FAZ-Mag: Marcel, Gerhard, Goethe

(45) Gerhard Schröder saß in der ersten Reihe. Das war er gewohnt. Nur diesmal, beim Goethe-Festakt, war ihm doch ein bisschen mulmig. Neben ihm saß Marcel Reich-Ranicki. Was war der noch? Reichshauptkrawallschachtel? Irgendwie sowas. Wenn er ihn nur von der Seite ansah, musste Schröder an seine Hämorrhoiden denken. Am liebsten hätte er sich mit einer Gabel gekratzt. Aber das ging jetzt wohl nicht. Der Kanzler war deprimiert. Er fühlte sich wie eingefroren neben diesem dämonisch gut gelaunten Mann, der jeden Fernseher zu sprengen in der Lage war. Schröder fühlte sich tot, tot, tot.