Facebook-Leitfaden für Politiker: Benutz mich, Abgeordneter!
Facebook wirbt bei deutschen Politikern dafür, dass diese das Online-Netzwerk fleißig nutzen. Datenschützern gefällt das gar nicht.
BERLIN/KIEL dpa | Mit einem Leitfaden will Facebook bei Politikern in Deutschland für die Nutzung des Netzwerkes werben – doch Datenschützer sehen das gar nicht gern.
In dem Papier „Facebook erfolgreich nutzen“ bekommen Politiker Tipps von Facebook, wie sie eine eigene Fanseite anlegen und nutzen können. So könnten sie „neue Zielgruppen“ erreichen. Außerdem wird ihnen Werbung auf Facebook ans Herz gelegt, um ihre Seite oder einzelne Einträge stärker zu verbreiten.
Facebook stehe „im intensiven und konstruktiven Dialog mit den Landesdatenschutzämtern und dem Bundesdatenschutzbeauftragten“, heißt es in dem Leitfaden. Das sieht der schleswig-holsteinische Datenschützer Thilo Weichert, ein erklärter Gegner von Facebook, anders. Bei den Gesprächen gehe es unter anderem darum, dass über die „Gefällt mir“-Buttons Daten deutscher Nutzer in den USA gespeichert und ausgewertet würden, betonte Weichert. Facebook lege von den Datenschützern geforderte Dokumente nicht vor.
Weichert rief die Politiker auf, das Netzwerk nicht weiter zu nutzen. „Politiker und Amtsleiter sind zur Beachtung des Datenschutzrechts verpflichtet“, erklärte er. „Spätestens mit diesem Leitfaden dürfen sie nicht weiter schweigen und Facebook weiternutzen“, heißt es in der Erklärung von Weichert. Die Politiker in Deutschland müssten sich „den Datenschutzverstößen mit und durch Facebook stellen“.
Facebook hat seinen Europasitz in Irland und unterliegt damit irischem Datenschutzrecht. Weichert ist aber der Auffassung, dass das die Aktivitäten des Netzwerks auch unter deutsches Recht fallen, wenn beispielsweise die deutsche Facebook-Niederlassung für den aktuellen Leitfaden verantwortlich zeichne. In Deutschland hat das Netzwerk nach eigenen Angaben 25 Millionen Nutzer.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel