Fährunglück in Südkorea: Noch immer 287 Vermisste

Es gibt nur wenig Hoffnung auf Überlebende. Die Ursache des Unglücks ist unklar. Ein später Evakuierungsbefehl könnte die Zahl der Opfer erhöht haben.

Bergungsmannschaften am Wrack der gekenterten Fähre Bild: ap

MOKPO ap/dpa | Starke Meeresströmungen und schlechte Sichtverhältnisse haben am Donnerstag die Suche nach Überlebenden des Fährunglücks vor der Südküste Südkoreas erschwert. Bislang wurden neun Tote bestätigt, darunter fünf Schüler und zwei Lehrer. Allerdings droht die Zahl weiter zu steigen, da noch immer 287 Passagiere als vermisst gelten.

Bislang wurden 179 Überlebende gezählt, wie die Küstenwache mitteilte. Weshalb die Fähre am Mittwoch unterging, ist unklar. Der Kapitän zögerte nach Aussage eines Besatzungsmitglieds die Anordnung zur Evakuierung hinaus.

Demnach lauteten die ersten Anweisungen des Kapitäns, dass die Passagiere sich Rettungswesten anziehen und sich nicht vom Fleck bewegen sollten. Erst rund 30 Minuten, nachdem das Boot zu kippen begonnen habe, habe der Kapitän eine Evakuierung angeordnet, sagte das Besatzungsmitglied Oh Yong Seok der Nachrichtenagentur AP.

Der Verlust dieser halben Stunde könnte vielen Passagieren die Chance genommen haben, von der sinkenden Fähre zu fliehen. Hinterfragt wird zudem, warum die meisten Rettungsboote nicht zu Wasser gelassen worden sein.

Die meisten Passagiere waren Schüler auf einem Schulausflug

Die „Sewol“ sank nicht weit von der südkoreanischen Stadt Mokpo entfernt. Unter den 475 Menschen an Bord befanden sich mehr als 300 Schüler einer Oberschule aus einer Vorstadt von Seoul. Sie befanden sich mit ihren Lehrern auf einem Schulausflug zur Touristeninsel Jeju vor der Südwestküste des Landes.

Überlebende und Einsatzkräfte befürchteten, dass viele der Vermissten im Inneren des Schiffs eingeschlossen worden sein könnten und dass daher die Opferzahl noch drastisch steigen könnte.

Mehr als 400 Rettungskräfte waren die Nacht hindurch und am Morgen im Einsatz, um nach den Vermissten zu suchen, wie der Sprecher der Küstenwache, Kim Jae In, mitteilte. Innerhalb der nächsten zwei Tage sollten Kranschiffe eintreffen, um bei der Bergung der gekenterten Fähre zu helfen.

Taucher kommen nicht ins Wrack

Taucher hätten die ganze Zeit versucht, in das Schiff zu gelangen. Wegen der starken Strömung sei das aber nicht möglich gewesen. Die Wassertemperatur lag bei etwa zwölf Grad Celsius, Experten zufolge kalt genug für eine Unterkühlung nach rund 90 Minuten im Wasser.

Nach der ersten Ankündigung des Kapitäns sei verzweifelt versucht worden, das in Schlagseite geratene Schiff in eine aufrechte Position zurückzubringen, sagte Oh. Als die Manöver nichts gebracht hätten, habe der Kapitän entschieden, dass die Passagiere die Fähre verlassen sollten.

Zu diesem Zeitpunkt sei es den Besatzungsmitgliedern unmöglich gewesen, zu dem Passagierraum zu gelangen, um den Menschen dort zu helfen. Oh erklärte das damit, dass das Schiff bereits in einem spitzen Winkel im Wasser gelegen habe.

Oh, dem wie auch dem Kapitän die Flucht gelang, war sich nicht sicher, ob die Evakuierungsanordnung über die Lautsprecheranlage überhaupt an die Passagiere weitergegeben worden sei. Mehrere Überlebende sagten AP, dass sie von einer solchen Anordnung nichts mitbekommen hätten.

Erste Vernehmung des Kapitäns

Ob der Kapitän mit seinem Vorgehen gegen irgendwelche Regelungen verstoßen hat, ist unklar. Nach Angaben der Küstenwache wurde er vernommen.

Die Geretteten wurden auf die nahe gelegene Insel Jindo gebracht. Fotos zeigten einige der durchnässten Schüler, in Decken gehüllt und ohne Schuhe. Sanitäter versorgten sie.

Lim Hyung Min, einer der geretteten Schüler, sagte YTN, einige von ihnen seien mit Rettungswesten über Bord gesprungen und zu einem Rettungsboot in der Nähe geschwommen. Das Wasser sei kalt gewesen. „Ich habe mich beeilt und gedacht, dass ich leben will“, sagt Lim.

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