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Fahrradschloss aus TextilDer Unkaputtbarkeit auf der Spur

Drei Unternehmerinnen wollen ein Textilschloss auf den Markt bringen. Es soll die schweren Metallketten und unflexiblen Stahlbügel ersetzen.

Sicher, aber unpraktisch – findet jedenfalls eine junge Leipziger Firma Foto: dpa

Berlin taz | Elektrofahrräder wandeln sich vom Nischen- zum etablierten Produkt und werden dabei immer teurer. 2016 kostete ein Elektrofahrrad durchschnittlich knapp 3.300 Euro – 250 Euro mehr als im Vorjahr. Wer solche Summen für ein Zweirad ausgibt, will es auch entsprechend sichern. Eine junge Leipziger Firma will nun mit dem Fahrradschloss tex-lock eine Alternative zu kiloschweren Metallketten oder unflexiblen Stahlbügeln bieten.

„Wir verwenden Fasern, die auch in der Raumfahrtindustrie genutzt werden, und schaffen damit ein sowohl feuer- als auch schnittfestes Seil“, sagt Firmengründerin Alexandra Baum. „Spezialtextilien sind genauso sicher gegen Handbrenner und Bolzenschneider wie solide Stahlketten.“

Aber sie sind deutlich leichter: So soll das kürzeste Modell des tex-lock-Schlosses mit 80 Zentimetern Länge weniger als 500 Gramm wiegen. Zum Vergleich: Das fast gleich lange und gleich teure Faltschloss Bordo Granit X-Plus von Abus ist zwei Kilogramm schwer.

Die ersten Modelle der Textilschlösser sollen im Herbst ausgeliefert werden. In Zukunft möchte das junge Unternehmen dann zusätzlich eine stromleitende Schicht auftragen. Mit dieser Schicht könnte dann auch ein elektronischer Alarm realisiert werden, der das Schloss noch sicherer machen würde.

Bis dahin, und wohl auch danach, werden in Deutschland weiter Tausende Fahrräder verschwinden. Laut Bundeskriminalamt gibt es hierzulande durchschnittlich alle 90 Sekunden einen gemeldeten Fahrraddiebstahl.

Hinsichtlich der „zunehmenden Verbreitung von hochpreisigen Fahrrädern und Elektrofahrrädern“ spricht die Bundesregierung in einer Stellungnahme vom April von „einem Potenzial in der technischen Weiterentwicklung von Lösungen zum Diebstahlschutz“ und sieht damit gute Chancen für Projekte wie die Entwicklung des Textilschlosses.

Im Behördenjargon ist das stark wachsende Geschäft mit gestohlenen Zweirädern eine „Erscheinungsform der Allgemeinkriminalität“. Es handle sich um ein „gewinnbringendes Betätigungsfeld sowohl für Einzeltäter als auch für ost- und südosteuropäische Tätergruppen“. Das Textilschloss der drei Leipziger Gründerinnen soll jetzt das gewinnbringende Diebstahlgeschäft erschweren – und damit selbst Gewinne bringen.

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6 Kommentare

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  • Das Problem ist nicht das Schloss. Das Problem ist die "Egal-Mentalität" der Polizei und Strafverfolgungsbehörden. Die füllen doch nur die Anzeigen für die Versicherungen aus und unternehmen nichts - wirklich gar nichts. Selbst wenn jemand das gestohlene Rad orten kann, bleibt die Polizei untätig. Bei einem gestohlenen Auto ist das ganz anders.

    Nach der Wende wurden in der Ex-DDR auch viele Autos geklaut. Hier war die Auto-Lobby dann aktiv. Geholfen hat da vor allem die geänderte Polizeipolitik. Autotüren sind nach wie vor leicht aufzubrechen und Wegfahrsperren für Diebesbanden auch kein Problem.

    Das Textilschloss muss mit einem robusten Schliessmechanismus ergänzt werden. Dann ist es vielleicht noch ein Kilo leichter als andere Schlösser. Das ist sicher ein Vorteil. Den Fahrraddiebstahl wird es aber nicht beseitigen - dazu müssten Polizei und Strafverfolgungsbehörden Verfolgungswillen zeigen.

  • Bei dem sog. Textilschloss handelt es sich nur um ein Textilseil, dessen Ösen mit einem beliebigen herkömmlichen Fahrrad- oder Türschloss verschlossen werden sollen! Auf der Internetseite wird dafür sogar mit einem Zahlenschloss geworben. Also: Bolzenschneider am Schloss ansetzen - und weg ist das Rad.

    • @kasch:

      Jo. Eine andere Schwachstelle sind wahrscheinlich die Ösen. Also besser erstmal ein paar Tests abwarten.

      Immerhin wiegt das Teil bei gleicher Wirkungslosigkeit wie ein Stahlschloß nur ein Viertel.

  • Super! Ich liebe Frauen vor allem wenn sie so kreativ sind. Dieses neue Textilschloss werde ich mir kaufen, sobald es verfügbar ist!



    Mein zukünftiges "Kraft-Rad" ist bestellt.



    Darauf freue ich mich und mit dem Textil Teil kann ich sogar ruhig schlafen.







    Das Ende der Auto-Mobil-Industrie, die mit Fleiß Schrott produziert (in 20 Jahren ist jedes KFZ Schrott), sehe ich mit Freude entgegen, wie ich das Bienen-Sterben fürchte! Die Chinesen müssen ihre Blüten bereits mit dem Finger bestäuben (Digital).



    Unsere Regierung fördert mit der Industrie IV.0 (Null Arbeitsplätze) diesen Wandel!

    • @Peter Meisel:

      Ich liebe auch Frauen, aber was hat das mit dem Schloss zu tun?

       

      Ich sehe es wie JHWH, die Schwachstelle ist und bleibt das Schloss. Die Ösen scheinen relativ sicher zu sein: https://www.youtube.com/watch?v=Kt2N0AvZja8

       

      Aber das beigelieferte Schloss wurde bis dato nie gestetet. Also vielleicht doch eine andere Methode zur Sicherung: https://www.tipronet.net/gps-ortungssysteme/fahrrad-gps-tracker.html#tipps

       

      Das beste ist meiner Meinung nach noch immer, das Fahrrad an möglichst belebten Orten abzustellen . Aber die toale Sicherheit gibt es leider nicht.

      • @Kablü:

        Soweit ich die Damen richtig verstanden habe, dann richtet sich das Schloss auch eher an modebewusste Leute? Kann das sein?

         

        Es gibt bereits Alarmanlagen für Fahrräder? Spannend. Im Grunde klar aber dennoch spannend ;) Danke für deine Links!