Faltmöbel aus Recyclingmaterial: Auf Pappe gebettet
Ein Start-up verkauft ein zusammenfaltbares Bett aus Karton. Damit kann man besonders leicht umziehen – aber ist es umweltfreundlich?
Gemeinsam haben die Studenten Lionel Palm und Gerald Dissen, die die Firma „Room in a box“ gegründet haben, seit April 2013 an einem Bett aus Schwerlastwellpappe getüftelt. Mit diesem Material werden sonst Motoren oder Maschinenteile transportiert.
Auch einen Business-Plan stellten die beiden Wirtschaftswissenschaftler auf. Geld für eine Markt- und Zielgruppenanalyse gab es jedoch nicht. „Das war eher so ein Bauchgefühl. Weil wir selber Studenten sind, war für uns klar, dass es Sinn machen würde, Möbel zu haben, mit denen man flexibler umziehen kann“, sagt Palm.
Nach der Entwicklung eines ersten Prototypen wurde 2014 schließlich der Schwarm gebeten, den Start der Serienproduktion zu finanzieren – mit Erfolg. Allein während der einmonatigen Crowdfunding-Phase über ein Internet-Portal wurden 120 Betten verkauft. „Insgesamt sind es mittlerweile schon über 700 Stück“, berichtet Palm.
Ökologisch gute Idee
Für ihn hat das Bett eine weitere positive Eigenschaft abseits der reinen Funktionalität, die sich das Team bereits für den deutschen Markt hat patentieren lassen: Das Produkt wird zum einen komplett in Deutschland gefertigt, zusammengesteckt und direkt vom Hersteller an die Kunden verschickt. Zum anderen stammt die Wellpappe besteht zu 85 Prozent aus recycelten Rohstoffen, der Rest stammt aus nachhaltiger, FSC-zertifizierter Forstwirtschaft.
Das Siegel des Forest Stewardship Council ist zwar nicht unumstrittenen. Man könne diesem aber „durchaus folgen“, sagt Rolf Buschmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Der Experte für technischen Umweltschutz hält das unkonventionelle Bett aus ökologischer Sicht generell für „eine gute Idee“, gerade wegen der 100-prozentigen Rückführbarkeit in den Wertstoffkreislauf.
Einziger kritischer Punkt sei die begrenzte Langlebigkeit, wie auch Sascha Roth, Referent für Umweltpolitik beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu) anmerkt: „Wenn das Bett schon nach kurzer Zeit den Geist aufgibt, macht das natürlich keinen Sinn.“ Das mittlerweile dreiköpfige „Room in a Box“-Team hält allerdings dagegen. „Von Konkurrenzprodukten wissen wir, dass so ein Bett locker 10 bis 12 Jahre durchhält. Wir sind sicher, dass unsere Produkte das auch schaffen“, sagt Gründer Palm. Beweisen könne man das – trotz intensiver Belastungstests – aber nicht.
„Sehr kleine Nische“
Die 5000 Euro, die das Projekt nun für den Crowdfunding-Preis erhalten hat, wird in die Entwicklung einer kompletten Zimmereinrichtung bestehend aus Bett, Stuhl, Regal und Schreibtisch fließen, die sich in einem einzigen Karton verschicken lässt. „Einmal bestellt, soll es innerhalb von 24 Stunden möglich sein, ein ganzes Zimmer einzurichten“, schwärmen die Möbelbauer.
Bleibt nur noch die Frage, ob das auch viele Menschen wollen. Sven Gabor Janszky, Zukunftsforscher und Direktor des 2b Ahead Think Tanks In Leipzig, beobachtet zwar durchaus einen Trend zu sogenannten adaptiven Möbeln. Wellpappe sei dabei allerdings „eine sehr kleine Nische“. Außerdem sei ihm nicht bekannt, dass es viele Firmen gäbe, die das schon machen: „Dafür wäre sicherlich auch kein Markt da.“
Ganz anders dagegen ist die Prognose von Christian Rauch, Geschäftsleiter des Frankfurter Büros des Zukunftsinstituts, einer weiteren Denkfabrik für Trendforschung: „Möbel aus Wellpappe sind nicht mehr nur Teil einer grünen Avantgarde, sondern ein Anwendungsbereich, der sich stark ausweiten wird.“
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