Facebook kooperiert mit Microsoft: Unheilige Allianz gegen Google
Die Zusammenarbeit zwischen Microsoft und Facebook hielt sich bislang in Grenzen. Nun kommen sie sich näher und zielen dabei ausgerechnet auf das Kerngeschäft von Google.
Zwischen dem weltweit führendem sozialem Netzwerk Facebook und Software-Giganten Microsoft, der seit langem versucht, im Internet relevant zu bleiben, zeichnet sich eine intensivere Freundschaft ab: Die beiden Unternehmen kündigten am Mittwoch eine offizielle Zusammenarbeit bei der Microsoft-Suchmaschine Bing an. "Wir werden die Web-Suche auf ein neues Niveau bringen", sagte Qi Lu, Leiter des Suchmaschinengeschäfts bei Microsoft.
Der Deal, der für die beiden Partner nur der Einstieg in eine längerfristige Zusammenarbeit sein soll, sieht zunächst die Integration der "Ich mag das"-Funktionalität ("Like"-Button) von Facebook bei Bing vor. Die Daten der mittlerweile 500 Millionen Nutzer des sozialen Netzwerks sollen Microsoft helfen, bessere Suchergebnisse zu liefern.
Als Beispiel demonstrierte Microsoft-Manager Yusuf Mehdi die Anfrage nach Restaurants: Während "normale" Nutzer nur das erhalten, was Bing im Web findet, bekommen Facebook-Nutzer ein verbessertes Ranking anhand der Vorlieben ihres Freundeskreises. Gleiches gilt bei Videos: Auch hier rutscht der Clip nach vorne, den die eigene "Peer Group" mag.
Ziel der Partnerschaft soll sein, "Suche sozial" zu machen. Facebook-Chef Zuckerberg freut sich darüber hinaus offenkundig, mit Bing den "Underdog" im Suchmaschinenmarkt zu unterstützen (11,2 Prozent Marktanteil in den USA) - der sei derzeit besonders innovativ.
Google bastelt schon seit längerem an ähnlichen Ideen einer personalisierten Suche, die das Verhalten aus früheren Aktionen des Nutzers dazu verwendet, Ergebnislisten zu optimieren. Allerdings verfügt der Internetriese nicht über den Datenschatz, den Facebook mit seinen Vernetzungsinfos und Abertausenden von Bewertungen via "Like"-Knopf besitzt. Entsprechend intensiv schaut man bei Google auf die neue Partnerschaft. Versuche, ein eigenes soziales Netzwerk zu etablieren, waren bislang wenig erfolgreich.
Microsoft besitzt einen 1,6 Prozent großen Anteil an Facebook. 240 Millionen Dollar hat sich Microsoft im Jahr 2007 den Einstieg beim mittlerweile weltweit größten sozialen Netzwerk kosten lassen. Die schon für sich genommen nicht gerade kleine Summe hatte einen direkten Einfluss auf die Gesamtbewertung des damals noch unprofitablen Web 2.0-Konzerns: Praktisch von heute auf morgen war das Unternehmen des damals gerade 23-jährigen Mark Zuckerberg schlappe 15 Milliarden Dollar schwer. Microsoft-Boss Steve Ballmer verlieh Facebook viel Legitimität.
Seither hatte sich in Sachen Kooperation zwischen den beiden Technik-Schwergewichten aber erstaunlich wenig getan. Microsoft bietet lediglich eine Facebook-Version seiner Büroprogramme an und integriert das soziale Netzwerk in seine Smartphone-Plattform. Facebook wiederum nutzt unter anderem den Microsoft-Kartendienst Bing Maps statt der (im Rest des Netzes gängigen) Konkurrenz von Google.
Kein Wunder also, dass viele Beobachter in den letzten drei Jahren meinten, Microsofts Investment sei vor allem eine Defensivmaßnahme gewesen, damit Facebook sich Google nicht zu sehr nähert. Dies könnte sich mit der angekündigten Kooperation und dem damit verbundenen offensiven Vorgehen gegenüber Google nun ändern.
Wem die Facebook-Anbindung bei Bing außer Google noch nicht gefallen dürfte? Datenschützern. Die potenziellen Gefahren einer Kombination von Suchdaten mit den bei Facebook angesammelten, detaillierten persönlichen Informationen sind nämlich groß. Zwar speichern Bing und auch Google jetzt schon monatelang alle eingegebenen Suchbegriffe und können sie einzelnen Rechnern und Internet-Herkunftsadressen zuordnen. Doch welche konkrete Person sich da für möglicherweise pikante Internet-Informationen interessiert, wissen die Betreiber nicht - und betonen das auch gerne, wenn Datenschützer nach einem besseren Schutz der Privatsphäre von Netznutzer verlangen.
Mit einer Facebook-Anbindung ändert sich das grundsätzlich: Neben dem genauen Namen besitzt die Plattform viele weitere Infos, die die Nutzer freiwillig angeben - mitsamt des persönlichen Kontaktnetzes. Da kann man nur hoffen, dass Facebook technische Barrieren erstellt, damit es nicht zu einer unheiligen Datenkombination kommt.
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