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FFF-Aktivist über geplantes LNG-Terminal„Ungeeignet für post-fossile Zeit“

Fridays for Future demonstriert in Brunsbüttel gegen das geplante LNG-Terminal. Das Großprojekt helfe nicht in der aktuellen Situation.

Proteste gibt es gegen die Pläne für das LNG-Terminal immer wieder Foto: Jonas Walzberg/dpa
Henrike Notka
Interview von Henrike Notka

taz: Herr Tiedemann, wäre Ihnen russisches Gas lieber als Fracking-Gas aus den USA?

Till Tiedemann: Nein, wir wollen, dass überhaupt kein fossiles Gas mehr gefördert wird – egal von wem. Fossile Energieträger sind überall auf der Welt mit Leid und Elend der Bevölkerung verbunden. Sei es in Russland oder in den USA, wo wegen Fracking-Gas indigene Gruppen aus ihrer Heimat vertrieben werden.

Ohne Gas müssten wir aber die kommenden Jahre frieren, bis klimafreundliche Alternativen vorhanden sind. Das kann auch nicht die Lösung sein, oder?

Das stimmt, aber genauso hilft uns das LNG-Terminal in dieser Situation überhaupt nicht, weil auch das erst einmal gebaut werden muss.

Viele Industriezweige sind ebenfalls vom Gas abhängig und würden wegbrechen.

Diese Industrien müssen so oder so in diesem Jahrzehnt vom Gas wegkommen. Dementsprechend müssen sie so schnell wie möglich eine Transformation durchlaufen.

Sie kritisieren, dass Deutschland sich mit LNG „langfristig von Ländern wie Katar abhängig“ macht. Sie glauben den Beteuerungen einer Übergangslösung nicht?

Nein, diese von der Landesregierung versprochene Übergangslösung ist so nicht möglich. Wenn das LNG-Terminal gebaut werden würde, würde das eher die fossile Abhängigkeit zementieren anstatt es zu einer kurzfristigen Lösung zu machen. Aktiv weitere Zugänge für Gas in Deutschland zu schaffen, halten wir für das Fatalste, was in der momentanen Lage erfolgen kann.

Das Terminal soll so gebaut werden, dass dort anschließend auch Wasserstoff importiert werden kann. Wäre das nicht ein guter Kompromiss?

Im Interview: Till Tiedemann

Till Tiedemann,

17, ist bei Fridays for Future in der Ortsgruppe Itzehoe aktiv.

Das ist das offizielle Narrativ der Bundesregierung. Doch kann es sein, dass statt eines hundertprozentigen Wasserstoffanteils nur eine Mischung aus fossilem Gas und Wasserstoff mit dem Terminal kompatibel ist. Somit ist es für eine post-fossile Zeit ungeeignet.

Die Basis der Grünen in Schleswig-Holstein hat sich kurz vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen den Bau ausgesprochen. Was, wenn sich ihre Haltung nun ändert?

Dieses Szenario ist nicht abwegig. Ich habe aber weiterhin Vertrauen darin, dass Teile der Basis konsequent an der Ablehnung des Terminals festhalten und tatsächlich daran interessiert sind, das Beste für die Bevölkerung vor Ort und für die Menschen im globalen Süden zu wollen. Wir von Fridays for Future hoffen, dass sich daran nichts ändert.

Was erwarten Sie von der künftigen Landesregierung?

Wir erwarten ein aufrichtiges und sachorientiertes Engagement zur Bekämpfung der Klimakrise und eine strikte Ablehnung zum Bau des LNG-Terminals. Zudem hoffen wir, dass Baurechtsreformen nur in Bezug auf erneuerbare Energien angestrebt werden und nicht wie aktuell zur Durchsetzung des Terminalbaus. Speziell von den Grünen erwarten wir, dass weiterhin Druck auf die Führungsebenen gemacht wird. Für uns steht fest, dass dort nur die Profitinteressen des deutschen Fossilkapitals unterstützt werden. Deshalb fordern wir eine klare Offensive beim Ausbau von erneuerbaren Energien.

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3 Kommentare

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  • Die Angst vorm Frieren wird von den Unternehmen gepredigt, die die größten Verbraucher von fossilen Brennstoffen sind. Da müssen wir uns als 'Kunden' schon fragen: Warum erlauben wir mit dem Kauf von PKWs noch den Konzernen, Eisen, Stahl, Gas, Kohle, Kobalt, Lithium, Nickel, Mangan, Graphit und seltene Erden zu vernutzen, wo doch der Kanzler gerade in Japan kennenlernen kann, wie hinderlich (und teuer) privater PKW-Verkehr sein kann. Ohne die Lieferketten und Rückholung der einst heimischen Produktion brauchen wir auch keine Container- und Tankschiffe mehr. Wir müssen nur lernen, ohne die Globalisten, uns lieber mehr selbst und mit eigener Arbeit zu versorgen. Gerade angesichts der durch Spekulation angeheitzten Inflation und Geldentwertung beginnenden und nicht mehr aufzuhaltenden Weltwirtschaftskrise ist ein Umdenken und Einschränken überlebenswichtig.

  • "Fossile Energieträger sind überall auf der Welt mit Leid und Elend der Bevölkerung verbunden."

    Das ist natürlich purer Blödsinn. NORWEGEN ist genau damit zum reichsten Staat Europas aufgestiegen. Nun verdienen sie sich zusätzlich ein bischen Geld nebenbei mit verstärkter Speicherung von CO2 - auch so eine Todsünde für die "Ichbingegenalles-Fraktion".



    Die Kernfrage ist doch eher, wie wird der Reichtum in den Öl- und Gasländern verteilt.

    Ich bin übrigens auch gegen LNG-Terminals. Wir brauchen kein Fracking-Gas aus den USA - der große Gewinner des Ukraine-Krieges.

    Nochmal, Gas gibts im Mittelmeer jede Menge. Draghi geht offenbar seinen eigenen Weg, wenn die EU nicht rechtzeitig handelt: "Die Lösung ist Gas aus Algerien und Libyen" (Quelle: RND)

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Wenn man das Abkommen von Paris nicht zeitnah kündigen und die Klimaziele wegen der enormen Risiken trotz des Krieges weiterverfolgen will, machen die LNG Terminals absolut keinen Sinn.



    Sie helfen uns nicht kurzfristig aus der Abhängigkeit von Russland und ersetzen das klimaschädliche Erdgas durch absolut dreckiges Fracking Gas, das nicht einmal als Brückentechnologie taugt.



    Leider wird ja gerade alles geschliffen und dem Krieg untergeordnet. Ich vermute daher, das die Grünen in SH, die sich ja bishher ohnehin kaum um Klima, Energiewende und Umwelt gekümmert haben, beizeiten umfallen.



    Würde mich aber freuen, wenn die SH-Basis weiterhin konsequent die LNG-Lösung ablehnt.