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Fakten über die Bevölkerung von BerlinLebendige Zahlen

Leben in Berlin noch Menschen Jahrgang 1907? Die Antwort und viele weitere Erkenntnisse ergeben sich aus einer kleinen Anfrage.

Wer verbirgt sich hinter den Berliner*innen? Abend auf dem Tempelhofer Feld Foto: dpa

Berlin taz | Man kann sich richtig vorstellen, wie Marcel Luthe an seinem Schreibtisch sitzt und überlegt, mit welcher kleinen Anfrage er den rot-rot-grünen Senat jetzt wieder piesacken könnte. Der Politiker, der 2020 aus der FDP-Fraktion ausgeschlossen wurde und seitdem als fraktionsloser Abgeordneter im Parlament sitzt, gilt als ungekrönter König dieser Anfragen. Sie sind wichtiger Teil der Kontrollfunktion der Parlamentarier, und Luthe stellt seit Jahren mit Abstand die meisten. 2020 waren es 334.

Die Antwort auf Luthes jüngste Frage, in diesem Fall an die Innenverwaltung von Senator Andreas Geisel (SPD), umfasst 30 Seiten, vor allem Zahlen, und trägt den knappen Titel „Geburtsjahre“. Aus ihr geht hervor, in welchem Bezirk wie viele Menschen welchen Geburtsjahres und welchen Geschlechts leben. Das klingt ein wenig dröge, offenbart aber interessante Details.

Richtig alt werden lässt es sich danach in Berlin vor allem in Charlottenburg-Wilmersdorf. Dort leben noch eine Frau und ein Mann, die 1907 – also noch tief im Kaiserreich – geboren und damit mindestens 113 Jahre alt sind. Sie sind laut der Statistik die ältesten Ber­li­ne­r*in­nen überhaupt. Und auch die einzigen beiden Frauen des Jahrgangs 1908 sind in Charlottenburg-Wilmersdorf gemeldet.

Wenig überraschend ist hingegen, dass bei den richtig alten Menschen die Frauen überwiegen. Deutlich wird das etwa beim Jahrgang 1918: 141 Frauen dieses Geburtsjahres sind gemeldet, dagegen nur 14 Männer. Insgesamt 618 Ber­li­ne­r*in­nen sind sicher über 100 Jahre alt; sie sind 1920 oder davor geboren.

Der zahlenmäßig stärkste Jahrgang bei den Männern wie Frauen ist 1988. 36.052 Personen listen die Einwohnermeldeämter als männlich auf, 35.018 als weiblich. In dieser Altersstufe herrscht übrigens längst ein, teilweise deutlicher, Männerüberschuss: Für die 1980er beträgt dieser in der Regel mindestens 1.000 Personen.

„Divers“ kommt bisher kaum vor

Ganz selten tauchen die Geschlechtsangaben „ohne Angabe“ oder „divers“ in der Statistik auf. Ersteres wird überhaupt erst ab 1952 erwähnt, die älteste diverse Person ist sogar erst 1965 geboren. Für keinen Jahrgang ist die Zahl in diesen beiden Kategorien zweistellig.

Umgekehrt – sprich bezogen auf die Todesfälle – ergeben sich ebenfalls einige erfreuliche Erkenntnisse: So ist 2020 niemand gestorben aus den Geburtsjahren 2011 bis 2017, und mit insgesamt 8 auch nur sehr wenige der Jahrgänge 2005 bis 2010. 93 Babys hingegen starben 2020 in ihrem ersten Lebensjahr. Die meisten Todesfälle hatte mit 1.554 der Jahrgang 1935 zu verzeichnen.

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