FC St. Pauli verliert gegen Hannover 96: Nordderby des Grauens

Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Hannover 96 gibt es Pfiffe für St. Pauli. Doch auch die glücklicheren Niedersachsen boten nur schmale Kost.

Hoch das Bein! Hannovers Felipe (l.) und Hamburgs Henk Veermann kämpfen um den Ball Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

HAMBURG taz | Was für Ambitionen, was für eine Enttäuschung. Da wollten – so der eigene Anspruch vor der Saison – Hannover 96 und der FC St. Pauli die Liga so richtig rocken. Sofortiger Wiederaufstieg in die Bundesliga hieß das erklärte Ziel der Niedersachsen vor der Saison, während die Hamburger um den Aufstieg zumindest mitspielen wollten. Vor dem ersten direkten Aufeinandertreffen der beiden Teams am vergangenen Wochenende aber sah die Welt ganz anders aus: Der FC St. Pauli nach sechs sieglosen Parteien in Folge auf Platz 13 nur knapp vor der Abstiegszone, die Hannover 96 auf Platz 16 anführte. Trübe Aussichten für ein Nordderby bei Hamburger Schmuddelwetter.

Was beide Vereine dann am ausverkauften Millerntor an diesem Samstag boten, zeigte, warum sich ihre Fans berechtigte Sorgen machen dürfen. Gastgeber St. Pauli agierte planlos mit hohen Bällen in die Spitze, zeigte extrem unpräzises Passspiel und kaum gute Flanken. Die beste – von Viktor Gökeres – verpasste Mittelstürmer Henk Veerman noch in der ersten Halbzeit nur knapp – die beste Chance für die schwachen Hamburger während der Partie.

Da war Hannover mit seiner bislang einzigen Chance bereits in Führung gegangen: Linton Maina hatte St.-Pauli-Kapitän Jan-Philipp Kalla den Ball abgeluchst und war auf seinem Weg zum Tor von der Hamburger Abwehr nur eskortiert worden – ein Treffer nach nicht einmal sieben Spielminuten. Doch nach dem Tor stellte Hannover den Spielbetrieb in der gegnerischen Hälfte fast vollständig ein und verwaltete mit zwei gut postierten Defensivketten die knappe Führung.

Viel Luft nach oben

Über 80 Minuten sah es so aus, als hätten beide Seiten einen Nichtangriffspakt geschlossen – das Spielniveau blieb dabei so überschaubar, dass nach dem Abpfiff viele Fans ihre Mannschaft auspfiffen – eigentlich ein absolutes No-Go am Millerntor. Hannovers Trainer Kenan Kocak, der erst vor zwei Wochen Mirko Slomka abgelöst hatte und am Samstag nun seinen ersten Sieg verbuchte, freute sich über die drei Punkte und über die „mannschaftliche Geschlossenheit“, sah aber bei seiner passiv agierenden Mannschaft vor allem im Umschalt­spiel deutlich Luft nach oben. Dabei hat Hannover vor allem im heimischen Niedersachsenstadion Probleme: Doch fuhr der Bundesliga-Absteiger bislang in sieben Anläufen in dieser Saison als einziges Team der Liga noch keinen einzigen Heimsieg ein.

Beim FC St. Pauli, der in der Tabelle von Hannover überrundet wurde und nun hauchzart über der Abstiegszone auf Platz 15 thront, ist nicht die Analyse des Sturzflugs, sondern Beschwichtigung der Marke „war doch nicht alles schlecht“ angesagt. Mittelfeldmotor Marvin Knoll, selbst seit Wochen im Formtief, freut sich darüber, wie sein Team „die Zweikämpfe angenommen“ habe und Trainer Jost Luhukay lobt, wenn schon nicht die Spiel- so doch zumindest die Trainingsleistung der Mannschaft.

Doch auch wenn sich Sportchef Andreas Bornemann nach der erneuten Niederlage demonstrativ vor den Trainer stellte, darf Luhukay sich nicht mehr sicher fühlen: Es ist Rausschmisssaison beim FC St. Pauli – zweimal wechselte der Club in den vergangenen Jahren seinen Trainer nach dem 16. Spieltag aus, um dem Nachfolger noch vor der Winterpause zwei Eingewöhnungsspiele zu gönnen. Der 16. Spieltag findet am nächsten Wochenende statt und dürfte – sollte der FC St. Pauli erneut verlieren – das Team auf einen Abstiegsplatz abstürzen lassen. Spätestens dann wird es für Luhukay, der unter den Fans umstritten ist, eng werden.

Bis dahin tröstet sich der FC St. Pauli mit dem Prinzip Hoffnung und einem Jahresüberschuss von 1.56 Millionen Euro für den Gesamtkonzern, den Vereinsboss Oke Göttlich am vergangenen Mittwoch bekannt gab. Zum achten Mal in Folge schreibt der Kiezclub damit schwarze Zahlen und löst neidische Blicke aus dem nicht weit entfernten Volkspark, dem Domizil des HSV, aus.

Hannover hat da ganz andere Themen: Die Niedersachsen legten Protest gegen die Wertung der 1:2-Niederlage gegen Darmstadt 98 ein, wo ihnen ein Treffer aberkannt wurde, weil der Ball zuvor vom Schiedsrichter abgeprallt war. Der Sachkundige aber weiß: Nicht schön für Hannover, aber leider regelgerecht.

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