: Fall Mehmet umstritten
■ Juristen uneins über Zukunft Mehmets. Beckstein will ihn außer Landes bringen
Berlin (taz) – Die Würfel im Fall des in München geborenen, schwer straffälligen türkischen Jugendlichen „Mehmet“ sind noch lange nicht gefallen. Als „Zwischenentscheidung“ bezeichnete Peter Kissner, Sprecher des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH), einen Beschluß vom Dienstag. Der VGH hatte die Beschwerde gegen einen erstinstanzlichen Beschluß zugelassen, der die Ausweisung „Mehmets“ und seiner Eltern für Rechtens erklärt hatte. Der VGH übte zugleich „erhebliche rechtliche Bedenken“ an den Ausweisungsbescheiden.
Umstritten ist nun, ob die Zulassung der Beschwerde schon als eine Art Vorentscheidung der obersten bayerischen Verwaltungsrichter zu werten ist. „Das hat für den weiteren Verlauf keinerlei Bedeutung“, sagte der Verwaltungswissenschaftler Albert von Mutius auf Anfrage der taz. Gerichtshof-Sprecher Kissner sieht dagegen die Begründung bereits als eine „Andeutung, wie es in der Hauptsache weitergehen könnte“. Der VGH habe damit deutlich machen wollen, daß er die Meinung der ersten Instanz nicht teile.
Pro forma hat die Entscheidung des VGH eine aufschiebende Wirkung auf das Ausweisungsverfahren gegen den 14jährigen „Mehmet“ und Eltern. „Die Stadt München hat glaubhaft versichert, daß sie die endgültige Entscheidung des VGH abwarten wird“, sagte Kissner. Der VGH will im September entscheiden.
Bayerns Innenminister, Günther Beckstein (CSU), kündigte derweil an, er werde alles rechtlich Zulässige unternehmen, „daß der Jugendliche außer Landes gebracht wird“. Daher wurde nun zusätzlich die Aufenthaltserlaubnis für „Mehmet“, die am 21. Juli ausgelaufen ist, nicht mehr verlängert. Somit droht „Mehmet“, nicht aber seinen Eltern, ein weiteres Ausweisungsverfahren – unabhängig von der anstehenden Entscheidung des VGH. „Mehmets“ Anwalt hat gestern auch für dieses Verfahren Rechtsschutz beantragt. Volker Probst
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen