piwik no script img

Falsche Anschuldigungen im NetzSpanien will Fake News bekämpfen

Immer öfter verbreiten Onlineauftritte falsche Anschuldigungen. Mit einem „Aktionsplan“ will die spanische Regierung das unterbinden.

Selbst Opfer von Fake News: Spaniens Premierminister Pedro Sanchez und seine Frau Begona Gomez Foto: Juan Medina/ap

Madrid taz | Die spanische Regierung unter Sozialist Pedro Sánchez hat einen „Aktionsplan für die Demokratie“ vorgelegt. Sánchez möchte der „máquina de fango“ („Dreckschleuder“) Einhalt gebieten.

So bezeichnet er, was in den letzten Jahren immer häufiger geschieht. Kleine Onlinemedien verbreiten falsche Anschuldigungen, rechte Organisationen suchen als Kläger einen ihnen wohlgesonnenen Richter, ein Ermittlungsverfahren wird aufgenommen.

Rechte Parteien nutzen die Ermittlungen in der politischen Debatte. Wenn die Verfahren Monate später eingestellt werden, ist der Schaden angerichtet. Der Plan der Regierung soll „das Recht der Bürger auf wahrheitsgemäße Information“ sichern. Er sieht vor, dass die Medien neben ihrer Eigentümerstruktur die Finanzierung offenlegen müssen.

Die Grenzen für die Finanzierung sollten festgelegt werden, die öffentliche Verwaltungen für die Medien bereitstellen können, „damit es keine Medien gibt, die von öffentlichen Verwaltungen gefördert werden oder von ihnen abhängig sind“.

Sánchez wurde als Zeuge im Regierungspalast

Viele der „Pseudomedien“, wie die Regierung die Onlineauftritte zur Verbreitung von Fake News nennt, leben von Werbegeldern rechter Regional- und Kommunalregierungen. Sie müssen künftig offenlegen, wer Werbegelder erhält. Die Regierung setzt so eine Norm der EU um, die diese Transparenz vorschreibt.

Der Plan sieht auch „eine umfassende Reform der Artikel des Strafgesetzbuchs, die das Recht auf freie Meinungsäußerung beeinträchtigen könnten“, vor. Betroffen sind Verletzung religiöser Gefühle oder Beleidigung der Monarchie, mit denen in den vergangenen Jahren immer wieder Journalisten und Musiker in Konflikt gerieten.

Diese Reform soll den „Lawfare“ – „juristischen Krieg“ – unterbinden, dessen sich Spaniens Rechte seit Jahren mit Erfolg bedient. Sánchez wurde aktiv, als vor Monaten gegen seine Frau ermittelt wurde. Kläger ist eine rechtsextreme Pseudogewerkschaft; die Anschuldigungen stützen sich auf für Fake News bekannte Onlineportale.

Obwohl die Polizei keine Indizien finden konnte, ermittelt der Richter weiter. Selbst Sánchez wurde als Zeuge im Regierungspalast vernommen. Das Recht, schriftlich Stellung zu nehmen, wie es Regierungspräsidenten zusteht, wurde ihm ver­weigert.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Vermutlich ein schwieriges Terrain, Einschränkung der Meinungsfreiheit um was auch immer zu gewährleisten ist ein sehr schmaler Grad.

    Allerdings ist die Flut an Fake News unerträglich und auch wenn ich mit dem Finger gerne nur nach Amerika zeigen würde, wo die Wähler von Trump offen zeigen das Fakten keine Rolle mehr spielt, bewegen wir uns ja leider in die selbe Richtung. Also was kann man noch tun?

    Traurig finde ich allerdings, dass der feine Herr Präsident erst selbst betroffen sein muss, bevor er irgendwelche Schritte unternimmt, aber auch das gehört wohl Leider zum Geist unserer Zeit