Fabian Kretschmer über den Verzicht auf Großmanöver in Südkorea: Trostpflaster für Kim Jong Un
Auch wenn Kim Jong Un am Samstag ohne „Deal“ aus Hanoi abgereist ist, haben ihm Seoul und Washington noch am selben Tag ein Trostpflaster mit auf den Weg gegeben: „Key Resolve“ und „Foal Eaglie“, die zwei größten Militärmanöver der US-südkoreanischen Streitkräfte, sind Geschichte. Die Entscheidung könnte dabei helfen, das angeschlagene Momentum der Denuklearisierungs-Verhandlungen aufrechtzuerhalten. Doch sollte man sich von der bloßen Rhetorik aus dem Pentagon nicht blenden lassen: Gestrichen werden die Militärübungen keinesfalls, sondern lediglich durch eine heruntergefahrene, am 4. März startende Version ersetzt.
Das ist durchaus sinnvoll: Um die Einsatzbereitschaft der US- und südkoreanischen Armeen für den Ernstfall sicherzustellen, müssen diese regelmäßig ihre Abläufe koordinieren. Begrüßenswert ist jedoch, dass es wohl bis auf Weiteres keine exzessiven Kriegsspiele mehr geben wird.
In den vergangenen Jahren beispielsweise hat die US-Luftwaffe während der Militärübungen immer wieder B52-Bomber von ihrer Basis in Guam nach Südkorea entsandt – und, potenziell mit Atombomben bewaffnet, nur wenige Kilometer vor der nordkoreanischen Grenze umkehren lassen.
Ob sich beim Streichen von „Key Resolve“ und „Foal Eagle“ nun um ein wirkliches Zugeständnis handelt, wird erst die Zukunft zeigen. Schließlich haben die US-südkoreanischen Streitkräfte 1994 schon einmal ihre gemeinsamen Drills eingestellt – im Gegenzug für die Entsendung internationaler Nuklearinspektoren nach Nordkorea. Die damaligen, „Team Spirit“ genannten Militärmanöver wurden durch „realistischere, moderatere“ ersetzt – eben jene bis 2018 durchgeführten Manöver „Key Resolve“ und „Foal Eagle“. Nur wenig Jahre später hat sich die Namensänderung als reine Augenwischerei herausgestellt. Denn die Drills sind bald wieder zu militärischen Drohgebärden angewachsen.
Die Parteikader in Pjöngjang, viele von ihnen in ihren 70ern und 80ern, dürften sich noch gut daran erinnern.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen