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Familienministerium zu ExpertenberichtElternzeit wird nicht gekürzt

Nur noch zwei Jahre Babyzeit statt wie bisher drei, hat eine Expertengruppe vorgeschlagen. Das Familienministerium wiegelt ab: Das sei nicht praktikabel.

Zeit für das Wesentliche: Fußballfan mit Kind. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Elternzeit von derzeit drei Jahren auf zwei Jahre zu verkürzen, lehnt das Bundesfamilienministerium ab. „Das ist nicht praktikabel“, sagte ein Sprecher der taz. Eine unabhängige Sachverständigenkommission zum achten Familienbericht, hatte laut Tageszeitung Welt vorgeschlagen, die Elternzeit zu verkürzen, um die Unternehmen zu entlasten. Möglich sei auch eine Reduzierung auf zwölf Monate und eine folgende Teilzeit für Eltern.

Die Experten regen ebenso eine Reform Ehegattensplittings an, da diese Art der Besteuerung von Familien Frauen dazu verleite, nicht arbeiten zu gehen. Der Familienbericht wird im Auftrag der Familienministeriums erstellt, das Ministerium gibt eine eigene Stellungnahme dazu ab. Bericht und Stellungnahme werden am 14. März im Kabinett beraten.

Der achte Familienbericht mit dem Titel „Zeit für Familie“, den Familienministerin Kristina Schröder (CDU) im Herbst an die Expertenkommission übergab, verzeichnet die Sehnsucht von Eltern, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Demnach leiden mehr als 40 Prozent der Eltern minderjähriger Kinder unter Zeitdruck. Die Arbeitswelt müsste sich auf die Familienverantwortung der Mitarbeitenden einstellen und nicht umgekehrt, sagte Schröder damals.

Der achte Familienbericht griff erstmalig die „neue Leitwährung Zeit“ (Schröder) auf. Bisherige Familienberichte nahmen vor allem finanzielle Familienförderung und Infrastruktur in den Fokus.

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2 Kommentare

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  • K
    Katharina

    Warum verschenken wir unsere Kinder nicht gleich nach der Geburt an eine lobbyistische Einrichtung, in der sie 18 Jahre lang auf Arbeit und Erfolg getrimmt werden können, während die Eltern freudig und beschwingt (und natürlich beide in Vollzeit) den volkswirtschaftlichen Karren beieinander halten und gefälligst ihren Jobs nachgehen?

     

    Vermutlich entspricht meine Denke gerade nicht dem Zeitgeist, aber: Ich habe tatsächlich den Ehrgeiz (!) und Freude daran, meine Tochter (3) aufwachsen zu sehen und zu erleben, wie sie die Welt entdeckt. Und ich habe auch nicht den Eindruck, dass meine Tochter im Gegenzug besonders scharf darauf ist, "wegverwaltet" zu werden.

     

    Und wenn ich dann auch noch lese, dass das Ehegattenspliting "Frauen dazu verleite, nicht arbeiten zu gehen" - oh Mann! Also, es ist zwar natürlich von Vorteil, es zu haben, aber im Vertrauen: ein Gehalt - selbst in Teilzeit - ersetzt das nun auch nicht.

     

    Was ist eigentlich so falsch daran, Müttern (und Vätern) selbst die Entscheidung zuzutrauen, ob und wie lange sie in welchem Umfang Eltern sein wollen??? Als Arbeitnehmer hat man heutzutage so wunderbar flexibel zu sein - als Eltern muss man das noch viel mehr!

     

    A propos: Wann werden eigentlich endlich mal die Nachmittags-Kita-Plätze erfunden? Oder wurde irgendwo in Stein gemeißelt, dass Mütter, wenn sie in Teilzeit tätig sind, dies gefälligst nur von 8-14 Uhr aber nicht von - sagen wir mal - 12-18 Uhr zu sein haben?

  • C
    Celsus

    So einfach den Hinweis auf einen Expertenbericht halte ich aber nicht für hinreichend. Dahinter kann sich alles verstecken bis hin zum bezahlten Lobbyisten. Dann endet die Experteneigenschaft. Und demokratisch gesehen tue ich mich auch mit der Berufung auf ein Expertengutachten schwer, das der Öffentlichkeit nicht zu Überprüfung und Kritik offen steht.

     

    All zu oft stellen sich die angeblichen Expertengutachten im politisch relevanten Bereich als schlicht interessengeleitet heraus.