Fahrradschloss aus Textil: Der Unkaputtbarkeit auf der Spur
Drei Unternehmerinnen wollen ein Textilschloss auf den Markt bringen. Es soll die schweren Metallketten und unflexiblen Stahlbügel ersetzen.
„Wir verwenden Fasern, die auch in der Raumfahrtindustrie genutzt werden, und schaffen damit ein sowohl feuer- als auch schnittfestes Seil“, sagt Firmengründerin Alexandra Baum. „Spezialtextilien sind genauso sicher gegen Handbrenner und Bolzenschneider wie solide Stahlketten.“
Aber sie sind deutlich leichter: So soll das kürzeste Modell des tex-lock-Schlosses mit 80 Zentimetern Länge weniger als 500 Gramm wiegen. Zum Vergleich: Das fast gleich lange und gleich teure Faltschloss Bordo Granit X-Plus von Abus ist zwei Kilogramm schwer.
Die ersten Modelle der Textilschlösser sollen im Herbst ausgeliefert werden. In Zukunft möchte das junge Unternehmen dann zusätzlich eine stromleitende Schicht auftragen. Mit dieser Schicht könnte dann auch ein elektronischer Alarm realisiert werden, der das Schloss noch sicherer machen würde.
Bis dahin, und wohl auch danach, werden in Deutschland weiter Tausende Fahrräder verschwinden. Laut Bundeskriminalamt gibt es hierzulande durchschnittlich alle 90 Sekunden einen gemeldeten Fahrraddiebstahl.
Hinsichtlich der „zunehmenden Verbreitung von hochpreisigen Fahrrädern und Elektrofahrrädern“ spricht die Bundesregierung in einer Stellungnahme vom April von „einem Potenzial in der technischen Weiterentwicklung von Lösungen zum Diebstahlschutz“ und sieht damit gute Chancen für Projekte wie die Entwicklung des Textilschlosses.
Im Behördenjargon ist das stark wachsende Geschäft mit gestohlenen Zweirädern eine „Erscheinungsform der Allgemeinkriminalität“. Es handle sich um ein „gewinnbringendes Betätigungsfeld sowohl für Einzeltäter als auch für ost- und südosteuropäische Tätergruppen“. Das Textilschloss der drei Leipziger Gründerinnen soll jetzt das gewinnbringende Diebstahlgeschäft erschweren – und damit selbst Gewinne bringen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga