dieser Kompromiss dann aussehen wird, kann ich nicht sagen.

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12 Kommentare

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  • T
    texter

    wer auf dem gelände des ältesten angelvereins der welt nun mal was anderes als angeln will hat halt pech und sollte den verein bzw. das gelände wechseln.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Letzten Wunsch des verstorbenen Kindes sollte Rechnung getragen werden

  • T
    Thomas

    Wenn ich auf den Friedhof gehe, um einem Verstorbenen nahe sein zu wollen und um zu trauern, dann will ich als Trauernder nicht mit irgendwelchen bunten, billigen Grabsteinen belästigt werden.

     

    Die Eltern des Kindes tun sich keinen Gefallen damit, auf Biegen und Brechen hier ein "Recht" abzuleiten, wie ein Grabstein aussehen darf.

     

    Als logische Konsequenz: Sollen LKW-Fahrer dann bald einen Grabstein in Form eines Trucks einfordern? Ein stadtbekannter Saufkumpan einen Grabstein in Form einer Bierflasche bekommen? Ein Neo-Nazi in Runen und Hakenkreuz zu seinen Idealen über den Tod stehen?

     

    Trauer zeigt man nicht nach aussen, sondern man kehrt nach innen.

  • Q
    quiddje

    Und ich will später mal mit Taube und Kreuz auf einen Islamischen Friedhof.

    Liebe TAZ, kämpft mal für mein Recht auf immerwährende Liebe zu Jesus!

     

    Wie, das ist nicht dasselbe? Ich könne mich woanders bestatten lassen? Ja, aber das wäre hier ja auch gegagen. Also, wo bleibt euer Kreuzzug für meinen inniglichsten Wunsch, auf einer immerwährenden Grabstätte (denn die normalen Friedhöfe bieten ja nur maximal 30 Jahre) meinen Glauben manifestiert zu wissen?

     

    Na, dämmert es?

     

    Wer denkt eigentlich an die Leute, die sich bewusst für einen katholischen Friedhof entschieden haben, um dort ihrer Toten in ihrer Religion gedenken zu können?

    Die müssen das tolerieren? Ich denke nicht.

    Aber ihr werdet das den Hinterbliebenen meiner künftigen islamischen Nachbarn sicherlich verklickern können, ich bin nur schon zu vergreist dazu.

  • V
    Vorschlag

    Katholische Glaubens-Zeichen mit dem BVB-Logo verbinden.

    Oder eben einen weltlich (städtisch) betriebenen Friedhof nutzen.

  • S
    stromboli

    die Eltern sollten schleunigst dafür sorgen, dass ihr Kind umgebettet wird auf einen Friedhof, wo ihm der Friede garantiert wird den die kirchlichen Totenhöfe ansonsten angeblich zu garantieren vorgeben. Wohl auch nur ein "Friede", der von einer herrschenden Meinung definiert wird! Ein weiterer Grund, kritisch dem "anliegen" dieser Religionssekten gegenüber zu stehen!

    Von Taufe über den Tod hinaus; manipuliert,drangsaliert, beaufsichtigtet und bevormundet.. kirchliche Sorgfalt im täglichen.

    Wenn hingegen geprotzt wird mit überlebensgroßen Engelsskulpturen, den kirchlichen Symbolen; wenn Taubenhäuschen auf Kindergräbern als symbole gelten dürfen, wird die Deutung religiöser "Inhalte" in ihrer Anmaßung und Selbstgefälligkeit sichtbar.

    Mit Geschmack, Totenverehrung hat das wenig zu tun, eher mit Geschmacksverirrung. Nun, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, und manche dieser "Kunstwerke" sagen mehr über den verstorbenen und seine Nachkommenschaft aus, als ihm lieb sein dürfte.. aber das ist nicht der Kern der Diskussion, und jeder sollte die Freiheit haben, sich irren zu dürfen!

    Es ist mit den Friedhöfen wie mit den anderen Institutionen die man religiösen Trägerschaften überlässt: man lässt auch den eigenen Gestaltungswillen an der Pforte zurück!

    Es wird zeit diese Bevormundung in ihre grenzen zurück zu verweisen... Schaffung kommunaler Bestattungsfelder ist hier der einzigste weg! Streichung der staatlichen Mittel für solche konfessionellen unternehmen wenn sie nicht die säkularen , staatlichen Anforderungen zu erfüllen bereit sind!

    Es wird zeit, da aufzuräumen!

    ..hat nicht jesus ebenfalls die Tempel gesäubert???

  • Y
    yberg

    soviel zu der uns allüberall nicht nur in lippenbekenntnissen ständig verfolgenden christlichen toleranz

     

    hier muß ne frömmelnde fachkraft ran,göring eckardt übernehmen sie

  • R
    reblek

    "Der Entwurf für den Jungen sieht aber eine Stehle mit Fußball, BVB-Logo und dem Schriftzug 'Echte Liebe' vor." - Da wollen wir doch mal hoffen, dass die Autorin nicht denkt, "Stehle" habe etwas mit "stehlen" zu tun. Aber Stele hin oder her: Der kommerzielle Schwachsinn mit der "echten Liebe" zum BVB muss nicht überall dämliche Urständ feiern.

  • M
    miri

    Uff, endlich macht mal eine Kirchengemeinde ernst, unterscheidet zwischen geistlichen und weltlichen Dingen und verteidigt eine der letzten Inseln des Geistlichen. Richtig so. Sonst ist bald auch noch auf dem Friedhof Disneyland. Grabsteine in Form von Autos und überall Schickimausi und so... Und dafür kriegen die jetzt auf die Mütze und stehen als Unsympathen da. Tapfere Kirchengemeinde! Haltet durch!

     

    Sonst ist die letzte Zuflucht vor Disneyland bald nur noch der Tod selbst. Aber da -- bestimmt -- ist Stille.

  • R
    Rene

    Das ist ja ein Spitzeninterview.

  • E
    emil

    ist das euer ernst? für diesen bericht würde ich euch gerne 50 cent abziehen :D

  • A
    anette

    Der Kompromiss wurde gefunden. Auf dem Grabstein wird außer dem Logo des BVB und dem Schriftzug "Echte Liebe" auch eine Friedenstaube zu sehen sein.

    btw: Schreibt man nicht Stele statt Stehle?