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Fahndung nach Wikileaks-GründerInterpol lässt nach Assange suchen

Schweden hatte wegen Vergewaltigungsvorwürfen einen Haftbefehl gegen Julian Assange erlassen. An der Suche beteiligt sich Interpol. Assanges Anwalt findet das "merkwürdig".

Weist alle Vorwürfe von sich: Wikileaks-Gründer Julian Assange. Bild: reuters

STOCKHOLM taz | Zwei Wochen nach Erlass eines nationalen schwedischen Haftbefehls hat nun die internationale Polizeiorganisation Interpol gegen Julian Assange, Gründer der Internetpattform Wikileaks, eine "Red Notice" erlassen.

Diese "rote Mitteilung" fordert alle Interpol-Mitgliedsstaaten auf, die Staatsanwaltschaft des Landes, das den Haftbefehl erlassen hat, bei der Suche nach der fraglichen Person zu unterstützen, mit dem Ziel, diese festzunehmen und auszuliefern. Seit vorletzter Woche ist Assange darüber hinaus über das EU-interne Schengener Informationssystem SIS zur Fahndung ausgeschrieben.

Grund der Fahndung sind Vorwürfe wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung gegen Assange, den zwei Schwedinnen angezeigt hatten. Die Taten sollen zwischen dem 13. und 18. August begangen worden sein, als Assange auf einer Vortragsreise in Schweden war.

Das Erfordernis eines Haftbefehls hat die schwedische Staatsanwaltschaft mit der Notwendigkeit begründet, den 39-Jährigen zu den Tatvorwürfen anzuhören. Eine von ihm gegen den Haftbefehl eingelegte Beschwerde hatte ein Gericht in Stockholm in der vergangenen Woche abgewiesen. Gegen diese Entscheidung hat Assange erneute Beschwerde eingelegt.

Assanges schwedischer Rechtsanwalt Björn Hurtig bezeichnete es am Mittwoch als "mehr als merkwürdig", wenn der Wikileaks-Gründer von Interpol "als einer der meistgesuchten Personen der Welt" eingestuft werde. Laut Gericht bestehe der Tatvorwurf in einer "Vergewaltigung der minder schweren Art". Hurtig: "Spontan glaube ich, es gibt andere Motive hinter dem Beschluss. Da denke ich an Wikileaks." Er bekräftigte Assanges Angebot, sich in einer schwedischen Botschaft oder per Videoschaltung vernehmen zu lassen.

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10 Kommentare

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  • J
    jcjc

    wer die wahrheit sagt braucht ein verdammt schnelles pferd.

     

    bin nur verwundert dass er nicht schon wegen hochverrat, majestätsbeleidigung und spionage verhaftet ist, ich hätt ja im iran oder so asyl beantragt vor so einer aktion...

  • P
    Peter

    Natürlich gibt es da einen Zusammenhang, das ist mehr als offensichtlich.

     

    Und was ist bitte unter einer Vergewaltigung "minderschweren Falls" zu verstehen? Anzügliche Witze, oder in den Po kneifen?

     

    Daß die schwedische Justiz da mit zweierlei Maß misst lässt sich an den offiziellen Statistiken erkennen.

  • K
    Karim

    na hier wird der klassiker

    "einfach mal so viel wie möglich mit dreck werfen" gespielt und alle staaten dürfen mitwerfen.

     

    wer auspackt oder dabei hilft krieg´t nen haftbefehl.

    soso; den irak wegen mobiler chemiefabriken platt machen und nun sowas.

     

    da hies es doch mal: wo ist der aufstand der anständigen!

    und nun heisst es: wiederstand ist zwecklos.

     

    jaja: stand up for your rights.

     

    zu risiken und nebenwirkungen zu assanges essenzen lesen sie die poloniumbeilage und fragen Sie alexander litwinenko (RIP) oder andere echte helden.

  • UF
    Ullrich F.J. Mies

    Der Anwalt Assanges findet es "merkwürdig", dass nun mit aller Intensität nach seinem Mandanten gesucht wird.

     

    Was ist daran "merkwürdig"?

    Er hat zu viel Schmutz der Regierungen aufgewirbelt, sie hassen ihn, darum erfinden sie alles mögliche. Wenn aus der Vergewaltigung nichts wird, dann wird es die Steuerhinterziehung, ein falsch geparktes Fahrzeug oder ein abgelaufener Pass sein.

     

    Wenn sie wissen wo er ist, werden sie ihn "verunfallen" lassen, m.a.W. liquidieren.

     

    Warum sollten sie in der Angelegenheit Assange zimperlicher sein als bei all ihren Kriegsplanungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Atomdeals, der Gentechnik etc. etc.???

  • V
    vic

    Wer die Mächtigen anpisst, macht sich viele Gegner.

    Und die sind in der Wahl ihrer Mittel nicht kleinlich.

    Pardon, wenn ich am Wahrheitsgehalt der Vorwürfe in diesem speziellen Fall meine Zweifel habe.

  • N
    Notoriker

    2 Tage nach Veröffentlichung der Diplomatenakten. Wer´s glaubt wird seelig1! Wie lange wolen die uns eigentlich noch für dumm verkaufen ohne das wir auf die Barrikaden gehen. Polanski, Kachelmann, Assange... Wer soll alles eigentlich noch Vergewaltiger sein? Der Staatscheff von Nordkorea bestimmt auch...!

  • G
    Guillem

    Wikileaks hat ab jetzt meine (bescheidene) Unterstützung, auch finanziell. US, we can.

  • WB
    wie billig ist das denn

    Ist ja ein Wunder, dass man ihm nicht Besitz von waffenfähigem Plutonium unterstellen oder, dass er einen Terroristen beherbergen würde oder, dass er Kinderpornos hätte oder, dass er eine Flugzeugentführung geplant hätte oder, dass er einen Anschlag auf eine Bank vorbereiten würde oder, dass...oder, dass...

  • MW
    michael weiss

    Ich lese heute, dass es sich bei den beiden als Vergewaltigungsopfer bezeichneten Frauen - das soll offenbar vom Tatvorwurf entlasten (!)um "Prostituierte" gehandelt habe. Gut, dass auch die taz nicht an Original-Dokumente herankommt, ist nachvollziehbar, stehen doch die Interessen einer Weltmacht in Rede, die Julian Assange vermutlich am liebsten in Guantanamo sähe. Aber die beiden als Vergewaltigungsopfer bezeichneten Frauen - an die müsste man doch herankommen, so es sie denn überhaupt gibt. Und Julian Assange - e r müsste doch durch Zurverfügungstellung der ihm vorliegenden Akten etwas beitragen können. Warum geschieht da nichts ? Oder ist es tatsächlich so, dass dann, wenn die Welt endlich einmal einen Helden hat, dieser auch eine höchst schmutzige und verdammenswerte Seite haben muss ? Beste Grüße an Reinhard Wolff !

  • E
    E.A.

    Wird man der Vergewaltigung verdächtigt, wird man von Interpol gesucht..... natürlich!