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FC-Bayern-Superstar Jamal MusialaGewinnen mit Vinni

Beim klaren Pokalerfolg der Bayern in Mainz besticht wieder einmal Angreifer Jamal Musiala, der heftiger denn je umworben wird.

Phanstastisch elastisch: Jamal Musiala (M.) umkurvt diverse Mainzer Foto: dpa

Mainz taz | Jamal Musiala grinste, als es im zugigen Erdgeschoss der Mainzer Arena um die Verwendung dieser bunt gepunkteten Kunststoffkugel, also des Spielballs, ging. „Ich glaube, der Ball geht einfach zu Mama. Sie kann dafür einen Platz finden – das ist besser, als wenn der bei mir irgendwo rumliegt.“ Stilecht hatte sich der Matchwinner des FC Bayern die Unterschriften der Mitspieler abgeholt, nachdem der Virtuose im DFB-Pokalspiel beim FSV Mainz 05 (4:0) den ersten Dreier­pack der Karriere geschnürt hatte.

„Ich bin happy, dass ich endlich die celebration machen kann von Steph Curry. Darauf habe ich mich am meisten gefreut“, merkte der 21-Jährige spaßeshalber an. In den Füßen besitzt er fast so viel Feingefühl wie der von ihm verehrte NBA-Star in den Händen. Unweigerlich kam nach dieser Gala wieder die Zukunftsfrage auf: Verlängert Musiala seinen 2026 auslaufenden Vertrag? „Da kann ich nicht so viel sagen. Es ist besser, ein bisschen mystery zu bleiben“, beschied er.

Das Geheimnis werde, so deutete es der Instinktfußballer an, nicht vorm Winter gelüftet. Eines konnte er noch verraten: „Wir sind in Gesprächen. Ich bin happy. Ich genieße die Zeit hier.“ Elf Scorerpunkte aus elf Pflichtspielen sind eine tadellose Bilanz. Es wäre jammerschade, wenn die Bundesliga eine solche Attraktion verlöre.

„Er weiß, wie die Leute ihn lieben“

Dass Musiala mit seinem englischen Background insbesondere für die Premier League interessant ist, versteht sich von selbst. Thomas Müller als Sinnbild für bayrische Verbundenheit warb sogleich offensiv für einen Verbleib: „Ich glaube, dass Jamal weiß, wie ihn die Leute lieben. Nicht nur bei Bayern, sondern in ganz Deutschland. Ich glaube er wird gut daran tun, wenn er sich das drei-, vier-, fünfmal überlegt – wenn er überhaupt Gedanken daran verschwendet, nicht hier zu bleiben.“

Sportvorstand Max Eberl wollte nichts zum Stand der vermutlich schwierigen Verhandlungen sagen, sondern nur das anmerken: Dass er nicht verstanden habe, warum dieser ja auch bei der EM in Deutschland sehr auffällige Leistungsträger der Nationalmannschaft nicht auf der Vorschlagsliste zum Ballon d’Or gestanden habe. Der Feingeist sei auf alle Fälle ein Kandidat, diesen Preis einmal zu gewinnen.

Eine Thematik, die auch Trainer Vincent Kompany in der Pressekonferenz vertiefte. Man solle bei Musiala bloß nicht den Fehler begehen, wie bei Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo vor allem auf das Zählbare zu schauen. „Wir müssen ihn nicht nur an Toren messen.“ Der Bayern-Coach empfahl als Vergleichsgröße Ronaldinho oder Zinedine Zidane: „Er kann einer von diesen Spielern sein, auch wenn er keine 1.000 Tore macht.“

Die Tricks des Zauberers entschädigten auch jene Zuschauer, die die völlig chancenlosen Nullfünfer bedauerten. Woher rührt bloß diese Kunst, einerseits so gekonnt mit der Kugel umzugehen und sich gleichzeitig so geschmeidig um Gegenspieler zu schlängeln? „Ich glaube schon, man kann so etwas lernen. Ich habe das über Jahre trainiert“, erklärte Musiala. „Natürlich gibt es den Aspekt von Talent, aber ohne Arbeit ist es schwer. Ich kann mich auch immer noch verbessern“, drohte er.

Insbesondere Kompany habe seit dem Sommer darauf gedrängt, plauderte Müller aus, zwischen Dribbling und Abschluss eine bessere Balance zu finden. „Jamal hat sich vorgenommen, die Tore in der Box zu machen. Er will da öfter noch hin in diese Räume. Schön, wenn das mit einem Erfolgserlebnis bestätigt wird.“ So genügte den Bayern eine Halbzeit, um einen Unterschied von zwei Klassen und vier Toren in einem Bundesligaduell zu verdeutlichen.

Jamal Musiala hofft nun, „dass ich die Hinrunde gut durchkomme und in vielen Spielen available bin.“ Gesundheitsgefährdende Attacken wie die von Raubein Dominik Kohr sind für ihn („Das war mehr als ein kleines Foul“) eine ständige Gefahr. Es war sehr vernünftig von Kompany, seinen Besten genau wie Kane zur Pause auszuwechseln. Weil neben der Effektivität auch die Stabilität passte, wirkte der Vortrag ähnlich stimmig wie am Sonntag in Bochum (5:0).

„Was ich gut finde von Vinni“, lobte Musiala den Trainer, „dass wir in jedes Spiel mit der gleichen Intensität reingehen wie in ein Finale.“ Alles in allem scheint das Kompany-Konstrukt weit weniger windschief als vor einigen Wochen.

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