piwik no script img

FREIWILLIGES ÖKOJAHRNoch Plätze frei

■ Im September startet Bremens 3. Jahrgang

Das Freiwillige Ökologische Jahr, kurz: FÖJ, ist in Bremen nicht der größte Renner. Von den 20 Praktikumsplätzen, die es bis Sommer zu besetzen gilt, sind noch vier frei. Über das „Warum“ kann man nur rätseln: Vielleicht, weil das kleinste Bundesland sein FÖJ-Programm samt 100.000 Mark Haushaltsvolumen im Bundesvergleich relativ spät aufgelegt hat. Am 1. September startet erst der dritte bremische Jahrgang; vielleicht hat sich der „heiße Tip“ unter den Jugendlichen noch nicht herumgesprochen. Andere Bundesländer waren um Jahre schneller – und bieten bis heute mehr Auswahl an Stellen. So hat Niedersachsen jährlich 150 Plätze zu besetzen; nur Hamburg mit seinen rund zehn Stellen liegt noch hinter Bremen.

Bei der Bezahlung – rund 300 Mark „Taschengeld“ im Monat, bei fünf Tagen Einsatz pro Woche – bildet Bremen allerdings tatsächlich das Schlußlicht. Böse Zungen sprechen darum von einem „Höhere Töchter-Programm“ – weil ohne elterliche Zuschüsse, und für Essen und Wohnen, kaum jemand über die Runden kommt. Der zuständige Referent in der Umweltbehörde, Reiner Mathia, bestätigt: Die überwiegend weiblichen TeilnehmerInnen haben Abitur. In anderen Ländern ist das nicht ganz so eindeutig. „Die südlichen Bundesländer zahlen als Taschengeld ganz andere Summen“, weiß er. Oft stellten Praktikumsanbieter dort auch die Unterkunft. Wieviele Bremer Landeskinder – nicht nur wegen der Luftveränderung – für's FÖJ in den Süden abgewandert sind, ist nicht bekannt.

Vom Geld und der Stellenauswahl mal abgesehen, hat das Bundesland Bremen in Sachen FÖJ jedoch auch etwas zu bieten. Als „der Hit“ unter den Jugendlichen wird das Alfred Wegener-Institut (AWI) für Meeresforschung in Bremerhaven gehandelt. Drei Freiwillige nimmt das AWI demnächst auf. Zum Programm gehört, so erzählt man sich unter den FÖJlern des aktuellen Jahrgangs, durchaus, Wattwürmer zu zählen. Aber wer täte das nicht gerne – mit der Aussicht, vielleicht mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ mal auf Expedition zu gehen?

„Für viele junge Leute ist dieses Praxisjahr der Einstieg in den Beruf“, bestätigt Reiner Mathia. „Die knüpfen wichtige Kontakte.“ Mit im Programm sind auch die Car-Sharing-Initiative Stadtauto, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Bremer Recyclinghöfe, die Radlervereinigung ADFC, der Verein Arbeit & Ökologie, die Kinder- und Jugendfarmen und einige mehr*.

Natürlich: nicht alles geht gut. Zuviel Unkrautzupfen im Park, vielleicht auch nur falsche Erwartungen führen zu Abbrüchen. „Aber insgesamt schmeißen nicht sehr viele TeilehmerInnen das Handtuch“, beschwichtigt Mathia. Im Gegenteil, manchmal, so wie in diesem Jahr, „kommt eine wirklich nette Gruppe zusammen“. Dies sei eine ideale Voraussetzung, um auch die fünf je einwöchigen – für die TeilnehmerInnen übrigens kostenlosen – Seminare zu den unterschiedlichsten Öko-Themen zu mehr zu machen als zu einem reinen Lernprogramm. ede

*Plätze sind noch offen bei: Bremer Umweltberatung (BUB) 35 67 46; Umweltgerecht Bauen und Sanieren (UBUS) 498 61 44; Hof Bavendamm (BUND) 79 00 20; Kinder- und Jugendfarm Habenhausen 83 27 98

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen