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FC Getafe tritt gegen FC Bayern anSpanische Vorortkicker mit Erfolg

Der Madrider Vorortverein FC Getafe hat sich in der spanischen Primera Division etabliert. Der nächste Coup soll gegen den FC Bayern gelingen.

Esteban Granero freut sich über einen weiteren Sieg seines Vorort-Vereins Getafe Club de Futbol. Bild: rtr

Die meisten Spieler kommen täglich schon gegen zehn, etwa eine Stunde vor Trainingsbeginn, und frühstücken erst mal gemeinsam im Sportlerheim. Dem Torwart Roberto Carlos Abbondanzieri, Kosename Pato (die Ente) beispielsweise bringt der Wirt einen Donut und einen Kaffee. Abbondanzieri ist der Mann, der Argentiniens Tor im WM-Viertelfinale gegen die Deutschen hütete und dann verletzt ausgewechselt werden musste, was ihn um seine Spezialität brachte: das Elfmeterschießen. Nach der WM verließ er Buenos Aires Richtung Madrider Stadtrand, weil er der langen Reisen mit dem Weltverein Boca Juniors überdrüssig war und einen ruhigeren Arbeitsplatz suchte. "Dieses Jahr ist daraus aber nichts geworden", sagt er lachend.

Denn der kleine Getafe Club de Futbol mit der familiären Atmosphäre ist plötzlich eine große Nummer. Zum zweiten Mal hintereinander steht er im Finale des Königspokals (16. April gegen den FC Valencia), und während das mächtige Real Madrid aus dem Europapokal schon ausgeschieden ist, konnten "los Azulones" (die Blauen) Großkaliber wie Tottenham Hotspur oder Benfica Lissabon bezwingen und fordern jetzt im Viertelfinale des Uefa-Cups Bayern München heraus.

In der 160.000-Einwohner-Stadt Getafe, etwa 20 Minuten mit dem Zug von Madrid entfernt, sind sie frecherweise überzeugt davon, auch die Deutschen besiegen zu können, wenn sie in der Münchner Arena am heutigen Donnerstagabend (20.15 Uhr, Sat.1) einigermaßen unbeschadet entkommen können, und die Entscheidung erst nächste Woche im eigenen "Coliseum Alfonso Pérez" fällt, im mit 17.000 Plätzen kleinsten Stadion der Primera Divison.

Das liegt zwischen ziegelroten Neubaublocks, braunem Brachland, der Autobahn und dem Einkaufszentrum. Innen werben auf großen Tafeln die lokale Zahnarztpraxis "Juande la Cierva" um Patienten oder der Pflanzenhändler "Plantas Quiles" um Kunden. In den Ecken, dort, wo die flachen Tribünen nicht hinreichen, fußen die Flutlichtmasten in spärlich begrasten Erdhügeln. Viel provinzieller geht es nicht, aber "auf dem Platz sind es dann immer elf gegen elf".

Das sagt Präsident Ángel Torres, ein Industrieller von 56 Jahren, der sich halbtags um seine eigenen Geschäfte und halbtags um den Klub kümmert. Der Mann mit dem Bart hat "el milagroso Eurogeta - das wundersame Eurogeta", wie die Zeitungen schreiben, möglich gemacht. Ein Wunder? Torres widerspricht: "Es ist allenfalls das Wunder der Arbeit und Beständigkeit, denn die Basis ist ein langjähriges Projekt, an dem viele Leute mitgearbeitet haben, die daran glaubten, dass all das sich ereignen kann. Wir haben gezeigt, dass man mit kleinem Budget eine gute Mannschaft formen kann."

Es ist eine Mischung aus gestandenen Profis wie Pato, dem Schweizer Celestini oder dem Rumänen Contra und hungrigen Talenten wie dem Uruguayer Albin oder Rubén de la Red, einer Leihgabe von Real Madrid, soeben erstmals für Spaniens Nationalmannschaft nominiert.

Das Team wird geführt von einem aufstrebenden Trainer, der für spielerisch anspruchsvollen Fußball steht: Michael Laudrup, einer der großen Zehner der jüngeren Fußballgeschichte. Mittlerweile hat der sympathische Däne schon das Interesse bei kontinentalen Schwergewichten wie Chelsea erregt, in einer Linie mit den Vorgängern Bernd Schuster (jetzt Real Madrid) oder Quique Sánchez Flores, der anschließend zum FC Valencia wechselte. Getafe, erst seit vier Jahren in der ersten Liga und derzeit Zwölfter, macht die Trainer groß, aber mittlerweile ist auch die Mannschaft erwachsen. Neulich hat die Elf verwegen im Bernabéu-Stadion gewonnen, indem sie die Stars von Real auskonterte, als die ein Tor feierten, das schon aberkannt war.

So hat der Verein mit seinen 12.000 Mitgliedern die Stadt weit über Spaniens Grenzen hinaus bekannt gemacht, wie Bürgermeister Pedro Castro berichten kann: "Wenn ich früher nach Toulouse oder Hamburg geflogen bin, um zu versuchen, Firmen zu überzeugen, sich in unserem Industriegebiet niederzulassen, dann musste ich einen Koffer voller DVDs mitnehmen, um zu erklären, wie Getafe ist. Seit wir erstklassig sind, ist das nicht mehr nötig, denn in Europa hält man es für selbstverständlich, dass eine Mannschaft aus der ersten Liga in einer Erstligastadt ansässig ist." Getafe ist einer der prosperierendsten Orte im Süden Madrids geworden, einer der wenigen mit wichtigen Fabriken wie der, die Teile des Airbus 380 produziert.

Die Getafenses, wie die Einwohner heißen, sind natürlich mächtig stolz auf ihre Fußballer. Wenn es etwas zu feiern gibt, dann versammeln sie sich an einem Brunnen im Stadtzentrum. In Anlehnung an den majestätischen Cibeles-Brunnen in Madrid, an dem Reals Anhängerschaft zusammenströmt, heißt der in Getafe Cibelina, das Cibelchen. Die Zuversichtlichsten haben sich dort schon zum Baden verabredet, am Donnerstag in einer Woche, wenn sich auch das große Bayern München dem kleinen Getafe hat beugen müssen.

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